Georg M. Oswald schickt in der spannungs- wie klischeegeladenen Geschichte „Alle, die du liebst“ einen alternden Anwalt nach Afrika
„Alle, die du liebst“ lautet der Titel des im vergangenen Jahr erschienenen Romans von Georg M. Oswald. Doch anders als er vermuten lässt, handelt es sich um ein ausgesprochenes „Männerbuch“. Aus diesem Grund hat Mann es für unseren Literaturkreis gewählt. Der Verantwortliche fand sein Geschlecht in unseren letzten Lektüren nur unzureichend vertreten, auch wenn ein Blick auf unsere Leseliste diese Aussage nur bedingt zulässt. Wem also Lüschers oder Espedals Helden zu abgehoben erscheinen, den erwartet laut Klappentext in diesem Roman eine „pointierte Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, die Georg M. Oswald auf kluge und erzählerisch mitreißende Weise dazu nutzt, wie durch ein Brennglas auf unsere westeuropäische Befindlichkeit zu schauen“.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der alternde Anwalt Hartmut Wilke. Er hadert mit seinem Leben, seinen Irrungen und Wirrungen. Dazu zählen die Scheidung von seiner langjährigen Ehefrau, die er zu spät als seine wahre, große Liebe erkennt, die Entfremdung von den inzwischen erwachsenen Kindern, seine zu junge Geliebte, deren Ansprüchen er nicht zu genügen fürchtet, sowie die Steueraffäre seiner Kanzlei.
Am dringendsten drückt ihn die Distanz zu seinem Sohn. Seit dessen Kindheit war das Verhältnis schwierig, seit der Trennung steht Erik endgültig auf der Seite seiner Mutter. Wilke plagen Schuldgefühle, was sich übrigens als permanente Gefühlslage durch den Roman zieht. So ergreift er „„Deutsche Frauen sind ein Problem““ weiterlesen