Das Erbe der Voortrekker

Damon Galgut erzählt in „Das Versprechen” von der Last der kolonialen Vergangenheit

…die Fa­mi­lie Swart hat so gar nichts Be­son­de­res oder Be­mer­kens­wer­tes, o nein, sie gleicht der Fa­mi­lie von der Nach­bar­farm und der Nach­bar­farm der Nach­bar­farm, nur ein ge­wöhn­li­cher Hau­fen wei­ßer Süd­afri­ka­ner, und wenn du es nicht glaubst, brauchst du nur ein­mal dar­auf zu ach­ten, wie wir spre­chen. Wir klin­gen nicht an­ders als die an­de­ren Stim­men, wir klin­gen ganz ge­nau­so, und wir er­zäh­len die­sel­ben Ge­schich­ten, in ei­nem brei­igen Ak­zent, mit ge­köpf­ten Kon­so­nan­ten und ge­quetsch­ten Vo­ka­len. Un­se­re See­le ist ir­gend­wie ver­ros­tet, re­gen­fle­ckig und ver­beult, und das hört man un­se­rer Stim­me an.“

Wie im vor kur­zem hier be­spro­che­nen Ro­man von Ali­ne Valang­in spielt ein Haus ei­ne Rol­le. Kein pracht­vol­ler Pa­laz­zo, son­dern ei­ne rui­nö­se Hüt­te, ab­ge­le­gen auf dem weit­läu­fi­gen Ge­län­de ei­ner Farm au­ßer­halb Pre­to­ri­as. Dort lebt Sa­lo­me, das schwar­ze Haus­mäd­chen, die der Be­sit­zer „beim Kauf gra­tis da­zu­be­kom­men hat“. Auch wenn sie von den Swarts als In­ven­tar und kaum als In­di­vi­du­um be­trach­tet wird, spielt sie ei­ne wich­ti­ge Rol­le im Fa­mi­li­en­ge­fü­ge. Sie hat die Kin­der An­ton, As­trid und Amor auf­ge­zo­gen und pfleg­te de­ren Mut­ter Ra­chel. Als die­se stirbt, nimmt Ra­chel ih­rem Mann das Ver­spre­chen ab, „Das Er­be der Vo­ortrek­ker“ weiterlesen

Die Philluministin

Wioletta Greg beschreibt in „Unreife Früchte“ eine Kindheit in Polen voll Licht und Schatten

An je­nem Abend sa­ßen wir im Licht des Ofens wie vor­sint­flut­li­che, in Bern­stein ver­schlos­se­ne In­sek­ten (…) Aus dem Asche­kas­ten sprüh­ten Fun­ken und ver­schwan­den auf dem mar­mo­rier­ten Lin­ole­um wie Me­teo­ri­ten im dunk­len, un­durch­dring­li­chen Ozean.“

Mit ih­rer Art, das Licht zu ma­len, re­vo­lu­tio­nier­ten die Im­pres­sio­nis­ten die Ma­le­rei und of­fen­bar­ten ei­nen be­son­de­ren Blick auf an­schei­nend all­täg­li­che An­bli­cke. In ähn­li­cher Wei­se nutzt Wio­let­ta Greg das Licht in ih­ren Er­in­ne­run­gen an ei­ne Ju­gend in der pol­ni­schen Pro­vinz. Es sind das Licht und sei­ne Er­zeu­ger, Son­ne, Feu­er und Elek­tri­zi­tät, mit de­nen sie die­ser ver­meint­li­chen Tris­tesse un­ge­ahn­ten Glanz verleiht.

Wio­let­ta Greg, 1974 in Ko­zie­g­lo­wy ge­bo­ren, trägt ei­gent­lich den für Deut­sche na­he­zu un­aus­sprech­li­chen Na­men Grze­gor­zews­ka. In ih­rer Hei­mat ist sie durch ih­re poe­ti­schen Wer­ke be­kannt. Ne­ben die­sen hat sie drei Ro­ma­ne ver­öf­fent­licht. Der vor­lie­gen­de, au­to­bio­gra­phisch ge­präg­te Ro­man „Un­rei­fe Früch­te“ wur­de 2017 für den Man Boo­ker In­ter­na­tio­nal nominiert.

Al­ler­dings stellt sich die Fra­ge, ob es sich tat­säch­lich um ei­nen Ro­man han­delt. „Die Ph­il­lu­mi­nis­tin“ weiterlesen