Ehrenwerte Rebellin

Susanne Kippenberger porträtiert in Das rote Schaf der Familie Jessica Mitford und ihre Schwester

HB Kippenberger_978-3-443-24649-2_MR.inddDie Mit­ford Sis­ters sind in Eng­land ei­ne na­tio­na­le Le­gen­de, au­ßer­halb des Com­mon­wealth al­ler­dings we­nig be­kannt. Le­dig­lich ei­ne der sechs Töch­ter von Lord und La­dy Re­des­da­le brach­te es durch ih­re Freund­schaft mit Hit­ler zu his­to­ri­schem Ruhm. Das Schick­sal schien die­se Ver­bin­dung für Unity Mit­ford be­stimmt zu ha­ben. Nicht nur ihr Vor­na­me Val­ky­rie auch ih­re Zeu­gung im ka­na­di­schen Swas­tika sind Omi­na, die Aischy­los nicht tref­fen­der hät­te er­dich­ten kön­nen. Wie im an­ti­ken Dra­ma en­det ih­re ari­sche Ära fast töd­lich. Sie schießt sich am 3.9.39 in den Kopf ver­zwei­felt dar­über, daß die Bri­ten Deutsch­land den Krieg er­klärt ha­ben. Den­noch über­lebt sie die­sen um drei Jahre.

Auch ih­re Schwes­ter Dia­na be­sitzt ein Fai­ble für Fa­schis­ten. Sie hei­ra­tet in zwei­ter Ehe Os­wald Mos­ley, den Grün­der der Bri­tish Uni­on of Fa­schist. Fi­nan­zi­ell un­ter­stützt wur­de er von Mus­so­li­ni, freund­lich ver­bun­den wa­ren auch die Mos­leys mit ih­ren brau­nen deut­schen Ka­me­ra­den. Ih­re Trau­ung fand in Goeb­bels Pri­vat­woh­nung statt.

Jes­si­ca „Dec­ca“ Mit­ford war, wie der Ti­tel der Bio­gra­phie ah­nen lässt, po­li­tisch ge­se­hen das kras­se Ge­gen­teil ih­rer bei­den Schwes­tern. Mit 20 pfeift sie auf die Up­per­class und folgt ih­rer ers­ten „Eh­ren­wer­te Re­bel­lin“ weiterlesen

Spazierengehen, spazierengehen und nochmals spazierengehen”

Michael Köhlmeier erzählt in „Zwei Herren am Strand” von Strategien gegen die Depression

Köhlmeier, StrandBei­de hiel­ten sie nicht viel von der Phi­lo­so­phie, schon gar nicht von der deut­schen, aber Nietz­sches Mei­nung, dass der Ge­dan­ke an Selbst­mord ein star­kes Trost­mit­tel sei, mit dem man über manch bö­se Nacht hin­weg­kom­me, teil­ten sie; ob­wohl kei­ner von ih­nen die Stel­le be­nen­nen konn­te, wo das ge­schrie­ben stand. Da­mit die­ses ra­di­kals­te Trost­mit­tel nicht ir­gend­wann als ein­zi­ges üb­rig blie­be, dar­um hat­ten Chur­chill und Chap­lin be­schlos­sen, ein­an­der im­mer wie­der zu tref­fen, denn wenn es ei­nen gä­be, der den an­de­ren von die­sem Weg ab­hal­ten kön­ne, dann er oder er.”

De­pres­si­on, be­son­ders die bi­po­la­re mit ma­ni­schen Epi­so­den ge­paar­te Va­ri­an­te, trifft nicht sel­ten krea­ti­ve Men­schen. Den­ken wir an Ed­vard Munch, Er­nest He­ming­way und Vir­gi­nia Woolf.

Mi­cha­el Köhl­mei­er nä­hert sich die­ser Künst­ler­krank­heit mit gro­ßer Em­pa­thie. Zwei Per­sön­lich­kei­ten der neue­ren Ge­schich­te ste­hen im Fo­kus sei­nes ak­tu­el­len Ro­mans mit dem Ti­tel „Zwei Her­ren am Strand, die Bri­ten Win­s­ton Leo­nard Spen­cer Chur­chill (1874–1964) und Charles Spen­cer Chap­lin (1889–1977). Sie ver­bin­det nicht Spa­zie­ren­ge­hen, spa­zie­ren­ge­hen und noch­mals spa­zie­ren­ge­hen”“ weiterlesen