Zum neunten Mal ganz neu
In einer Woche jähren sich die Präliminarien zum Deutschen Buchpreis und zum neunten Mal wird eine Longlist mit zwanzig Kandidaten veröffentlicht.
Das Ereignis konnte im letzten Jahr besonders wegen der Titelauswahl nur zögernde Begeisterung in mir auslösen. Diesmal jedoch entfacht die Initiative einer Bloggerin neues Feuer. Auf Mara Giese von buzzaldrins bücher geht die Idee eines gemeinsamen Blogprojekts zum Deutschen Buchpreis zurück. Fünf Bloggerinnen werden über den Preis berichten und Rezensionen zu den Titeln der Longlist veröffentlichen. Von den Organisatoren des Preises durch Material und Verlinkungen unterstützt freuen wir uns über viele Buchpreisinteressierte, die außer bei buzzaldrins bücher und mir auf den Blogs das graue Sofa, Literaturen und Schöne Seiten mitlesen und diskutieren können.
Für alle Buchpreis-Beginner sei hier kurz das Wichtigste zusammengefasst. Seit 2005 wird dieser Preis, der die Literaturlust der Deutschen ankurbeln möchte, unter den von Oktober bis September neu erschienenen deutschsprachigen Romanen vergeben. Die Jury wechselt jährlich ihre Zusammensetzung aus Kritikern, Literaturwissenschaftlern und anderen Belesenen. Diese sieben Juroren sichten ab Ende März zahlreiche Titel und treffen sich zu Beratungsgesprächen. Aus ihren Diskussionen geht die im August veröffentlichte Longlist hervor, die in diesem Jahr am 11. September auf die Shortlist mit sechs Romanen reduziert wird. Alle Autoren, deren Titel die Endausscheidung erreichen, erhalten ein Preisgeld von 2500 Euro, der Gewinner des Deutschen Buchpreises, der zu Beginn der Frankfurter Buchmesse gewählt wird, wird mit 25000 Euro prämiert. Ausführliche Informationen über Personalia und Termine finden sich auf der offiziellen Seite des Deutschen Buchpreises.
Jedem dieser zwanzig Titel ist eines gewiss, Aufmerksamkeit, die im Idealfall sogar eine Auflagensteigerung erzeugt. Ich hoffe, daß haben im neunten Jahr dieses Events auch die Buchhändler in meiner Umgebung verstanden und wenigstens einen der Bestseller-Stapel durch ein Buchpreis-Sortiment ersetzt. Vielleicht halten sie diesmal sogar das nun zur Anthologie erhobene Leseprobenheft bereit und ersparen den Lesern eine anstrengende Jagd?
Damit die restlichen sieben Tage nicht allzu lang werden, habe ich ein wenig spekuliert, welche Titel es auf die Liste schaffen könnten. Insgeheim hoffe ich natürlich, nur wenige Treffer zu erzielen und von der Jury überrascht zu werden.
Ulrike Edschmid, Das Verschwinden des Philip S. (Suhrkamp 2013)
Roman Ehrlich, Das kalte Jahr (Dumont 2013)
Gunther Geltinger, Moor (Suhrkamp 2013)
Thomas Glavinic, Das größere Wunder (Hanser 2013)
Roman Graf, Niedergang (Knaus 2013)
Monika Held, Der Schrecken verliert sich vor Ort (Eichborn 2013) — Rezension
Franz Hohler, Gleis 4 (Luchterhand 2013)
Daniel Kehlmann, F (Rowohlt 2013)
Michael Köhlmeier, Die Abenteuer des Joel Spazierer (Hanser 2013)
Judith Kuckart, Wünsche (Dumont 2013) — Rezension
Jo Lendle, Was wir Liebe nennen (DVA 2013)
Olga Martynova, Mörikes Schlüsselbein (Droschl 2013)
Eva Menasse, Quasikristalle (Kiepenheuer&Witsch 2013)
Hans Pleschinski, Königsallee (Beck 2013)
Andreas Schäfer, Gesichter (Dumont 2013)
Peter Schneider, Die Lieben meiner Mutter (Kiepenheuer&Witsch 2013)
Peter Stamm, Nacht ist der Tag (S. Fischer 2013)
Judith W. Taschler, Die Deutschlehrerin (Picus 2013)
Peter Truschner, Das fünfunddreißigste Jahr (Zsolnay 2013)
Martin Walser, Die Inszenierung (Rowohlt 2013)
Welcher dieser Romane hat euer Meinung nach nichts auf der Liste verloren und welchen vermisst ihr?
Ich glaube, Clemens Meyers „Im Stein” ist auch listen- bzw. preisverdächtig.
(Es soll erst am 22.08. erscheinen, aber Kehlmanns „F” ja sogar erst am 30.08).
Liebe Grüße und viel Spaß beim Buchpreis-watching-and-reading!
Doris
Danke, Doris, für den mit 560 Seiten richtig dicken Kandidaten-Tipp und die guten Wünsche.
Ich freue mich schon sehr auf die Bekanntgabe der Longlist und bin gespannt, was auf uns zukommt. Da ich es gerade lese: Das fremde Meer von Katharina Hartwell (Berlin Verlag) hat meiner Meinung nach auch gute Chancen. Ansonsten finde ich deine Auswahl sehr spannend, die meisten Titel sagen mir etwas, die wenigsten habe ich tatsächlich gelesen, somit wäre für mich auf jeden Fall reichlich interessanter Lesestoff dabei. Ich hoffe nur, dass ein bisschen mehr Kleinverlage vertreten sein werden als von dir getippt.
Herzlich,
caterina
Das hoffe ich auch, Caterina. Zugegeben, ich bin dem literarischen Mainstream gefolgt und nur hier und da in Seitenarme abgebogen. Gerade deswegen bin ich auf Neuentdeckungen in der Longlist gespannt und natürlich auf unsere Zusammenarbeit.
Danke für den Tipp, den ich schon auf Deiner Seite entdeckt habe.
Spekulationen zum Buchpreis machen doch immer am meisten Spaß! 🙂 Peter Schneiders Roman habe ich übrigens gelesen, er hat mich sehr sehr berührt und ich könnte mir vorstellen, ihn auf der Liste wiederzufinden. Ansonsten würde ich mich nach der etwas enttäuschenden Liste aus dem letzten Jahr freuen, dieses Jahr ein paar „junge Wilde” nominiert zu sehen: spontan fallen mir Katharina Hartwell, Roman Ehrlich oder auch Stefanie de Velasco ein. Alle drei Bücher haben mir sehr gefallen.
Mit mehr als einem Kandidaten habe ich bei Dir gerechnet, Mara, doch nicht mit wilden. Velasco kenne ich nicht, aber ich weiß ja jetzt, wo ich eine Rezension finde. 😉
Ich bin auch schon ganz gespannt, wie die Liste dann tatsächlich aussehen wird. Mal schauen, wie viele „Treffer” Du erzielst. Und den Roman „Die Deutschlehrerin” finde ich ja, durchaus aus persönlichen Gründen und unabahängig von der Longlist, ganz besonders spannend. Dann werden wir nun also der Bekanntgabe der Liste entgegenfiebern — und werden hoffentlich auch bei dem ein oder anderen Werk dazu kommen, heftig zu diskutieren. Ich freue mich jedenfalls schon!
Viele Grüße, Claudia
Auf unsere Diskussionen bin ich auch gespannt, Claudia. Auch wenn wir es wohl eher nicht hinkriegen, zeitgleich die selben Romane zu lesen. Aber im Netz geht ja nichts verloren.
Hat die Deutschlehrerin eigentlich auch einen speziellen Kandidatentipp? 😉
nebst franz hohler, der ja schon aufgeführt ist, sehe ich
— jonas lüscher, frühling der barbaren
— markus bundi, emilies schweigen
— astrid rosenfeld, elsa ungeheuer
auf der longlist. Bin gespannt!
Vielen Dank für Deine Longlist-Favoriten, Manu. Besonders für Bundi, den ich bisher noch nicht kenne.
Ganz ehrlich bin ich noch beim Nachlesen meines Frühjahr-Bücherstapels und nach den beiden Sachbüchern nun mit Vea Kaisers „Blasmusikpop” viel leichter, beschwingter und lustiger unterwegs — was für ein unglaublicher Ideenreichtum und eine wunderbare Sprache! Ansonsten sind die anderen Blogger viel weiter vorne, was die neueren Bucherscheinungen betrifft und ich kann höchstens wegen der Blogbeiträge ein wenig mitsprechen.
Longlistwürdig wäre, auch wenn das jetzt nur mein Eindruck über die Blogs ist, sicher Jonas Lüscher mit dem „Frühjahr der Barbaren”, den ich auf jeden Fall, möglichst noch vor der Bekanntgabe der Liste, lesen möchte. Und ansonsten bin ich einfach nur gespannt und hoffe auf ganz viele schöne Romane.
Viele Grüße, Claudia
Ciao, Claudia, e tante grazie! Es ist auch nicht notwendige Voraussetzung, den Roman bereits gelesen zu haben. In der Hinsicht bin ich ja auch relativ ahnungslos, wie man an meinen Vorschlägen sieht.
Oha, ich glaube, ich lese noch weniger Zeitgenössisches, als ich dachte. Gelesen hab ich von dieser Liste nur die Quasikristalle. Die anderen kenne ich höchstens dem Namen nach oder weil ich gute Empfehlungen dazu auf diversen Blogs las. Liebe Grüße
Petra
Danke, Petra, dann werte ich die Quasikristalle als Deinen Favoritentipp.
Huuuh, noch einmal schlafen — bis 11.00 Uhr.
Gute Nacht
wünscht
Doris
Guten Morgen, Doris, ich war schon vor Dir im Bett, damit ich heute mal vor 11 Uhr raus komme. 😉
Huuuh, heute ist es so weit — ich bin sehr gespannt. Mir ist gerade noch eingefallen: Was ist denn zum Beispiel mit dem Rammstedt? Haben so humorvolle, verschwurbelte Texte auch eine Chance? Dann würde ich ihn gerne auf der Liste sehen (ohne ihn „Favorit” zu nennen, denn Tatsache ist, dass ich im vergangenen Jahr nur ganz wenige deutschsprachige Neuerscheinungen gelesen, also kaum Vergleichsmöglichkeiten habe).
Da der neue Rammstedt noch in das diesjährige Buchpreisfenster fällt, ist nichts dagegen einzuwenden.