Emmanuel Carrère erzählt in „Yoga“ von seinem Kampf gegen innere Irrlichter
„Es ist ein dornenreiches Unterfangen einer so irrlichternden Bewegung wie der unseres Geistes zu folgen, ihm in die verborgenen Winkel nachzudringen und noch die winzigsten Erscheinungsformen seiner Unruhe auzumachen und aufzuzeichnen. Mehrere Jahre sind es schon, dass ich meinen Gedanken nur mich selbst zum Gegenstand gesetzt habe, dass ich nichts anderes untersuche und erforsche als mich, und erforsche ich doch etwas anderes, dann nur, um es auf mich zu beziehen.“ (Montaigne)
„Ich würde gerne etwas anderes denken als das, was ich denke, denn was ich denke und oft genug aufgezählt habe ist sinnlos, es ist immer dasselbe und übertrieben selbstbezogen.“(Carrère)
„Yoga“, der Titel des jüngsten von Emmanuel Carrère verfassten Romans mag den Leser in die falsche Richtung führen. Man lernt zwar einiges über Yoga oder besser über Meditation, das stille sich von allen inneren Irrlichtern frei machende Sitzen, wie es bereits in einem Roman von Tim Parks beschrieben wurde. Doch Carrères Aufenthalt in einem klostergleichen „Gehege“, wo alles, was Spaß macht, verboten ist, bildet nur den ersten der vier Teile des Buchs dieses auf autofiktionales Erzählen abonnierten Autors. Seinem ich-erzählenden Roman-Ego ist bewusst, daß seine Art alle Sätze mit Ich zu beginnen, zumindest was das Briefeschreiben betrifft, entgegen allen Regeln ist. Regeln der Höflichkeit und der Rücksicht, gegen die auch der Roman verstößt, wovon die Leserin allerdings nur sekundär und durch „„Unerinnerbarer Horror““ weiterlesen