In „Die Bagage“ ordnet Monika Helfer ihre Familiengeschichte mit Gefühl und Phantasie
„So viel geschieht, und es geschieht nebeneinander, auch wenn es nacheinander geschieht. Wie auf den Bildern von Pieter Bruegel dem Älteren. Ich habe es probiert. Ein bisschen kann ich malen. Aber ich war nie damit zufrieden. Wäre ich doch eine Musikantin! Die Grundfarben meiner Vorvergangenheit sind fast alle im Bereich von Braun. Ocker, Kuhstallwarm, die Farbe der Kuhställe ist braun. Weich. Oder gefrorene Erde, eisig und eisenhart, überzogen mit einem Eisenhauch von Grau. Mit der Zunge blieb ich an einem eisigen Morgen im Jänner an der Türschnalle hängen, angefroren, und habe mit ein Stück Haut abgerissen. (…)
Die Erinnerung muss als heilloses Durcheinander gesehen werden. Erst wenn man ein Drama daraus macht, herrscht Ordnung.“
Diese Gedanken Monika Helfers finden sich in „Die Bagage“, dem Roman, der ihre eigene Familiengeschichte zum Gegenstand hat. Sie zeigen Helfers Versuch, den Erinnerungen nahe zu kommen, die familiären Konstellationen zu erfassen, und zugleich ihre Vorgehensweise, Erzähltes mit Erdachtem zu verbinden. Eine große Rolle spielen ihre Assoziationen, die sie beim Erzählen und Beobachten befallen. Und auch beim Hören, denn in vielen Details stützt die Autorin sich auf die Erzählungen ihrer „Die Grundfarben der Vorvergangenheit“ weiterlesen