Lesenswertes für Literaturkreise

Als wir un­se­ren Li­te­ra­tur­kreis grün­de­ten, stell­te sich al­le sechs Wo­chen die Fra­ge, was le­sen. Das Buch soll­te nicht zu um­fang­reich und be­reits als Ta­schen­buch er­hält­lich sein. Ei­ne er­füll­ba­re Vor­aus­set­zung. Schwie­ri­ger war es da schon die Le­se­vor­lie­ben oder bes­ser die Le­se­ab­nei­gun­gen der Teil­neh­mer zu be­rück­sich­ti­gen. Kein Kitsch, kei­ne Ge­walt, kei­ne Or­gi­en. Da wir meist un­be­kann­te Bü­cher le­sen, lässt sich na­tür­lich ge­nau das nicht im­mer ver­mei­den. Manch­mal er­weist es sich so­gar als ge­lun­ge­ner „Fehl­griff“, denn ge­nau die­se Ver­stö­run­gen füh­ren oft zu an­ge­reg­ter Diskussion.

Da ich oft ge­fragt wer­de, wel­che Bü­cher nun den bes­ten Stoff für ei­ne ge­lun­ge­ne Run­de bie­ten, ha­be ich ne­ben den Lis­ten vom al­ten und neu­en Li­te­ra­tur­kreis wei­te­re Ti­tel zusammengestellt.

Wohl wis­send, daß ei­ne ge­lun­ge­ne Dis­kus­si­on über ein Buch von den Le­sern, ih­rem Le­se­le­ben und dem gan­zen an­de­ren Rest ab­hän­gig ist.

Aus­ter, Paul: Un­sicht­bar, rororo, 320 S., Re­zen­si­on

Bald­win, Ja­mes: Von die­ser Welt, dtv, 317 S., Re­zen­si­on

Bär­fuss, Lu­kas: Ha­gard, Wall­stein, 174 S., Re­zen­si­on

Ba­yard, Pierre: Wie man über Bü­cher spricht, die man nicht ge­le­sen hat, Kunst­mann, 224 S., Re­zen­si­on

Boyle, T. C.: Die Ter­ranau­ten, Han­ser, 608 S., Re­zen­si­on

Fan­te, John: 1933 war ein schlim­mes Jahr, Blu­men­bar, 144 S., Re­zen­si­on

Fla­sar, Mi­le­na Mi­chi­ko: Ich nann­te ihn Kra­wat­te, Wa­gen­bach, 144 S., Re­zen­si­on

Gen­a­zi­no, Wil­helm: Ein Re­gen­schirm für die­sen Tag, dtv, 176 S.

Gun­dar-Gos­hen, Aye­let: Lö­wen we­cken, Kein & Aber, 432 S., Re­zen­si­on

Haas, Wolf: Ver­tei­di­gung der Mis­sio­nars­stel­lung, dtv, 240 S., Re­zen­si­on

Hahn, An­na Ka­tha­ri­na: Am schwar­zen Berg, Suhr­kamp, 237 S., Re­zen­si­on

Haus­ho­fer, Marlen:Die Wand, Ull­stein, 288 S., Re­zen­si­on

Hou­el­le­becq, Mi­chel: Un­ter­wer­fung, Du­Mont, 272 S., Re­zen­si­on

Kirch­hoff, Wi­der­fahr­nis, FVA, 224 S., Re­zen­si­on

Koch, Her­mann: An­ge­rich­tet, ki­wi, 320 S., Re­zen­si­on

Lee, Har­per: Wer die Nach­ti­gall stört, rororo, 416 S., Re­zen­si­on

Má­rai, Sán­dor: Die Glut, Pi­per, 224 S., Re­zen­si­on

Orths, Mar­kus: Das Zim­mer­mäd­chen , btb, 144 S., Re­zen­si­on

Orths, Mar­kus: Die Tarn­kap­pe, btb, 224 S., Re­zen­si­on

Roth, Phil­ip: Der mensch­li­che Ma­kel, rororo, 400 S.

Stamm, Pe­ter: Weit über das Land, Fi­scher, 224 S., Re­zen­si­on

Sli­ma­ni, Lei­la: Dann schlaf auch du, Luch­ter­hand, 222 S., Re­zen­si­on

Uhr­mann, Er­win: Ich bin die Zu­kunft, Lim­bus, 176 S., Re­zen­si­on

Vi­gan, Del­phi­ne de: Nach ei­ner wah­ren Ge­schich­te, Du­Mont, 352 S., Re­zen­si­on

Wil­liams, John: Stoner, dtv, 352 S., Re­zen­si­on

Kom­men­ta­re mit er­prob­ten Le­se­tips sind willkommen

4 Gedanken zu „Lesenswertes für Literaturkreise“

  1. Ei­ne schö­ne Aus­wahl an Bü­chern! In un­se­rem Le­se­kreis ha­ben wir auf­grund Dei­ner An­re­gung be­reits „Din­ge, die wir heu­te sag­ten” von Ju­dith Zan­der ge­le­sen und dies sehr genossen. 

    Hier ein Vor­schlag für ein Buch, das sich gut in ei­ner Le­se­run­de dis­ku­tie­ren lässt:

    Wir müs­sen über Ke­vin reden”
    von Li­o­nel Shriver

    Das Buch ist in Form von Brie­fen, die Ke­vins Mut­ter Eva an ih­ren ab­we­sen­den Ehe­mann Frank­lin schreibt, ver­fasst. Ke­vin, der in ei­nem Ju­gend­ge­fäng­nis in­haf­tiert ist, hat an sei­ner High­school wäh­rend ei­nes Amok­lau­fes neun Men­schen um­ge­bracht. Wer nun glaubt, dass es sich hier­bei um ei­ne Art Be­trof­fen­heits­li­te­ra­tur han­delt oder das Shri­ver das lei­der im­mer wie­der ak­tu­el­le The­ma des Amok­laufs an Schu­len ex­ploi­tiert, liegt falsch. 

    Eva un­ter­sucht in die­sen Brie­fen die Be­zie­hung zu ih­rem Sohn (aber auch zu ih­rem Ehe­mann) ab dem Ent­schluss, ein Kind in die Welt zu set­zen, bis hin zu ih­ren spä­te­ren Be­su­chen im Ge­fäng­nis. Von Ge­burt an fin­det kei­ne in­ni­ge Bin­dung zwi­schen Mut­ter und Kind statt; der Sohn ent­wi­ckelt sich aus Evas Sicht zur Be­las­tung für ih­re Ehe, den Fort­be­stand des von ihr selbst ge­star­te­ten er­folg­rei­chen Rei­se­ver­la­ges und schafft es, Eva jeg­li­cher Le­bens­per­spek­ti­ven zu be­rau­ben, je­den­falls so lan­ge, wie sie für ihn sor­gen muss. Sie ver­sucht ei­ner­seits im­mer wie­der scho­nungs­los of­fen ge­gen­über sich selbst ih­re ei­ge­nen Un­zu­läng­lich­kei­ten zu ana­ly­sie­ren; an­de­rer­seits lehnt sie jeg­li­che Ver­ant­wor­tung für Ke­vins Bös­ar­tig­kei­ten ab, die ih­rer Mei­nung nach auf sei­nem an­ge­bo­re­nen Na­tu­rell be­ru­hen. Eva fühlt sich von ih­rem Mann im Stich ge­las­sen, weil er sich auf die Sei­te Ke­vins schlägt und des­sen De­fi­zi­te nicht se­hen will. Frank­lin kann den „Ta­bu­bruch” ge­gen­über der Vor­stel­lung, dass El­tern ih­re Kin­der au­to­ma­tisch be­din­gungs­los lie­ben müs­sen, nicht begehen.

    Der Le­ser ver­folgt die üb­li­chen Sta­tio­nen ei­nes Fa­mi­li­en­le­bens (bis hin zum Tag des be­sag­ten Amok­lau­fes), auf die hier nicht nä­her ein­ge­gan­gen wer­den soll, da dies den Span­nungs­bo­gen beim Le­sen zer­stö­ren wür­de. Er be­kommt am En­de je­doch kei­ne schlüs­si­ge Ant­wort dar­auf, was ge­nau Ke­vin zu die­ser Tat be­wegt hat.

    Wir müs­sen über Ke­vin re­den” hat in un­se­rem Le­se­kreis für lan­ge De­bat­ten ge­sorgt. Auch die kin­der­lo­sen Mit­glie­der un­ter uns konn­ten al­le Zu­gang zu der The­ma­tik fin­den oder ha­ben sich in ir­gend­ei­ner Wei­se in Evas Cha­rak­ter wie­der­ge­fun­den. Aber auch au­ßer­halb der Mut­ter-Sohn-Pro­ble­ma­tik wa­ren so vie­le in­ter­es­san­te Dis­kus­si­ons­punk­te zu fin­den, die al­le da­zu bei­getra­gen ha­be, dass uns die­se Lek­tü­re noch lan­ge in Er­in­ne­rung blei­ben wird.

  2. Das Buch scheint wirk­lich viel Dis­kus­si­ons­stoff zu bieten.

    Ich wer­de es di­rekt auf die Lis­te mei­ner po­ten­ti­el­len Le­se­kreis-Kan­di­da­ten set­zen. Lei­der dau­ert es noch ein Weil­chen bis ich wie­der ein Buch vor­schla­gen darf.

    Dan­ke für Dei­nen aus­führ­li­chen Buch­tipp, bookbird.

  3. Zu lan­ge, daß ich nicht mehr auf dei­ner Sei­te ge­stö­bert ha­be. Und jus­ta­ment jetzt sto­ße ich auf dei­ne Le­se­kreis ge­eig­ne­ten Ti­tel, die ich si­cher­lich ver­wen­den wer­de.. denn mir wur­de jetzt die Lei­tung ei­nes Le­se­krei­ses so­zu­sa­gen an­ge­tra­gen… aber der muss sich erst fin­den und eta­blie­ren, aber ei­ne gu­te Ti­tel­lis­te hilft si­cher­lich dabei!

    Dan­ke al­so dafür!

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