Calla Henkel legt mit „Ein letztes Geschenk“ einen Spannungsroman voll sarkastischer Gesellschaftskritik vor
„»Ich mache keine Kunst, sondern Kunsthandwerk.« Naomi legte den Kopf schräg. »Was ist der Unterschied?« »Bei Letzterem geht es um den Herstellungsprozess und den späteren Nutzen, bei Ersterem um den Marktwert und ums Ego.« Ich hielt inne und sah mich im Restaurant um. »Beim Kunsthandwerk gibt es kein Ego – jeder kann es erlernen und darin zum Meister werden. Kunst beruht auf der Isolierung eines Genies, wohingegen Kunsthandwerk … integer ist.« Naomi schob ihre Unterlippe vor. »Sie halten das alles hier also für Schwachsinn?« Ich nickte.“
Der Plot von „Ein letztes Geschenk“, dem zweiten Roman der amerikanischen Autorin Calla Henkel, soll nur knapp erzählt werden, da er dem Genre der Spannungsliteratur angehört. Esther, eine begabte Porträtkünstlerin, die aus Frust am Betrieb in den Wäldern North Carolinas handgebundene Bücher anfertigt, erhält von einer New Yorkerin Milliardärin den Auftrag zur Herstellung von Scrapbooks. Aus den von Naomi über Jahre gesammelten Fotos und Dokumenten sollen Erinnerungsalben entstehen, mit denen sie ihren Ehemann überraschen möchte. Zunächst lehnt Esther ab, doch die Umstände zwingen sie, den lukrativen Job anzunehmen. Als ihre Auftraggeberin verschwindet, „Scrap“ weiterlesen