Valerie Fritsch beschreibt in „Winters Garten“ mit pathetisch schönen Bildern die Vergänglichkeit
„Er erinnerte sich an die Sommer bei den Großeltern wie an ein Königreich, aus dem man vertrieben worden war. Er dachte an die Butterblumen und die Marillenknödel. Die handtellergroßen Hollerblüten eingelegt in Zucker. (…) Er rief die Bilder der Wiesen zurück, und ihm schien, als sähe er, wie im Garten gleichermaßen die Köpfe der Löwenzähne und die Häupter der Großeltern erst weiß wurden und dann kahl im Wind der Jahre. Wie diese gesunden Menschen mit den Apfelbacken und den Zahnlücken schrumpften. Wie die ledrigen Bauernhände aufrissen und blaue Adern im Marmor der bleichen Haut der Alten wuchsen. Wie alles alt wurde. Wie vieles verschwand.“
Bildreich, wortgewaltig und poetisch klingen bereits die ersten Seiten von Valerie Fritschs Roman „Winters Garten“. Sie konfrontieren den Menschen mit seiner eigenen Vergänglichkeit, mit der seines Körpers und mit der des Geistes, gespiegelt in seiner Haut, was die Autorin überzeugend auszudrücken weiß.
Das scheint erstaunlich angesichts des Alters von Fritsch, die als weitgereiste Fotografin auf ungewöhnliche Erfahrungen blickt. Auch ihr unlängst auf dem Bachmann-Wettbewerb vorgestellter Text spiegelte dies.
Mit „Winters Garten“ legt sie einen Endzeitroman vor, bei dem die Zivilisationsflucht das „Endzeit-Elegie“ weiterlesen