Céline Spierers Roman „Bevor es geschah“ erreicht den Verstrickungsgrad griechischer Tragödien
„»Ich habe etwas mit angesehen, was ich nicht hätte sehen sollen«, sagt sie mit erstaunlich ruhiger Stimme. Onkel John wartet, und sein Schweigen ermutigt seine Nichte weiterzusprechen. »Es betrifft unsere Familie. Ich habe etwas gesehen, das alles zerstören könnte, wenn ich es erzähle. «“
Das an Dramen reiche deutsche Debüt von Céline Spierer startet mit dem großen, ein Kleinkind wird in einem Pool aufgefunden, sein Überleben ist ungewiss. Das Unglück wird im französischsprachigen Original mit „Noyade“ klar benannt. Die von Sina de Malafosse ins Deutsche übertragene Ausgabe trägt den Titel „Bevor es geschah“, was zugleich für die Konstruktion des Romans steht.
Der Einstieg mit ungewissem Ende bildet den Ausgangspunkt für einen Rückblick auf den wenige Stunden zuvor begonnenen sommerlichen Brunch, zu dem sich die Familie Haynes jedes Jahr im Haus der Mutter versammelt. Eigentlich haben alle keine Lust dazu, denn wie das so ist, wenn sich Geschwister nebst Anhang im Elternhaus zusammenfinden, stören Erinnerungen und Erwartungen die erhoffte Harmonie.
So empfindet es Elisabeth, die Matriarchin, wie ihre Kinder sie insgeheim nennen, ebenso ihr Sohn Winston und seine „Dramarama“ weiterlesen