Die Wand — Innere Emigration oder radikale Selbstbestimmung

Mit Daniela Strigl auf den Spuren Marlen Haushofers(1920–1970)

Den Ro­man Die Wand ha­be ich nicht wie vie­le Frau­en mei­ner Ge­ne­ra­ti­on in den Acht­zi­gern ken­nen­ge­lernt, son­dern erst vor we­ni­gen Jah­ren. Als Lek­tü­re des Li­te­ra­tur­krei­ses dis­ku­tier­ten wir ihn teil­wei­se sehr kon­tro­vers, be­son­ders die Mei­nun­gen über den töd­li­chen Schuß auf den Ein­dring­ling gin­gen weit auseinander.

Die Wand ist das be­kann­tes­te Buch der mit knapp fünf­zig Jah­ren an Krebs ver­stor­be­nen Mar­len Haus­ho­fer. Der Ro­man der eher scheu­en Schrift­stel­le­rin er­reg­te be­reits kurz nach Er­schei­nen li­te­ra­ri­sches Auf­se­hen und wur­de in meh­re­re Spra­chen über­setzt. Gro­ßen Ruhm er­lang­te er je­doch erst als Kult­buch der fe­mi­nis­ti­schen Frau­en­li­te­ra­tur nach über ei­nem Jahrzehnt.

Dies schil­dert die Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin Da­nie­la Stri­gl im Vor­wort zu ih­rer 2007 er­schie­ne­nen Bio­gra­phie über Mar­len Haus­ho­fer Wahr­schein­lich bin ich ver­rückt. Der An­laß mich in die­se Un­ter­su­chung zu ver­tie­fen liegt nicht al­lein bei Da­nie­la Stri­gl, die mich stets als Ju­ro­rin des Bach­mann-Wett­be­werbs be­ein­druckt. Es ist die ak­tu­el­le Ver­fil­mung des Ro­mans un­ter der Re­gie von Ro­man Pöls­ler, in der Mar­ti­na Ge­deck auf über­zeu­gen­de Wei­se die ein­zi­ge mensch­li­chen Haupt­rol­le verkörpert.

Ei­ne Frau fährt mit ei­nem be­freun­de­ten Ehe­paar zu ei­ner Jagd­hüt­te in den Ber­gen. Als am Abend die Freun­de zum Gast­haus im Dorf ge­hen, bleibt die Frau mit dem Hund zu­rück. Erst am nächs­ten Mor­gen be­merkt sie, daß ih­re Freun­de nicht zu­rück ge­kehrt sind. Sie bricht ins Dorf auf, er­reicht die­ses je­doch nie, da ihr ei­ne un­sicht­ba­re Wand den Weg ver­sperrt. Die­se Wand schließt sie groß­räu­mig ge­gen den Rest der Welt ab, der ver­stei­nert und leb­los da liegt. Die Frau rich­tet sich ein in ih­rem Über­le­ben in der Na­tur, nur be­glei­tet durch den Hund und an­de­re Tiere.

Wäh­rend der ers­ten Sze­nen war ich sehr skep­tisch, ob die fil­mi­sche Um­set­zung die­ses stark in der In­nen­welt der Fi­gur spie­len­den Ge­sche­hens funk­tio­nie­ren wür­de. Ein Kam­mer­spiel in der frei­en Na­tur, in dem als wei­te­re Part­ner aus­schließ­lich Tie­re mit­spie­len. Die Ge­dan­ken, die der Ein­sied­le­rin durch den Kopf ge­hen und die sie als Be­richt no­tiert, spricht ei­ne Stim­me im Hin­ter­grund. Doch je län­ger die­ser ru­hi­ge Fluss der Wor­te das Fort­schrei­ten des Films be­glei­tet, um­so stär­ker schlug er mich in sei­nen Bann. Die in un­se­rem Kreis lan­ge dis­ku­tier­te Fra­ge, war­um die Frau den ein­zi­gen Men­schen, den sie nach Jah­ren in ih­rem Re­ser­vat trifft, tö­tet, be­ant­wor­tet der Film auch für den letz­ten Zweif­ler ein­deu­tig. Weil es eben kein Mensch war, der dort plötz­lich in ih­re Welt ein­brach, son­dern ein Unmensch.

Mich hat die­ser Film sehr be­ein­druckt und er warf er­neut die Fra­ge auf, in­wie­weit sei­ne Vor­la­ge die in­ne­re Be­find­lich­keit der Au­torin Mar­len Haus­ho­fer wi­der­spie­gelt. Lässt sich Die Wand tat­säch­lich als Ro­man ei­ner De­pres­si­on be­zeich­nen oder ist die­se oft kol­por­tier­te Mei­nung le­dig­lich Küchenpsychologie?

Ein­deu­tig wird sich dies wohl nie be­ant­wor­ten las­sen, so die Bio­gra­phin Stri­gl. Haus­ho­fer ha­be zwar re­gel­mä­ßig Ta­ge­buch ge­führt, die­se Hef­te je­doch ge­nau­so re­gel­mä­ßig ver­nich­tet. Es exis­tie­ren den­noch Do­ku­men­te und Auf­zeich­nun­gen, ku­rio­ser­wei­se ver­wal­tet von der zwei­ten Ehe­frau ih­res Man­nes, die auf­schluss­rei­che Ein­bli­cke er­lau­ben. In die­sen ver­rät Haus­ho­fer, „al­le Per­so­nen sind Tei­le von mir, so­zu­sa­gen ab­ge­spal­te­ne Per­sön­lich­kei­ten“, re­la­ti­viert dies je­doch im glei­chen Satz durch die si­cher zu­tref­fen­de, aber auch ver­all­ge­mei­nern­de Fest­stel­lung, daß „al­les, was ein Schrift­stel­ler schreibt, au­to­bio­gra­phisch sei“ (S. 11). Die­se Of­fen­ba­rung, die so­fort wie­der zu­rück­ge­nom­men wird, deu­tet auf die Wi­der­sprüch­lich­keit der Autorin.

Der Wald mit sei­ner Wei­te und sei­ner Ru­he ist ein wich­ti­ger Teil ih­rer Kind­heit als Förs­t­ertoch­ter. In die­se Welt kehrt sie auch in ih­ren Bü­chern im­mer wie­der zu­rück. Die Hand­lungs­or­te des Ro­mans sind die Or­te ih­rer Kind­heit. Die Jagd­hüt­te ist die ober­halb des Forst­hau­ses Ef­ferts­bach ge­le­ge­ne La­cken­hüt­te. Von dort aus ist die Hai­den­alm in 1300 Me­tern Hö­he nach wie vor nur für Wan­de­rer er­reich­bar. Al­ler­dings war die er­wach­se­ne Mar­len Haus­ho­fer kei­ne tier­lie­ben­de wan­dern­de Na­tur­freun­din, wie man es ver­mu­ten könn­te. In ei­nem Ra­dio­es­say wi­der­spricht sie die­ser Vor­stel­lung „ei­ner Ein­sied­le­rin(…), die das ein­fa­che Le­ben lieb­te und men­schen­scheu war“, sie lieb­te Pflan­zen, „weil Pflan­zen nicht Lärm schla­gen kön­nen und im­mer hübsch still sind“, aber „hat­te gro­ße Angst vor Hun­den“ (S.252). Das im Ro­man ge­schil­der­te Wis­sen um Flo­ra und Fau­na er­warb sie sich, Fra­gen zu De­tails be­ant­wor­te­te ihr Bru­der Ru­dolf, ein Forstwissenschaftler.

Die Frau in Die Wand darf folg­lich nicht als Cha­rak­ter­ab­bild der Mar­len Haus­ho­fer ge­deu­tet wer­den. In der ers­ten Ab­schrift des Ro­mans hat Stri­gl al­ler­dings vie­le au­to­bio­gra­phi­sche Hin­wei­se ent­de­cken kön­nen, die aus der end­gül­ti­gen Ver­si­on ge­tilgt wur­den. Dort denkt die Fi­gur noch in län­ge­ren Pas­sa­gen an ih­re Kin­der und ih­ren Mann. Das weit­ge­hen­de Feh­len die­ser Mo­men­te führ­te bei un­se­rer da­ma­li­gen Dis­kus­si­on zu ei­ni­gem Er­stau­nen und er­schien schwer nachvollziehbar.

Die ge­stri­che­nen Pas­sa­gen, dar­un­ter der Satz „Ei­gent­lich hät­te ich fast al­les was ich ge­tan ha­be lie­ber nicht ge­tan.“ füh­ren Stri­gl zu der Deu­tung „hier zieht ei­ne Vier­zig­jäh­ri­ge ei­ne ab­so­lut hoff­nungs­lo­se und un­er­bitt­li­che Bi­lanz“ (S.253). Ent­frem­dung sei das vor­herr­schen­de Ge­fühl der Haus­ho­fer ge­we­sen, das sie auch der Nur-Haus­frau der Erst­fas­sung zu­ge­schrie­ben ha­be. Auf sich selbst ge­stellt er­le­be die Haupt­fi­gur Frei­heit von Fremd­be­stim­mung, zu­gleich aber den Zwang zum Über­le­ben und die dar­aus er­wach­sen­de Ver­ant­wor­tung für Tie­re und Pflan­zen. „Die Ka­ta­stro­phe hat­te mir ei­ne gro­ße Ver­ant­wor­tung ab­ge­nom­men und, oh­ne daß ich es so­gleich merk­te, ei­ne neue Last auf­er­legt.“ (Die Wand, S. 75)

Ne­ben die­sem bio­gra­phi­schen In­ter­pre­ta­ti­ons­an­satz lie­gen wei­te­re Deu­tungs­mög­lich­kei­ten. Ein Blick auf die Ent­ste­hungs­ge­schich­te zeigt, daß Haus­ho­fer ih­re In­spi­ra­ti­on viel­leicht ei­ner ganz an­de­ren Art von Es­ka­pis­mus ver­dankt, dem Sci­ence-Fic­tion-Ro­man. Haus­ho­fer las die­se sehr ger­ne und gab sie da­nach dem Sohn ei­ner Be­kann­ten. Die­ser er­wähn­te ge­gen­über Stri­gl ei­ne Ge­schich­te mit dem Ti­tel Die glä­ser­ne Kup­pel, die das Über­le­ben ei­ner Grup­pe un­ter ei­ner Glas­glo­cke schil­dert. Ei­ne ein­deu­ti­ge Zu­ord­nung ge­lang zwar nicht, doch auch oh­ne die­se lie­ße sich Die Wand kul­tur­pes­si­mis­tisch als Angst vor dem Atom­krieg deu­ten. Ei­ne an­de­re, psy­cho­lo­gi­sche In­ter­pre­ta­ti­on lie­fert die Au­torin selbst, „je­ne Wand, die ich mei­ne, ist ei­gent­lich ein see­li­scher Zu­stand, der nach au­ßen plötz­lich sicht­bar wird. Ha­ben wir nicht über­all Wän­de auf­ge­rich­tet? Trägt nicht je­der von uns ei­ne Wand zu­sam­men­ge­setzt aus Vor­ur­tei­len vor sich her?“ (S.264) Dies ist nicht haupt­säch­lich ne­ga­tiv ge­meint, son­dern ei­ne na­tür­li­che Fol­ge mensch­li­chen Zu­sam­men­le­bens. Woll­te Haus­ho­fer folg­lich eher ei­ne Pa­ra­bel über die Di­stanz, die nicht nur im ne­ga­ti­ven Sin­ne iso­liert, son­dern auch not­wen­dig ist, schrei­ben? Eben kei­ne Ge­schich­te, die mit dem Bild der un­sicht­ba­ren Wand die in­ne­re Emi­gra­ti­on ei­ner De­pres­si­ven dar­stellt? Oder ist es doch eher so, wie ih­re Freun­din Eri­ka Dan­nen­berg mit psy­cho­ana­ly­ti­schem Be­steck se­ziert, die Dar­stel­lung ei­nes schi­zo­phre­nen Schubs, der je­de emo­tio­na­le Be­zie­hung zur Au­ßen­welt zer­stört und in Ver­ach­tung des An­de­ren und tie­fer Ag­gres­si­on mündet?

Mich über­zeugt die The­se Stri­gls, die in dem Ro­man die „ra­di­kals­te Phan­ta­sie ei­nes selbst­be­stimm­ten Le­bens“(S. 261) sieht. Doch, um mich aber­mals dem Ur­teil die­ser Bio­gra­phin an­zu­schlie­ßen, „Man kann in die­ser auf den ers­ten Blick so ein­fa­chen Ge­schich­te im­mer noch ein biß­chen tie­fer gra­ben und wird da­bei auf neu­es Ge­stein, auf ei­ne neue Erz­ader sto­ßen.“( S. 261)

Mar­len Haus­ho­fer, Die Wand, List Ver­lag, 7. Aufl. 2005
Da­nie­la Stri­gl, „Wahr­schein­lich bin ich ver­rückt…” Mar­len Haus­ho­fer — die Bio­gra­phie, List Ver­lag, 3. Aufl. 2009

43 Gedanken zu „Die Wand — Innere Emigration oder radikale Selbstbestimmung“

  1. Lie­be atalante

    Hab vie­len Dank für dei­nen gross­ar­ti­gen Be­richt und für die Ver­lin­kun­gen, vor al­lem auch zum Film. Oh­ne vor­her den Trai­ler ge­se­hen zu ha­ben, kann ich nur sa­gen: wenn ei­ne die Haupt­rol­le in „Die Wand” spie­len kann, dann ist es Mar­ti­na Ge­deck. Für mich ist sie ei­ne der gross­ar­tigs­ten Schau­spie­le­rin­nen im deutsch­spra­chi­gen Raum. Ich wer­de mir den Film auf al­le Fäl­le an­se­hen, denn ich bin über­zeugt, dass er ge­nau nach mei­nem Sinn sein wird. Das In­ter­view mit dem Re­gis­seur Ju­li­an Pöls­ler hat mir das noch bestätigt.

    Das Buch möch­te ich un­be­dingt ein­mal le­sen, wenn ich in der Alp­hüt­te bin — am liebs­ten, wenn es draus­sen viel Schnee hat und den Weg noch ein­mal we­ni­ger Men­schen finden.

  2. Mit oder oh­ne Hund, lie­be Bü­cher­ma­niac? Ich wür­de auf je­den Fall ei­nen mit­neh­men und ein Ge­wehr, man weiß ja nie. 😉

    Viel­leicht schaust Du noch mal vor­bei, wenn Du den Ro­man ge­le­sen hast.

  3. Lie­be atalante,

    in­ter­es­sant, dass ich die Be­spre­chung zum Buch und zum Film bei Dir fin­de. Mein Va­ter hat das Buch erst vor we­ni­gen Mo­na­ten ge­le­sen und ge­ra­de jetzt den Film ge­se­hen. Seit­dem schwärmt er da­von und ver­sucht mich an­zu­ste­cken, bis­her oh­ne Er­folg. Ha­be ihm aber gleich den Link zu dei­nem Bei­trag wei­ter geleitet.
    Das Buch wer­de ich si­cher nicht le­sen und für den Film kann ich mich auch nicht so rich­tig er­wär­men — zu be­drü­ckend und schon nach knapp 2 Mi­nu­ten über­kommt mich ein be­klem­men­des Gefühl.
    Sol­che Fil­me be­schäf­ti­gen mich dann im­mer Wo­chen; meist in der Nacht. Dich nicht?
    Du schreibst, sie bringt nicht ei­nen Mensch son­dern ei­nen Un­mensch um. Wo­her weiß sie denn das? Ken­nen sie sich?

    Lie­be Grüße
    Die Bücherliebhaberin

    1. Lie­be Bücherliebhaberin,

      zu­nächst zu Dei­ner wich­tigs­ten Fra­ge. Der „Un­mensch“ ist mei­ne In­ter­pre­ta­ti­on. Aber na­tür­lich kann man die grund­le­gen­de Fra­ge stel­len, wel­cher Grund es recht­fer­tig ei­nen an­de­ren Men­schen zu tö­ten. Ich ha­be noch mal das Buch an der ent­spre­chen­den Stel­le auf­ge­schla­gen. Als die Frau und der Hund den Frem­den ent­de­cken hat­te er be­reits den Stier er­schla­gen, der Hund stellt den Mann, sie pfeift ihn noch von ei­nem An­griff zu­rück, läuft in die Hüt­te um das Ge­wehr zu ho­len. Als sie wie­der am Tat­ort ist hat der Mann auch den Hund er­schla­gen und sie drückt ab. Et­was spä­ter ver­ge­wis­sert sie sich, ob er auch wirk­lich tot sei. „Ich war froh, dass er tot war; es wä­re mir schwer­ge­fal­len, ei­nen ver­letz­ten Men­schen tö­ten zu müs­sen. Und am Le­ben hät­te ich ihn doch nicht las­sen kön­nen. Oder doch, ich weiß nicht.“ (S. 273)
      Frü­her stell­te man Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rer vor die Fra­ge, ob sie das Le­ben ei­nes ih­nen na­he­ste­hen­den Men­schen not­falls ge­walt­sam ver­tei­di­gen wür­den. Haus­ho­fers Prot­ago­nis­tin steht in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on. Hund und Stier wa­ren ih­re Ge­fähr­ten, de­ren Le­ben sie nicht mehr ret­ten konn­te, aber im Af­fekt rächt. Sie hät­te das nächs­te Op­fer sein kön­nen? Na­tür­lich könn­te man ein­wen­den, es sei ihr si­cher­lich be­wusst, daß dies der ein­zi­ge wei­te­re Über­le­ben­de wä­re. Aber möch­test Du mit dem Mör­der Dei­nes Le­bens­ge­fähr­ten oder Dei­nes Kin­des die nächs­ten Jah­re ge­mein­sam verbringen?
      Die­ser Mann hat­te kei­ne fried­li­chen Ab­sich­ten, sonst hät­te er ge­war­tet bis sich der Mensch, auf den die be­wirt­schaf­te­te Wie­se, das Vieh und die be­wohn­te Hüt­te hin­wei­sen, zurückkehrt.

      Für mich ist die Re­ak­ti­on die­ser Frau sehr gut nach­voll­zieh­bar. Aber wir kön­nen ger­ne wei­ter diskutieren.

      Na­tür­lich lie­ße sich der töd­li­che Schuss auf den schwe­ren Mann mit Beil auch bio­gra­phisch deu­ten. Mar­len Haus­ho­fer leb­te be­vor sie die­sen Ro­man schrieb ei­ni­ge Jah­re in ei­nem Haus, in des­sen Erd­ge­schoss ei­ne Schlach­te­rei war. Sie stör­te sich sehr an dem Ge­schrei der Tie­re im Hof. Viel­leicht al­so ei­ne spä­te Rache?

      Der Film hat mich in der Tat ziem­lich run­ter ge­zo­gen, mei­ner Freun­din ging es eben­so. Al­le Zu­schau­er ver­lie­ßen das Ki­no in ei­ner stil­len Prozession.
      Das Buch fin­de ich je­doch, bis auf den Tod des Hun­des, sehr zu­ver­sicht­lich, be­son­ders ge­fällt mir, wie Haus­ho­fer das Le­ben mit der Na­tur schildert.

  4. Vie­len Dank für die Buch- und Film­vor­stel­lung, den Hin­weis auf die Haus­ho­fer-Bio­gra­phie von Da­nie­la Stri­gl und die über­aus in­ter­es­san­ten In­ter­pre­ta­ti­ons­an­sät­ze, die du gleich mit­ge­lie­fert hast. Lei­der ha­be ich we­der das Buch ge­le­sen noch den Film ge­se­hen, bei­des wird al­ler­dings noch nach­ge­holt, da mich — im Ge­gen­satz zur Bü­cher­lieb­ha­be­rin — ge­ra­de das be­klem­men­de Ge­fühl, das die­se Ge­schich­te of­fen­bar aus­löst, sehr reizt.

    1. Ich fin­de, es han­delt sich um ei­nen wich­ti­gen Ro­man. Stri­gl setzt Haus­ho­fer mit In­ge­borg Bach­mann gleich, sie sei nur we­sent­lich scheu­er ge­we­sen und ha­be dar­um nicht so viel Auf­merk­sam­keit erregt.
      Ob der Ro­man tat­säch­lich be­klem­mend oder viel­leicht gar be­frei­end ist, das kann je­der Le­ser nur selbst entscheiden.

  5. Dei­ne Er­läu­te­rung, war­um du den Ein­dring­ling Un­mensch ge­nannt hast, ist ein­leuch­tend. Da ich we­der Buch noch Film ken­ne, war es für mich nicht ganz nachvollziehbar.
    Durch dei­nen Ar­ti­kel an­ge­regt, hat­te ich ei­ne sehr in­ter­es­san­te Dis­kus­si­on mit mei­nem Va­ter. Dan­ke dafür!

  6. Ich un­ter­stüt­ze die The­se des schi­zo­phre­nen, au­tis­ti­schen Schubs, da es für mich die ein­fachs­te „Er­klä­rung” darstellt.
    Ich ge­he da­von aus, dass der an­ge­fan­ge­ne Ur­laub mit den Freun­den auf der Alm noch be­wusst von ihr er­lebt wird, sie dann aber im Lau­fe des Ur­laubs die­sen Schub be­kommt, der sie in ei­ne für sie von der Aus­sen­welt völ­lig ab­ge­schnit­te­nen ei­ge­nen Welt „sperrt”.
    Mei­ner Mei­nung nach war der Hund von An­fang an re­al und viel­leicht das ein­zi­ge Le­be­we­sen, das Zu­gang zu ihr fin­det. Aus ir­gend­ei­nem Grund wird ihr die­ser Hund wäh­rend ei­ner The­ra­pie von ei­nem Arzt, der sie viel­leicht durch Me­di­ka­men­te oder ei­ne Ver­hal­tens­the­ra­pie ver­sucht aus Ih­rer Welt zu ho­len, ent­zo­gen. Er dringt in ih­re Welt ein und ver­suchst sie von in­nen zu zer­stö­ren. Sie wie­der­setz sich ak­tiv die­sen Ver­su­chen, um in Ih­rer Welt blei­ben zu können.

    1. Vie­len Dank für Dei­ne in­ter­es­san­te psy­cho­lo­gi­sche Sicht­wei­se auf die Rol­le des Hun­des in der Geschichte.

  7. Ata­lan­te”:
    Der Film hat mich in der Tat ziem­lich run­ter gezo­gen, mei­ner Freun­din ging es eben­so. Al­le Zu­schau­er ver­lie­ßen das Ki­no in ei­ner stil­len Prozession.
    Das Buch fin­de ich je­doch, bis auf den Tod des Hun­des, sehr zuver­sicht­lich, beson­ders ge­fällt mir, wie Haus­ho­fer das Le­ben mit der Na­tur schildert.

    Ha­be das Buch heu­te ausgelesen.
    Der Tod des Hun­des, ich den­ke, das ist es, was ei­nen so sehr „run­ter­zieht”.
    Denn die Ein­sam­keit der na­men­lo­sen Frau wur­de mir je­des­mal bei ih­ren Wor­ten: „Seit Luchs tot ist…” so ge­gen­wär­tig , dass ich Luchs eben­so schmerz­lich ver­mißt und um ihn ge­weint ha­be. Und das nicht zu knapp… Scha­de, dass sie ihn hat ster­ben las­sen. Dann wä­re es für mich ein gross­ar­ti­ges Buch.
    Ich wer­de ei­ne Zeit­lang brau­chen, um Luchs, die Frau und all die Tie­re und den wun­den­vol­len Ein­klang mit
    der Na­tur ver­ges­sen zu können!

    1. Hi Ju­lia, erst mal vie­len Dank für Dei­nen Kom­men­tar. Viel­leicht ging es Haus­ho­fer auch dar­um ih­re Hel­din schließ­lich in die ab­so­lu­te Iso­la­ti­on zu schi­cken. Al­le ih­re Be­glei­ter sind ge­stor­ben und mit dem “Agres­sor Mann“ auch al­le po­ten­ti­el­len Be­glei­ter. Die­se Wen­dun­gen sind es, die ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem Buch anregen.

  8. War­um denkt Ihr nur an den­Hund? Ist es nicht eben­so tra­gisch, was Tier und Per­le zu­ge­sto­ßen ist? Die „Hel­din” lieb­te auch ih­re an­de­ren Tie­re, je­den auf sei­ne Wei­se. Die „Kat­ze” hat ihr je­den Abend, wenn sie ins Bett kam, zu ei­nem gu­ten Schlaf ver­hol­fen. Und sie war­te­te sehr auf die Kat­ze. Nix für un­gut — aber ich lie­be al­le Tiere!!

  9. Hal­lo Re­gi­na, so­weit ich mich er­in­ne­re, hat die Prot­ago­nis­tin auch den Tod ih­rer Kat­zen be­trau­ert, dies aber gleich­zei­tig als Lauf der Na­tur ak­zep­tiert. Per­les schnee­wei­ßes Fell mach­te sie bei ih­ren nächt­li­chen Streif­zü­gen zum leich­ten Fang.
    Der Tod des Hun­des ist des­halb so tra­gisch, weil er kein na­tür­li­cher war. Das Tier wur­de nicht im Kampf mit ei­nem an­de­ren Tier ge­tö­tet, son­dern durch ei­nen ag­gres­si­ven Mann.
    Aus die­sem Grund, so scheint mir, bie­tet die­ser Tod mehr Dis­kus­si­ons­stoff als der der Kat­zen. Ob man na­tür­lich Herr-und-Hund Ki­no­vor­stel­lun­gen an­bie­ten muss, wie dies wohl in ei­ni­gen gro­ßen Städ­ten ge­sche­hen ist, sei da­hin gestellt.

  10. Ich hab die Wand ge­ra­de frisch ge­le­sen und bin ver­liebt in in Sie und ih­re Tie­re und die­ses Ge­fühl, wel­ches due­ses wun­der­vol­le Buch in mir aus­ge­löst hat. Ich ver­mis­se sie al­le und muss ei­ne Pau­se ein­le­gen bis zu mei­nem nächs­ten Buch … Das muss ich nur ganz selten .
    Aber ich könn­te mich noch in kei­ne neue Ge­schich­te rein­le­ben . Ich bin noch zu sehr auf der Alm.
    Den Film Schau ich mir noch an, hab aber biss­chen „Angst” da­vor. Ich hab mit schon so mei­ne ei­ge­nen Bil­der ge­malt und will die nicht zerstören .
    Ein ganz wun­der­ba­res, stil­les und un­glaub­lich mit­rei­ßen­de­res Buch .

    herz­li­chen Dank an euch , für die in­ter­es­san­ten Er­läu­te­run­gen . Sehr span­nend zum lesen .

    1. Hal­lo Eni, die von Dir ge­schil­der­ten Ge­füh­le ken­ne ich auch. Die Un­lust auf ei­nen neu­en Ro­man und die Scheu, die ei­ge­nen Le­se­ein­drü­cke durch ei­ne frem­de Film­phan­ta­sie zu ver­drän­gen. Viel­leicht wä­re die vor­ge­stell­te Bio­gra­phie ja ei­ne gu­te Anschlusslektüre?

  11. Gu­ten Abend zusammen!
    Ich ha­be ges­tern den Film ge­se­hen, al­so 1 Jahr nach Eu­ren Bei­trä­gen, die ich al­le­samt be­son­ders in­ter­es­sant fin­de. Auch ha­ben mei­ne Frau und ich den gan­zen Tag über im­mer wie­der mög­li­che Er­klä­run­gen be­spro­chen — sie ist al­ler­dings nicht so be­geis­tert von die­sem Psy­cho­dra­ma wie ich.
    Noch wäh­rend des Schau­ens fiel mir Kaf­ka ein.…..
    Heu­te se­he ich die ins Dorf fah­ren­den Be­kann­ten als ih­re El­tern, die Glas­kup­pel als de­ren Er­zie­hungs­struk­tu­ren und den Hund ist ihr ers­ter Freund. Zu Be­ginn ih­rer Be­zie­hung schnappt er nach ihr, ein schmerz­li­cher An­fang ei­ner dann sehr in­ten­si­ven Partnerschaft.
    Spon­tan fällt mir in dem auf­tau­chen­den Unmenschen/Mörder der zu­rück­keh­ren­de, ei­fer­süch­ti­ge Va­ter ein.
    Jetzt, wo ich das schrei­be, mei­ne ich in der Kat­ze ih­re Mut­ter se­hen zu können.…
    Was meint Ihr? Zu­viel des Gu­ten oder brauch­ba­rer Ansatz?
    Bin gespannt !!
    Th.Taubenmann

  12. Hal­lo Tho­mas, herz­lich will­kom­men auf mei­nem Blog und in die­ser Dis­kus­si­on. Seit­dem der Film ges­tern bei Ar­te lief, sind vie­le Le­ser vor­bei ge­kom­men. Hal­tet ru­hig die­se Dis­kus­si­on in Gang.

    Dei­ne The­sen fin­de ich sehr in­ter­es­sant, ge­ra­de­zu von Freud in­spi­riert, könn­te man mei­nen. Aber wie vie­les in der Psy­cho­lo­gie ist auch dies In­ter­pre­ta­ti­on und wird es wohl blei­ben. Mar­len Haus­ho­fer hat vor ih­rem Tod ih­re Ta­ge­bü­cher zer­stört. Die we­ni­gen Auf­zeich­nun­gen, die Da­nie­la Stri­gl zu­gäng­lich wa­ren, hat sie in ih­rer Bio­gra­phie „Wahr­schein­lich bin ich ver­rückt” berücksichtigt.
    Aus die­ser geht her­vor, daß al­le ih­re Fi­gu­ren Per­sön­lich­keits­merk­ma­le der Au­torin tra­gen. Aber bei wel­chem Schrift­stel­ler ist dies nicht so? In­ter­es­san­ter fin­de ich ih­re Angst vor Hun­den und die Woh­nung über ei­nem Schlach­ter. Das mag Dir zwar ganz pro­fan er­schei­nen, aber manch­mal ha­ben auch tief­grün­di­ge Ro­man­mo­ti­ve ganz le­bens­prak­ti­sche Hin­ter­grün­de. Na­tür­lich nichts ge­gen Dei­ne tie­fen­psy­cho­lo­gi­sche Analyse. 😉

    Für mich bleibt, auch in der Nach­schau, die Frei­heit das be­ein­dru­cken­de Mo­tiv. Im Al­lein­sein mit sich selbst ent­fällt ihr Ge­fühl „nicht da­zu zu ge­hö­ren” und da­mit der Druck, den sie sich na­tür­lich selbst auf­er­legt, sich in die so­zia­le Ge­mein­schaft ein­zu­fü­gen, den all­ge­mei­nen Er­war­tun­gen zu ent­spre­chen. Dies gilt aus mei­ner Sicht für die Prot­ago­nis­tin des Ro­mans, in­wie­weit dies auch für die Au­torin galt, sei da­hin gestellt.

    1. Hal­lo, wollt mich nur mal kurz ein­klin­ken, nach­dem ich den Film „Die Wand” auf ar­te ge­se­hen ha­be. Die Sa­che mit dem Hund hat mir von An­fang an zu Den­ken gegeben:
      Zu­erst woll­te der Hund mit den bei­den äl­te­ren Freun­den (?) nicht mit ins Dorf ge­hen son­dern lie­ber in der Hüt­te bei der Frau blei­ben, zum An­de­ren schnappt er nach ihr, zu Be­ginn. Mir kam bei die­sen Sze­nen so­fort der Ge­dan­ke, daß der Hund ge­ahnt ha­ben muß, daß et­was Schlim­mes pas­sie­ren wür­de, wenn er mit ins Dorf gin­ge. Und das Schnap­pen nach der Hand der Frau könn­te das Wis­sen oder Ah­nen des Hun­des sein, daß die Ur­sa­che für die von ihm ge­ahn­te Ka­ta­stro­phe die Frau ist…
      Da sich der Hund aber dann doch voll an die Frau ge­wöhnt, ak­zep­tiert er ih­re „Schuld” und macht den glei­chen Ver­wand­lungs­pro­zeß durch wie die Frau.

      1. Hal­lo Ha­gen und vie­len Dank für Dei­nen In­ter­pre­ta­ti­ons­an­satz. Ich ha­be mir ex­tra noch mal die ent­spre­chen­de Stel­le im Ro­man an­ge­se­hen. Dort neh­men die Bei­den, es han­delt sich um die Cou­si­ne und de­ren Mann, den Hund mit ins Dorf ‑er wur­de zu­vor beim Jagd­päch­ter ab­ge­holt ha­be, es han­delt sich al­so so­zu­sa­gen um ei­nen Wo­chend-Jagd­hüt­ten­hund-. Er kehrt je­doch nach ei­ni­ger Zeit zu­rück, die Frau glaubt, daß ih­re Cou­si­ne ihn zu­rück ge­schickt ha­be, weil er nicht ge­horch­te. Aber na­tür­lich könn­te es auch sein, so wie Du es aus­legst, daß sein sechs­ter Sinn ihn ge­warnt hat.
        Was ich in der Ro­man­vor­la­ge nicht ge­fun­den ha­be, ist das Schnap­pen nach der Hand. Frau und Hund schei­nen von An­fang an ganz gut mit­ein­an­der aus­ge­kom­men zu sein.

  13. Gu­ten Abend zusammen,
    dass Hun­de „mehr” von ih­rer Um­welt mit­be­kom­men als wir wis­sen, be­son­ders was ih­re engs­ten Be­zugs­per­so­nen an­geht, steht ganz au­ßer Fra­ge! Trotz­dem nei­ge ich zu ei­ner bild­li­chen In­ter­pre­ta­ti­on, wie auch beim The­ma Glaskuppel.
    Bei die­ser ver­mu­ten man­che, es hand­le sich um selbst­ge­wähl­te Iso­la­ti­on, Rück­zug ‑war­um aber dann, zu­min­dest im Film, ihr sicht­bar deut­li­ches Er­schre­cken bei Fest­stel­lung die­ser un­sicht­ba­ren Gren­ze u n d die da­mit ver­bun­de­ne do­mi­nant-be­droh­li­che Musik?
    Steht denn im Buch — auch zwi­schen den Zei­len — et­was, wel­ches den Ein­satz des akus­ti­schen Stil­mit­tels recht­fer­tigt? Ich hab das Buch(noch)nicht ge­le­sen, kann mir da je­mand weiterhelfen?
    War­um ist die Frau die Ur­sa­che die­ser Ka­ta­stro­phe, wel­che Schuld hat sie? Das hab ich noch nicht verstanden…
    In­ter­es­sier­te Grüße,

    Tho­mas Taubenmann

  14. ich ha­be das buch in den 80ern 2x ge­le­sen und war fasziniert…habe es aber nicht verstanden…fühlte nur, dass es mir ähn­lich ging und dass sich je­mand noch so in­ner­lich ein­sam fühl­te wie ich.…ich habs dann mei­ner mut­ter, die et­was äl­ter war als ich heu­te ( 63), zum le­sen emp­foh­len, weil ich sie auch für sehr de­pres­siv hielt,- aber sie wei­ger­te sich, es zu le­sen. es war ihr zu „dun­kel”, wie sie sagte. 

    heu­te weiß ich, dass es ihr angst mach­te zu le­sen, was die­se frau dach­te und auf­schrieb, da sie sel­ber ih­re ei­ge­nen ge­dan­ken im­mer so stark un­ter kon­trol­le hielt und das gan­ze kriegse­lend ver­dräng­te, nie dar­über sprach, so­lan­ge sie lebte…
    seit­dem bin ich 3x um­ge­zo­gen und hab das buch im­mer wie­der nach­denk­lich in der hand ge­hal­ten, wenn ich es aus ei­nem um­zugs­kar­ton holte…es war et­was ganz wich­ti­ges für mich, das ich auf k e i n en fall ve­lie­ren wollte…
    Jah­re spä­ter ein­mal sprach ich mit ei­ner freun­din über den ro­man. weil ich die an­deu­tun­gen die es im buch gibt, und die im film re­als­tisch ge­zeigt wer­den( der mann, der plötz­lich auf­taucht und den sie tö­tet), im buch nicht ein­ord­nen konn­te. ich war zu der zeit ent­täuscht von dem of­fe­nen en­de, fin­de es heu­te aber ge­nau richtig…sie mein­te, das sei nur sym­bo­lisch ge­meint und je­der kön­ne die­se stel­le deu­ten ‚wie er wolle.…für mich war das zu dem zeit­punkt als „bra­ve bür­gers­toch­ter” noch nicht nachvollziehbar.…heute be­vor­zu­ge ich die­se art von dar­stel­lung, die mir mehr ei­ge­ne frei­heit beim le­sen lässt…

    ich fand die um­set­zung im film eben ganz toll…beeindruckend,- er­staun­lich, wie­viel em­pa­thie da vom re­gis­seur mitschwang.und die dann an frau ge­decks ge­sicht und hän­den ab­zu­le­sen war.….und ich emp­feh­le ihn je­dem men­schen, der kei­ne schnelle,spannende äu­ße­re hand­lung beim le­sen / film gu­cken braucht, son­dern der die lei­sen tö­ne hin­ter den wör­tern spürt und sie be­wußt sucht und sel­ber interpretiert.…
    ..
    von dem film mit die­ser ge­nia­len schau­spie­le­rin mar­ti­na ge­deck hat­te ich wohl ge­hört, aber nie zeit da­für ge­habt, ihn zu sehen…heute er­in­ner­te ich mich dar­an, dass er neu­lich im tv ge­zeigt wur­de, als ich ihn nicht
    se­hen konnte…und ich war so­fort in sei­nem bann…konnte mei­ne au­gen nicht von den sze­nen lösen.….lauschte be­gie­rig aufg je­des fol­gen­de wort, fast wie in trance, der erzählerin,…wartete die gan­ze zeit auf die er­klä­rung, wann die frau sich die haa­re ab­ge­schnit­ten hat­te.… bei ihr viel­leicht ein letz­ter schritt zum da­zu­ste­hen, dass sie
    nun „allein„war, was sie schaf­fen wollte…wo ich mich da­mals schon fragte:„warum?”.…, war­um bringt sie sich nicht um? ich hat­te als kind und ju­gend­li­che oft die­se phan­ta­sie, war je­doch zu fei­ge, es zu tun…worüber ich heu­te auch, nach jah­re­lan­gen ge­sprä­chen froh bin, denn jetzt le­be ich seit ca. 10 jah­ren gerne…nachdem ich die trau­ma­ta mei­ner el­tern und mir ab­ge­ar­bei­tet habe.….

    dirg­ni aus barm­stedt, 2.10.16

    1. Dan­ke, Dirg­ni, daß Du die Dis­kus­si­on mit Dei­nen Ge­dan­ken zu die­sem Ro­man be­rei­cherst. Ich könn­te mir vor­stel­len, daß auch die Bio­gra­phie von Da­nie­la Stri­gl in­ter­es­sant für Dich wäre.

  15. Hal­lo zusammen,
    ges­tern lief der Film er­neut in Fern­se­hen, ich ha­be ihn erst­mals ge­se­hen, das Buch ha­be ich bis­her nicht ge­le­sen. Da er mich sehr be­weg­te, bin ich auf der Su­che nach mög­li­chen In­ter­pre­ta­tio­nen auf die­sen Blog gestoßen.
    Zu der Sze­ne der ers­ten An­nä­he­rung der Frau an den Hund möch­te ich et­was sa­gen. Ich ha­be die plötz­li­che Be­we­gung des Hun­des nicht als Schnap­pen ge­deu­tet. Er war viel­mehr über die plötz­li­che Be­rüh­rung er­schro­cken. Die Frau hat­te sich ihm un­ge­schick­ter­wei­se von hin­ten ge­nä­hert, das soll­te man bei ei­nem Hund nicht tun (bei an­de­ren Tie­ren ver­mut­lich auch nicht). Hund und Frau wa­ren sich noch fremd, es war eher ein Miß­ver­ständ­nis — ih­re un­ge­schick­te An­nä­he­rung und sein ver­meint­li­ches „Schnap­pen” — das Un­glück war noch nicht ge­sche­hen, oder sie wuß­ten zu­min­dest zu die­sem Zeit­punkt noch nichts da­von. Erst durch das ge­mein­sa­me Schick­sal der Iso­la­ti­on ka­men sich sich nä­her und ban­den sich sehr all­mäh­lich eng aneinander.
    So ha­be ich es verstanden.
    Beate

    1. Herz­lich will­kom­men auf mei­ner Sei­te, Beate.
      Dein Ein­druck klingt plau­si­bel. Ich könn­te mir vor­stel­len, daß dies ein un­be­ab­sich­tig­ter Mo­ment war, der nicht im Dreh­buch stand. Auf je­den Fall steht die­se Re­ak­ti­on nicht im Roman.
      Ich fin­de es gut, daß Film und Buch nach wie vor ein so gro­ßes In­ter­es­se wecken.

  16. Ich ha­be den Film ges­tern ge­se­hen und er be­schäf­tigt mich sehr. Al­ler­dings be­schäf­tigt mich an­schei­nend et­was ganz an­de­res als die Mehr­heit. Viel­leicht kann mir hier je­mand ei­ne schlüs­si­ge Ant­wort geben:
    Zwei Dinge:
    Wie­so hat sich der Mann über zwei Jah­re nicht ge­zeigt ob­wohl es sich ja nicht um ein sooo gro­ßes Ge­biet handelte.
    Und wie­so war er of­fen­sicht­lich ein Un­mensch? Für mich wä­re eher schlüs­sig, dass er den Stier aus Hun­ger und den Hund aus “Not­wehr“ ge­tö­tet hat. Wie­so er­schießt sie ihn oh­ne ein Wort mit ihm zu wech­seln wenn er der ein­zi­ge wei­te­re Mensch ist?
    Das be­schäf­tigt mich nun schon die gan­ze Zeit. Wer kann mir da sei­ne Sicht erläutern?

    1. Dar­über könn­te man dis­ku­tie­ren, Ga­bi, da­zu gibt si­cher­lich un­ter­schied­li­che Standpunkte.

      Ich bin mir nicht si­cher, ob Haus­ho­fer et­was über das Aus­maß des Ge­biets ge­schrie­ben hat. Man könn­te auch die Fra­ge stel­len, ob das Ge­sche­hen in ei­nem Ro­man lo­gisch oder rea­lis­tisch sein muss.

    2. Ein Mensch, der ganz of­fen­sicht­lich ver­wahr­lost war und das ein­zig (rich­ti­ge – aus sei­ner Sicht, in die­ser Si­tua­ti­on) tat, was ein Mensch, der hun­gert, tun muss, um zu über­le­ben, wird in Ih­rem “Kreis” als UN­mensch dif­fa­miert. Fe­mi­nis­ti­sche Sicht hin, psy­cho­lo­gi­sche Deu­tung her: was an­de­res hät­te er tun sol­len?? Ver­dient er des­halb den Tod? Er tat doch nur das, wo­zu sich die Prot­ago­nis­tin auch nicht zu scha­de war; und sie wür­de es wie­der tun: Wild ja­gen. Wie ver­stie­gen al­so muss man sein, um die­sen töd­li­chen Schuss auf ei­nen Mit­men­schen zu recht­fer­ti­gen? Sind denn dann nach An­sicht Ih­res “Krei­ses” SÄMTLICHE Raub­tie­re, die in der Na­tur vor­kom­men, eben­falls UNtiere?

        1. Nach wie vor fin­de ich, daß der Ro­man der Frau kei­ne an­de­re Hand­lungs­mög­lich­keit gibt. Auch der Film gibt dies deut­lich wieder. 

          Die Frau leb­te mit den Tie­ren zu­sam­men. Sie wa­ren viel­leicht mehr als ih­re Le­bens­ge­fähr­ten, man könn­te sie als ih­re Fa­mi­lie be­zeich­nen. Sie kommt hin­zu, als ein Frem­der die­se Fa­mi­lie bru­tal zerschlägt.

          Der Mann ist dick und groß, er wird al­so nicht kurz vor dem Ver­hun­gern ge­stan­den ha­ben. Er muss er­kannt ha­ben, daß die Alm be­wirt­schaf­tet ist, schließ­lich gab es dort ei­nen Stier und ei­ne Kuh so­wie ei­ne auf­ge­räum­te Hüt­te. Be­weis ge­nug, daß es au­ßer ihm noch min­des­tens ei­nen an­de­ren Men­schen gibt. Er war­tet nicht ab, bis die­ser an­de­re Mensch kommt, son­dern er­schlägt den Stier. Die Mög­lich­keit, daß ein Stier und ei­ne Kuh noch vie­le wei­te­re Rin­der, und da­mit Fut­ter für hung­ri­ge Män­ner, hät­ten zeu­gen kön­nen, igno­riert er. Ist er zu dumm? Hat ihn die Si­tua­ti­on über­for­dert und er ist durchgedreht?

          Was wür­det ihr tun, wenn ihr auf ei­nen Ver­rück­ten mit Beil tref­fen wür­det, der eu­er wert­vol­les Zucht­tier und an­schlie­ßend eu­ren Hund, der schon zu­rück ge­pfif­fen war und ihn nicht an­greift, er­schla­gen hät­te? Ab­war­ten? Ihn fra­gen, ob er ein­sam ist? Oder Hun­ger hat? 

          Was hät­te die­ser Mann wohl als nächs­tes ge­tan? Sein blu­ti­ges Beil bei­sei­te ge­legt und freund­lich lä­chelnd ge­sagt: „Grüß Gott, ich bin der Hu­ber Sepp. Die Vie­cher sind tot, aber wir kön­nen ja ein paar Kin­der ma­chen! Ob du willst oder nicht! Ach las­sen wir’s, ich bin eh grad im Blut­rausch! Mein Beil ist noch scharf!”

          1. Sehr sehr ehr­lich und nach­voll­zieh­bar, der Schlußsatz:“Mein Beil ist noch scharf!“
            Gruß, Alwa

            Buch ge­le­sen, Film 2 mal ge­se­hen. Ger­ne wieder.
            Freu mich, dass es dei­nen Blog gibt, atalantes !

  17. Hal­lo,

    ich bin das ers­te Mal mit dem Buch „Die Wand” in Be­rüh­rung ge­kom­men durch mei­ne Mutter. 

    Als ich 16 Jah­re alt war, ha­be ich mei­ne Mut­ter an den Krebs ver­lo­ren. Ich ha­be mich fast 20 Jah­re lang nicht an die­ses The­ma her­an ge­wagt. Erst die letz­ten paar Jah­re bin ich da­bei mich mit dem Ver­lust & die nicht ge­leis­te­te Trau­er­ar­beit zu be­schäf­ti­gen und die­se in ei­nem blog in Wor­te zu fas­sen. Heu­te fing ich mit ei­nem blog post an, der „Die Wand” heisst. In die­sem ver­su­che ich das Ge­fühl zu be­schrei­ben, wie es ist im­mer hin­ter ei­ner Glas­wand zu le­ben. In dem Wis­sen, dass da drau­ßen DAS LEBEN statt­fin­det, ich aber in die­ser Welt der Mau­er ge­fan­gen war, und erst jetzt lang­sam be­gin­ne mich aus die­ser Welt zu be­frei­en. Ich schrieb den blog, im­mer im Hin­ter­kopf, dass ich der Mei­nung bin, dass die Fi­gur des Ro­man ei­ne de­pres­si­ve Epi­so­de ge­habt ha­ben muss. Oder ein an­de­res trau­ma­ti­sches Er­eig­nis er­lebt hat…
    Erst nach dem Schrei­ben mei­nes blogs, ging ich auf die Goog­le Su­che und ha­be die­se Sei­te hier ent­deckt. Und bin be­geis­tert, dass das Buch so vie­le Fans hat und dass ich nicht al­lei­ne bin mit mei­ner Deu­tung des Buches.

    1. Ich bin auch fest da­von über­zeugt, daß Haus­ho­fer mit die­ser Ge­schich­te ein Trau­ma ver­ar­bei­tet, wel­ches sie sym­bol­haft ausdrückt,da sie nie­mals mit ei­nem The­ra­peu­ten of­fen spre­chen konn­te, zu die­ser Zeit gab es auch kaum die­se Mög­lich­keit. Sie hielt jah­re­lang ei­nen Schmerz un­ter Verschluss,den sie nun in die­ser Sym­bo­lik des Ro­mans zum Aus­druck brach­te. Das ge­fro­re­ne Herz des Re­ha in der Kam­mer be­sagt dies.…

  18. Hal­lo, ich ha­be ge­ra­de den Film auf Ar­te ge­se­hen und ha­be mich so sehr in der Fi­gur der Frau wie­der­ge­se­hen. Die Wand stellt für mich die Gren­zen dar, auf die man im Geis­tes­le­ben stoßt. Al­so, wenn man als Mensch, als „hö­he­res“ Le­be­we­sen, im Geis­te nach dem Sinn des Le­bens sucht, weil der Welt­schmerz schmerzt, das Mensch­sein schmerzt, das sich selbst sein und das in sich selbst ge­fan­gen sein schmerzt: in der ei­ge­nen Ge­schich­te, im ei­ge­nen Tun, oh­ne es sich aus­ge­sucht zu ha­ben. Aber es schmerzt nicht weil er, der Mensch, die­se Frau, we­gen des ei­ge­nen um­be­wuss­ten Han­deln in die­ser Si­tua­ti­on sich be­fin­det. Es gibt kei­nen Grund und es gibt Tau­send Grün­de, es ist die Wun­de der Un­ge­lieb­ten (Schel­len­baum). Der gan­ze Film ist für mich ei­ne Pa­ra­bel über den in­ne­ren geis­ti­gen Kampf ei­nes Men­schen, der den Sinn der ei­ge­nen Exis­tenz zu ver­ste­hen ver­sucht und am En­de doch ei­ne ge­wis­se Ru­he und Ge­nüg­sam­keit, viel­leicht durch die Ak­zep­tanz und der Er­kennt­nis der in­ne­ren, geis­ti­gen Gren­zen, die die Au­ßen­welt auch durch die Wand dar­stellt oder spie­gelt, er­reicht. Al­so wenn die Au­torin sagt auch der ge­walt­tä­ti­ge Ein­dring­ling sei ein Teil ih­rer Per­so­na, so meint sie eben schon wie sie auch sagt, ei­nen Aspekt ih­rer selbst, den sie aber wie im Film zu be­sei­ti­gen ge­schafft hat. Die Sze­ne ist ei­ne Me­ta­pher (in der Pa­ra­bel) für ei­nen in­ne­ren Kampf der Au­torin. Sie be­kämpft die zer­stö­re­ri­schen ag­gres­si­ven Gedanken/Gefühle die sie wie Ein­dring­lin­ge in ih­rem Geis­tes­le­ben er­lebt, in­dem sie den Mut auf­bringt sie als sol­che zu iden­ti­fi­zie­ren und zu zer­stö­ren. In der Traum­deu­tung sagt man ja auch, dass oft die Fi­gu­ren des Trau­mes tei­le der ei­ge­nen Per­sön­lich­keit sein kön­nen. Man könn­te al­so sa­gen die Schrift­stel­le­rin hat­te ei­nen Traum (das Buch, der Film) in dem al­le Mit­wir­ken­de (Tei­le der ei­ge­nen Per­sön­lich­keit und ih­res Le­bens) ihr hal­fen die Gren­zen des ei­ge­nen Mensch­seins (die Wand) zu ver­ste­hen und letzt­end­lich zu akzeptieren.

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