Lukas Bärfuss Roman „Hagard“ wirkt wie eine Debatten-Replik
„Philip, so nahm ich an, hatte einen Anfall von Überdruss, wie ihn jeder Mensch kennt, der sich von seinem Alltag gefesselt fühlt und in öden Stunden von einer Flucht träumt. Auch Philip trotzte gelegentlich und trotzte auch jetzt, und ich gestehe, dass ich sein Schmollen lächerlich fand, dieses Wechselspiel aus Konformismus und Trotzphase, ein unreifes, kindisches Verhalten, populär in allerlei Schmonzetten, die in jenen Tagen erschienen. Halbsüße Romane über Männer im besten Alter, die eines Tages mir nichts, dir nichts Frau und Kinder verließen und sich für ein flüchtiges Abenteuer aus dem Leben schlichen.“
So urteilt der Erzähler in Lukas Bärfuss’ Roman Hagard über das Verhalten der Hauptfigur und spielt auf oft gehörte Geschichten plötzlichen Verschwindens an, wie sie auch Peter Stamm in Weit über das Land schildert. Man könnte meinen, der Autor spiele durch die Worte seines Erzählers auf diesen Roman des Schriftstellerkollegen an, und denkt an die unlängst erfolgte Debatte zwischen Stamm und Jonas Lüscher.
Dabei unterscheiden sich die in ihrer Idee identischen Geschichten in der Durchführung deutlich. Während Stamms Protagonist ohne akutes äußeres Ereignis seiner Wege geht, erliegt Bärfuss’ Philip „Ballerina-Becircung“ weiterlesen