In „Die Stille“ inszeniert Don DeLillo den Systemausfall als absurdes Theater
„Die aktuelle Lage macht uns klar, dass es nichts zu sagen gibt, außer was uns spontan in den Kopf kommt und nachher wissen wir das sowieso alle nicht.“
Die Lektüre von Don DeLillos „Die Stille“ konnte ich nicht unvoreingenommen beginnen. „Eine Katastrophe über eine Katastrophe, positiv: nur 100 Seiten und große Buchstaben“, so das knappe Statement eines Mitstreiters aus meinem Literaturkreis. Der tagt momentan höchstens im Chat. Der dieser Kommunikationsform immanente Telegrammstil passt in seiner kargen Unvollständigkeit gut zu DeLillos neuem Buch, das wohl kaum als Roman bezeichnet werden kann.
Ebenso gut passt dazu, daß die Aussage über eine Messenger-App zu mir fand, also mit einem Smartphone notiert, versendet, empfangen und gelesen wurde. Damit zähle ich zu den in diesem Buch angesprochenen Nutzern dieser Technik und sollte für DeLillos Zivilisationskritik empfänglich sein.
Die Geschichte beschreibt die Verhältnisse im Jahr 2022. DeLillo wählt die Dystopie, eine von mir geschätzte Literaturgattung. So finden sich „„Herd tot. Kühlschrank tot.““ weiterlesen