In geselliger Runde Experten über Literatur diskutieren zu lassen wie weiland im Literarischen Quartett reicht dem deutschen Fernsehen schon lange nicht mehr. Um den Zuschauer und Nichtexperten vom Switch zum nächstbesten Sender abzuhalten, muss auch die Büchersendung am späten Abend etwas bieten. Das neue von Wolfgang Herles moderierte Magazin „Das blaue Sofa“ schleppt ebendieses auf der Suche nach Unterhaltung durch die Natur. Als sei es die Venusfliegenfalle für den Schriftsteller, der im Ambiente seines Romans darauf wartet endlich zu diesem befragt zu werden. In der ersten Sofasitzung traf Herles auf Trojanow und seinen Roman „EisTau“, um auf einem Gletscher dessen menschengemachtes Abschmelzen schildbürgerschlau in Sonnenbrille und Goretexjacke zu beklagen. Ein Jack-Wolfskin-Spot vor der Sendung hätte sich angeboten. Das Ganze geriet jedoch leider so anregend wie die Ansprache des bayrischen Benedikt im Bundestag. Der hatte zwar kein blaues Sofa, aber rote Schuhe, was bei mir ebenfalls regelmäßig für Verwirrung sorgt, zählt der berühmteste Pradaträger doch zur anderen Fraktion. Es müsste also schon mit dem Teufel zugehen, Debatten, sei es über Literatur oder weniger Wichtiges, ganz ohne spektakuläre Location stattfinden zu lassen. Auch Denis Scheck reist druckfrisch durch die Lande, und das äußerst charmant. Manchmal ein wenig unkritisch gegenüber seinen Autoren, was verständlich sein mag, weil er nur das präsentiert, was ihm gefällt. Doch muss Begeisterung für ein Buch immer mittels eines Kotaus geschehen? Herles war da kritischer, was leider in dem langen Fluss der Fragen unterging. Vielleicht fehlt Herrn Scheck einfach die Zeit zur Kritik? Bis der Feuerlöscher platziert und die weiß-roten Bänder geschlungen sind, braucht’s eben ein Weilchen und vor allem die Geduld der Zuschauer. In der letzten Sendung, wir befinden uns mal wieder im wellenumspielten Island, saßen dann zwei Jungs im Planschbecken, der eine, haha, mit Anzug, der nicht billig gewesen sein wird, sonst wäre für den anderen auch einer drin gewesen. Das hat mich verwirrt. Ich kann mich kaum noch an Bücher und Autoren erinnern. Von Mario Vargas Llosas „Der Traum des Kelten“ bleibt nur noch gleißendes Sonnenlicht und der Feuerlöscher. Vom Rest noch eine Lahme Tonnentäuschung. Warum nur, warum?
Also bitte mehr charmante Kritik, weniger Möbel und Setutensilien und nie mehr behaarte Bäuche.