In „Die Spielerin“ erzählt Isabelle Lehn von einer Frau, die sich zurücknimmt, um nach vorne zu gelangen
„Man umschreibt sie als Frau mittleren Alters. In diese Rolle fügt sie sich ein, ihr bezeichnendes Merkmal ist ihre Durchschnittlichkeit. Man könnte sie für die Gerichtsprotokollantin halten, die lediglich den falschen Platz gewählt hat, und würde man ihr auf der Straße begegnen, dann könnte man sie leicht übersehen.
Jetzt aber sind alle Augen auf sie gerichtet. A. wirft die Blicke zurück, sie verweigert die Aussage, nun, da man ihr zuhören würde. Lieber will sie die Leerstelle bleiben, der blinde Fleck im System, den sie jahrelang dargestellt hat, und solange sie schweigt, verflüchtigt sie sich zu den Geschichten, die andere von ihr erzählen, um die Leerstelle A. zu umstellen. Es könnte kein besseres Versteck für A. geben.“
Ebenso geschickt wie die Hauptfigur in Isabelle Lehns Roman „Die Spielerin“ sich hinter ihrer Unauffälligkeit zu verstecken weiß, inszeniert die Autorin diese Camouflage. Sie erstreckt sich über den ganzen Roman und enthüllt sich noch nicht einmal auf den zweiten Blick, denn ihr Potential entwickelt diese intelligente Frau im Verborgenen. Zu Beginn des Romans der 1979 geborenen Rhetorikerin und Schriftstellerin Isabelle Lehn steht das Ende der Geschichte, das mit dem Ende des Erfolgs ihrer Figur zusammenfällt. Doch auch in dieser Situation als Angeklagte vor Gericht verhält sie sich geschickt bedeckt.
Lediglich einem Unbekannten hat sie vor ihrer Festnahme „Die durchsichtige Frau“ weiterlesen