Konstrukt Weltliteratur

Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen“ — Tim Parks über Literatur

Es ist ei­ne Wei­le her, da ha­be ich un­ter dem Ti­tel „Wor­über wir re­den, wenn wir über Bü­cher re­den“ ein Buch be­spro­chen, wel­ches nicht nur wie das vor­lie­gen­de im Kunst­mann Ver­lag er­scheint, son­dern des­sen Au­tor, Pierre Ba­yard wie Tim Parks auch wis­sen­schaft­lich der Li­te­ra­tur zu­ge­wandt ist. Wäh­rend Ba­yard zur Lü­cke an­lei­tet un­ter dem ori­gi­nal­ge­treu über­setz­ten Ti­tel „Wie man über Bü­cher spricht, die man nicht ge­le­sen hat“, er­läu­tert Parks in „Whe­re I’m Re­a­ding from“ sei­ne Sicht aufs Le­sen. Sei­ne Es­says zu fast al­len Aspek­ten des Le­sens und Schrei­bens lie­gen nun in der Über­set­zung von Ul­ri­ke Be­cker und Ruth Keen als „Wor­über wir spre­chen, wenn wir über Bü­cher spre­chen“ vor. Ein wirk­lich schö­ner Titel.

Parks Buch ist nur un­we­sent­lich län­ger als die char­man­te Schum­mel­fi­bel sei­nes fran­zö­si­schen Kol­le­gen. Gut 230 Sei­ten, por­tio­niert in vier Tei­le mit 33 Ka­pi­teln, wid­men sich dem Buch und der Welt. Wie ist ein Ro­man ge­macht? Wie­so wird er ein Er­folg? Was macht uns auf ihn so auf­merk­sam, daß wir ihn le­sen und über ihn re­den wol­len? Parks Kern­the­ma wird bald klar. In der glo­ba­li­sier­ten Welt dro­he ei­ne „Kon­strukt Welt­li­te­ra­tur“ weiterlesen

Für Heirat hatte er kein Talent

Thomas Lang blickt in „Immer nach Hause“ aus Männersicht auf Hesses erste Ehe

csm_produkt-10002744_9d4192946fNoch ei­nes: wür­den Sie mir ra­ten zu hei­ra­ten? Sie ken­nen mich ein we­nig, sind Di­plo­mat und ha­ben selbst ei­ne Frau. Ist es wirk­lich so schlimm, wie man im­mer hört, oder nicht?“
(Ba­sel, den 30.6.1903 an Dr. von Schaukal)

Dass gro­ße Schrift­stel­ler fa­mi­li­är eher un­be­gabt sind, ist ein Kli­schee. Und doch er­zeugt die­se Be­haup­tung so­fort das Bild von Tho­mas Mann, der in sei­nem Schreib­zim­mer nie ge­stört wer­den durf­te. Gut zu ver­ste­hen, Kin­der und das häus­li­che Klei­ner­lei ma­chen Krach und sind der Krea­ti­vi­tät kaum förderlich.

Ähn­lich mag es wohl Her­mann Hes­se emp­fun­den ha­ben, nach­dem er mit 27 viel zu jung in die Ehe mit der um 8 Jah­re äl­te­ren Ma­ria Ber­noul­li ein­wil­lig­te und ein kin­der­rei­ches Fa­mi­li­en­le­ben hin­nahm. Aus­ge­rech­net im klei­nen Gai­en­ho­fen am Bo­den­see las­sen sie sich nie­der, vis-à-vis des „Für Hei­rat hat­te er kein Ta­lent“ weiterlesen

Tiger träumen

Löwen wecken“ von Ayelet Gundar-Goshen ist ein Roman für schlaflose Nächte

löwen weckenLö­wen we­cken, der Ro­man der is­rae­li­schen Au­torin Aye­let Gun­dar-Gos­hen, in­sze­niert hoch­dra­ma­tisch den Wen­de­punkt ei­ner Bio­gra­phie. Der Neu­ro­chir­urg Etan Grien, ver­hei­ra­tet und Va­ter zwei­er Kin­der, ist von der re­nom­mier­ten Tel Avi­ver Groß­stadt-Kli­nik straf­ver­setzt in ein Kran­ken­haus am Ran­de der Wüs­te. Der jun­ge und hoch­mo­ra­li­sche Arzt hat das kor­rup­te Ver­hal­ten sei­nes Leh­rers, ei­ner Ka­pa­zi­tät auf sei­nem Ge­biet, öf­fent­lich ge­macht. Sein neu­er Job frus­triert ihn, so daß er ei­nes abends nach Schich­ten­de ei­ne nächt­li­che Jeep­tour un­ter­nimmt. Doch aus der Ent­span­nungs­fahrt wird ein Hor­ror­trip. Mit­ten im dunk­len Nir­gend­wo der Wüs­te über­fährt Etan mit sei­nem Mer­ce­des ei­nen Eri­tre­er, aus­ge­rech­net zur Mu­sik von Ja­nis Jop­lin. Der Hirn­spe­zia­list er­kennt so­fort, der Mann kann nicht ge­ret­tet wer­den. Er selbst schon. Aus Angst, Job und Fa­mi­lie zu ver­lie­ren, be­geht er Fah­rer­flucht. Die­se Sze­ne am An­fang des Ro­mans lässt die nach­fol­gen­den Kon­flik­te er­ah­nen. Sie stei­gern sich, als Etans Frau, die Po­li­zei­kom­mis­sa­rin Li­at, die­sen Fall über­nimmt und po­ten­zie­ren sich in un­ge­ahn­tem Ma­ße, als am nächs­ten Mor­gen ei­ne schwar­ze Frau an Etans Haus­tür klin­gelt. Es ist Sir­kit, die Frau des Eri­tre­ers, sie hat den Un­fall be­ob­ach­tet, den Fah­rer an­hand der ver­lo­re­nen Brief­ta­sche iden­ti­fi­ziert und nun er­presst sie ihn. Der Arzt soll die Il­le­ga­len ver­sor­gen, je­den Abend in ei­ner aus­ge­dien­ten Au­to-Werk­statt in der Wüste.

Die­ser Ro­man be­rührt gro­ße The­men. Wer trägt die Schuld an dem Un­fall, der Fah­rer oder der Fuß­gän­ger? Wer ver­schul­det die Not der Flücht­lin­ge, die Ver­hält­nis­se im Her­kunfts­land, die „Ti­ger träu­men“ weiterlesen

Das große Yadayadayada

In „Schöne Seelen“ vereint Philipp Tingler Society-Satire mit Psycho-Persiflage

TinglerSo al­so war die Ge­sell­schaft be­schaf­fen. Der Ein­druck, den ein un­be­fan­ge­ner Be­ob­ach­ter hät­te emp­fan­gen kön­nen (wenn es die­sen Be­ob­ach­ter nur je ge­ge­ben hät­te), war fol­gen­der: mit­tel­mä­ßi­ge Men­schen von meist zwei­fel­haf­ter Lie­bens­wür­dig­keit, die, wäh­rend sie vor­ga­ben, über die letz­ten Din­ge und ers­ten Wich­tig­kei­ten zu spre­chen, ei­gent­lich nur wech­sel­sei­tig ih­ren Auf­zug mus­ter­ten und ver­such­ten, zu ta­xie­ren, was die­se Fen­di-Ta­sche aus Foh­len, Nerz und Weiß­gold ge­kos­tet ha­ben moch­te. (…) Die Ge­sich­ter wa­ren mit Hyalu­ron­säu­re ge­füllt und von Ei­tel­keit aus­ge­so­gen und zeig­ten oft ge­nug den se­li­gen Aus­druck je­ner Nar­ren, die sich von ih­rer ei­ge­nen Be­schränkt­heit näh­ren, vor ver­meint­li­cher Ge­sund­heit strot­zen und dau­ernd da­mit be­schäf­tigt schei­nen, sich selbst zuzulächeln,…“

Der bö­se Blick auf die Ge­sell­schaft ist ei­ne be­lieb­te Spiel­art der Li­te­ra­tur. Do­ro­thy Par­ker oder Her­bert Ro­sen­dor­fer wa­ren dar­in Meis­ter, die sich selbst durch­aus mit ein­schlos­sen. Der Phi­lo­soph und Au­tor Phil­ipp Tin­gler un­ter­nimmt in sei­nem neu­en Ro­man  Schö­ne See­len ei­ne ent­spre­chen­de Ana­ly­se der Schö­nen und Rei­chen der Schweiz. Ge­nau­er ge­sagt Genf, „wo der zwing­lia­ni­sche Re­pres­si­ons­druck seit je­her das Ir­re­wer­den be­güns­tigt“.

Dort er­liegt in der Schön­heits­kli­nik vor den To­ren der Stadt ei­ne Da­me nicht „Das gro­ße Ya­da­ya­da­ya­da“ weiterlesen

Kaffeeklatsch und Ku-Klux-Klan

Harper Lees wiederentdeckter Erstling „Gehe hin, stelle einen Wächter” erzählt vom Erwachsenwerden

9783421047199_CoverDie Höl­le war und wür­de, was Jean Loui­se be­traf, im­mer ein feu­ri­ger Pfuhl sein, des­sen Aus­ma­ße un­ge­fähr ge­nau­so groß wie May­comb, Ala­ba­ma, wa­ren und der von ei­ner fünf­zig Me­ter ho­hen Mau­er um­schlos­sen wur­de.(…)

Die Höl­le, das ist ewi­ges Ge­trennt­sein. Was hat­te sie bloß ge­tan, dass sie sich den Rest ih­res Le­ben (sic!) nach ih­nen se­hen muss­te, heim­li­che Ab­ste­cher in ei­ne lang zu­rück­lie­gen­de Zeit un­ter­nahm, aber kei­ne Rei­se in die Ge­gen­wart? Ich bin ihr Blut und ih­re Kno­chen, ich ha­be in die­ser Er­de ge­gra­ben, das hier ist mein zu­hau­se. Aber nein, ich bin nicht ihr Blut, und der Er­de ist es egal, wer in ihr gräbt, ich bin ei­ne Frem­de auf ei­ner Cock­tail­par­ty.

Har­per Lee wur­de durch ih­ren bis­lang ein­zi­gen, 1960 ver­öf­fent­lich­ten Ro­man Wer die Nach­ti­gall stört welt­be­rühmt. Dar­in kämpft der An­walt At­ti­cus Finch in ei­nem klei­nen Pro­vinz­ort in Ala­ba­ma ge­gen den Ras­sis­mus der Süd­staa­ten. Die­ses May­comb ist un­schwer mit Mon­ro­e­ville zu iden­ti­fi­zie­ren, wo Har­per Lee 1926 ge­bo­ren wur­de und heu­te noch lebt.

Den vor­lie­gen­den Ro­man „Ge­he hin, stel­le ei­nen Wäch­ter“ voll­ende­te Lee 1957, er ging dem ei­gent­li­chen De­büt der Au­torin vor­aus. Das Ma­nu­skript wur­de je­doch von ih­rer Lek­to­rin The­re­sa von Ho­hoff „Kaf­fee­klatsch und Ku-Klux-Klan“ weiterlesen

Maria will kein Puppenheim

Stephan Thome erzählt nach Hartmuts Fliehkräfte(n) nun von Marias Gegenspiel

GegenspielDu wirst es nicht hö­ren wol­len, aber in ei­ner Ehe re­det man nicht über das Wich­ti­ge. Man re­det ein­fach, über al­les Mög­li­che. So über­zeugt man sich da­von, dass das, wor­über nicht ge­re­det wird, auch nicht wich­tig sein kann.“

Selbst ei­ne lan­ge Ehe ga­ran­tiert nicht im­mer ei­ne dau­ern­de Be­zie­hung, von ei­ner le­bens­lan­gen Lie­be ganz zu schwei­gen, oft wird sie nicht erst durch den Tod ge­schie­den. Laut Sta­tis­ti­schem Bun­des­amt hat sich die Zahl der Tren­nun­gen in sol­chen Ehen in den letz­ten Jahr­zehn­ten mehr als ver­dop­pelt. An­ders als der im Ro­man kol­por­tier­te Witz, das Le­ben als Paar be­gin­ne erst, wenn die Kin­der fort und der Hund tot sind, füh­ren ge­nau die­se Ver­än­de­run­gen oft zum En­de ei­ner Beziehung.

Auch die Ehe in Ste­phan Tho­mes neu­em Ro­man Ge­gen­spiel“ scheint ge­fähr­det. Das Paar, Hart­mut, an die 60, Phi­lo­so­phie­pro­fes­sor in Bonn, und sei­ne Frau Ma­ria le­ben seit ei­nem Jahr in ver­schie­de­nen Städ­ten. Ma­ria übt in „Ma­ria will kein Pup­pen­heim“ weiterlesen

Muttimania

Frühe Störung — Hans-Ulrich Treichels ironische Analyse einer ambivalenten Beziehung

frühe störungIch hät­te mich in un­end­li­che Ge­dan­ken­spie­le ver­stri­cken kön­nen, muss­te aber ir­gend­wann ein­se­hen, dass das Kern­pro­blem die­ses gan­zen in­ne­ren Hin und Her mei­ne Mut­ter war. Die Fer­ne, nach der ich mich sehn­te, war vor al­lem die Mut­ter­fer­ne. Und die Fer­ne, vor der ich mich fürch­te­te, war die­sel­be Mutterferne.“

Die Mut­ter­bin­dung ist bei Neu­ge­bo­re­nen es­sen­ti­ell, sie ga­ran­tiert das Über­le­ben. Der Mensch, von Na­tur aus kein Nest­flücht­ling, löst sich erst all­mäh­lich dar­aus um mit be­gin­nen­der Ado­les­zenz ein selbst­be­stimm­tes Le­ben zu führen.

Doch Be­zie­hun­gen sind stör­an­fäl­lig, be­son­ders die zwi­schen Mut­ter und Sohn. Sie lei­den nicht sel­ten an zu viel In­nig­keit und zu we­nig Distanz.

Ob Mam­mo­ne oder Mut­ter­söhn­chen, je­der kennt sol­che Fäl­le. In sei­nem neu­en Ro­man Frü­he Stö­rung er­teilt Hans-Ul­rich Trei­chel ei­nem sol­chen das Wort. Franz Wal­ter, Aka­de­mi­ker mit dem pre­kä­ren Be­ruf des Rei­se­schrift­stel­lers, wohnt längst nicht „Mut­ti­ma­nia“ weiterlesen

Was Kunst vermag

Peter Stamm über Kunst in Nacht ist der Tag

Stamm, Nacht ist der TagNie wird es mir ge­lin­gen, in ein Por­trät die gan­ze Kraft zu le­gen, die in ei­nem Kopf ist.
Al­ber­to Giacometti

Der neue Ro­man von Pe­ter Stamm be­steht aus drei Tei­len, de­nen je­weils ein Zi­tat vor­an steht. Wäh­rend Shake­speare den Be­ginn und der Phi­lo­soph Ernst Bloch den Schluss ein­lei­ten, fin­det sich in der Mit­te der Schwei­zer Künst­ler Al­ber­to Gi­a­co­metti mit ei­ner Aus­sa­ge, die wie ein Schlüs­sel zur vor­lie­gen­den Ge­schich­te erscheint.

Ober­fläch­lich be­trach­tet er­zählt Nacht ist der Tag die Ge­schich­te ei­ner Frau, die durch ei­nen Un­fall ihr Ge­sicht ver­liert und in den Be­mü­hun­gen dies wie­der­her­zu­stel­len zu ei­ner neu­en Iden­ti­tät fin­det. Doch hin­ter die­ser Fas­sa­de steckt viel mehr, vor al­lem die Fra­ge, was Kunst vermag.

Der ers­te und mit 126 Sei­ten um­fang­reichs­te Teil des Ro­mans, dem Shake­speare die Dis­kre­panz zwi­schen Rea­li­tät und Ima­gi­na­ti­on vor­gibt, schil­dert die Aus­gangs­si­tua­ti­on. Gil­li­an, ei­ne „Was Kunst ver­mag“ weiterlesen

Psychologenprobleme

In „Der gute Psychologe“ erzählt Noam Shpancer von sich und anderen

Ei­ne jun­ge Kli­en­tin sitzt vor Ih­nen und er­zählt Ih­nen ih­re Ge­schich­te, und beim Spre­chen hält sie sich im­mer wie­der die Hand vor den Mund. Was be­deu­tet die­se Ges­te?“ (…) Die Freu­dia­ner wer­den sa­gen, sie hat auf ei­ner un­be­wuss­ten Ebe­ne Angst da­vor, in­kri­mi­nie­ren­de In­for­ma­tio­nen preis­zu­ge­ben,“ sagt Jen­ni­fer. „Sie leis­tet Wi­der­stand; sie ist am­bi­va­lent.“ „Ja; und was wer­den die Ko­gni­ti­vis­ten sa­gen?“ „Sie wer­den sie fra­gen, was sie sich selbst er­zählt, was sie denkt.“ „Ja, und die Be­ha­vio­ris­ten?“ „Ei­ne an­ge­lern­te Ge­wohn­heit,“ ant­wor­te­te Jen­ni­fer, „viel­leicht hat sie frü­her beim Spre­chen ge­spuckt und wur­de des­we­gen aus­ge­lacht und hat da­her ge­lernt, ih­ren Mund zu be­de­cken.“ „Wirk­lich ei­ne hüb­sche An­wen­dung des be­ha­vio­ris­ti­schen Cre­dos. Je­mand hier hört zu. Hal­le­lu­ja, Jen­ni­fer; Sie ha­ben mein mü­des, al­tes Herz er­wärmt. Und à pro­pos Herz, was wer­den die Hu­ma­nis­ten sa­gen?“ „Ah, da bin ich mir nicht si­cher; ich ver­ste­he sie nicht be­son­ders gut.“ „Nein, na­tür­lich nicht,“ sagt der Psy­cho­lo­ge lä­chelnd. „Nie­mand ver­steht die Hu­ma­nis­ten, und das schließt die Hu­ma­nis­ten selbst mit ein (…)“ S. 235f.

In die­sem fast schon flap­si­gen Lehr­dia­log zwi­schen Pro­fes­sor und Stu­den­tin zei­gen sich zwei Merk­ma­le des Ro­mans „Der gu­te Psy­cho­lo­ge“. Die Psy­cho­lo­gie ist, wie die viel­fäl­ti­gen In­ter­pre­ta­ti­ons­an­sät­ze von Ver­hal­ten zei­gen, kei­ne Leh­re der ein­deu­ti­gen Hand­lungs­an­wei­sun­gen. Dies sorgt für Ir­ri­ta­tio­nen und kon­fron­tiert ih­re Ver­tre­ter bis­wei­len mit in­ne­ren Kon­flik­ten. Die Psy­cho­lo­gie hat kei­ne Pa­tent­re­zep­te, die­se Bot­schaft ver­mit­telt der Au­tor mit­un­ter ver­ein­facht und trotz Kli­schees in un­ter­halt­sa­mer, selbst­iro­ni­scher Weise.

Noam Sh­pan­cer, selbst Psy­cho­lo­ge, lehrt in Ohio als „Psy­cho­lo­gen­pro­ble­me“ weiterlesen

Metaebenen in Liebe und Literatur

Peter Stamm erzählt in „Agnes“ über die Schwierigkeit von Nähe

Das Ma­nu­skript die­ses Ro­mans reich­te Pe­ter Stamm bei meh­re­ren Ver­la­gen ver­geb­lich ein, be­vor es im Zü­ri­cher Ar­che Ver­lag zum er­folg­rei­chen De­büt wur­de. Viel­leicht war es so lan­ge ver­kannt, weil Stamm auf den ers­ten Blick ei­ne alt­be­kann­te Ge­schich­te er­zählt, die ei­ner Be­zie­hung, auf die ein gleich und gleich eben­so zu­trifft wie die sich an­zie­hen­den Gegensätze.

Stamm sie­delt sein Paar in Chi­ca­go an, wo es im Le­se­saal der Pu­blic Li­bra­ry ein­an­der be­geg­net. Un­gleich im Al­ter sind die bei­den, sie 25, er, der fast ihr Va­ter sein könn­te, um die 40, auch in ih­ren In­ter­es­sen ver­schie­den. Agnes pro­mo­viert in Phy­sik, der Schwei­zer Sach­buch­au­tor schreibt über Lu­xus­wa­gons von Pull­mann. Bei­de agie­ren scheu in ih­ren An­nä­he­run­gen, doch ei­ni­ge Zi­ga­ret­ten und Kaf­fees spä­ter wer­den sie ein Paar. Das Schüch­ter­ne und die Schwie­rig­keit über Ge­füh­le zu spre­chen bleiben.

Ein un­spek­ta­ku­lä­res Su­jet, das al­ler­dings durch das Spiel mit der Me­ta­ebe­ne „Me­ta­ebe­nen in Lie­be und Li­te­ra­tur“ weiterlesen