Alissa Walser, Am Anfang war die Nacht Musik, Teil 2

Historisches im Roman

Das Ge­sche­hen ba­siert auf der his­to­ri­schen Epi­so­de Mes­mer-Pa­ra­dis zwi­schen Ja­nu­ar 1777 und April 1784, die Ka­pi­tel sind ent­spre­chend datiert.

Zu den bei­den Per­so­nen sind zahl­rei­che Auf­sät­ze und Mo­no­gra­phien er­schie­nen und es fin­den sich na­tür­lich auch In­for­ma­tio­nen ver­schie­dens­ter Cou­leur, von Wi­ki­pe­dia über Pa­ra­psy­cho­lo­gen bis Mu­sik­wis­sen­schaft­lern im Netz. Le­sens­wert ge­ra­de auch im Hin­blick auf die psy­cho­lo­gi­sche Re­le­vanz der Mes­mer­schen The­ra­pie scheint die 1990 er­schie­ne­ne, im Han­del lei­der ver­grif­fe­ne, Mes­mer-Bio­gra­phie des fran­zö­si­schen Schrift­stel­lers und Psych­ia­ters Thuil­lier. Jean Thuil­lier, Die Ent­de­ckung des Le­bens­feu­ers. Franz An­ton Mes­mer. Ei­ne Bio­gra­phie. Zsol­nay, Wien und Darm­stadt 1990. Da­ge­gen ist die Ma­ria The­re­sia Pa­ra­dis ge­wid­me­te Bio­gra­phie der Mu­sik­wis­sen­schaft­le­rin Fürst re­la­tiv ak­tu­ell. Ma­ri­on Fürst, Ma­ria The­re­sia Pa­ra­dis. Mo­zarts be­rühm­te Zeit­ge­nos­sin (2005)

Die­sel­be Au­torin ver­fass­te den Ar­ti­kel zu Ma­ria The­re­sia Pa­ra­dis im Le­xi­kon Mu­sik und Gen­der „Mu­gi“.

Das Ma­gnethos­pi­tal rich­te­te Mes­mer in sei­nem Wohn­haus in der Nä­he Wiens ein. Es han­delt sich um Schloss Roth­mühl in Schwe­chat-Ran­ners­dorf. Heu­te be­fin­det sich dort das Nes­troy-Zen­trum mit Ta­gungs­ho­tel, ei­nen ma­gne­ti­schen Zu­ber wird man al­ler­dings ver­geb­lich su­chen. Die Be­zeich­nung Roth­mühl geht auf die Funk­ti­on des Ge­bäu­des als Müh­le zu­rück. Der Zu­satz Roth ent­we­der auf sei­ne Zie­gel­bau­wei­se in ei­ner der frü­he­ren Bau­pha­sen oder auf den Na­men ei­nes frü­he­ren Be­sit­zers. 1740 er­warb das in­zwi­schen mehr­fach um­ge­bau­te und als Jagd­schloss die­nen­de An­we­sen Ge­org Fried­rich von Ey­len­schenk, der Va­ter von Mes­mers Ehe­frau. 1779 ver­kauf­te Mes­mer Roth­mühl und zog nach Paris.

Mes­mer stand zu Leo­pold Mo­zart in freund­schaft­li­cher Be­zie­hung und un­ter­stütz­te das mu­si­ka­li­sches Ta­lent sei­nes Soh­nes Ama­de­us. Auf Roth­mühl fand die Ur­auf­füh­rung von Mo­zarts Oper „Bas­tien und Bas­tien­ne“ statt mit fi­nan­zi­el­ler Un­ter­stüt­zung An­na Ma­ria Mes­mers, ver­wit­we­te Posch, ge­bo­re­ne von Ey­len­schenk. 1773 weil­te Ama­de­us Mo­zart ein wei­te­res Mal im Hau­se Mes­mers. Im Ro­man lernt er bei die­ser Ge­le­gen­heit Ma­ria Pa­ra­dis ken­nen. Ei­ni­ge Quel­len spre­chen von ei­nem ero­ti­schen Ver­hält­nis zwi­schen Mo­zart und Paradis.

Ne­ben ein­deu­ti­gen Zeit­ko­lo­rit­ele­men­ten ei­nes his­to­ri­schen Ro­mans, wie Am­bi­en­te und Tracht, wer­den na­tur­wis­sen­schaft­lich-me­di­zi­ni­sche Theo­rien der da­ma­li­gen Epo­che ge­schil­dert. Vom Mes­mer­schen Ma­gne­tis­mus und Elek­tro­the­ra­pie bis zum, für uns heu­te skur­ril an­mu­ten­den, Ver­er­bungs­dis­put zwi­schen Sper­mis­ten (sie glaub­ten, Sper­mi­en sei­en al­lei­ni­ge Trä­ger des Erb­gu­tes, er­go wür­den Be­ga­bun­gen und po­si­ti­ve Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten nur durch den Va­ter ver­erbt) und Ovis­ten (sie plä­dier­ten für die müt­ter­li­che Ver­er­bungs­li­nie, da das mensch­li­che Erb­gut sich aus­schließ­lich in der weib­li­chen Ei­zel­le befände).

Aus­schnit­te aus Mes­mers Ab­hand­lung über den Mes­me­ris­mus fin­den sich auf der Sei­te Le­ben­di­ge Ethik, sei­ne in fran­zö­si­scher Spra­che ab­ge­fass­ten Me­moi­ren hier.

Als wei­te­re Ver­gan­gen­heits­mo­de be­geg­net das Na­tu­ra­li­en­ka­bi­nett, für wel­ches Ma­ria al­ler­lei Ge­tier und Pflan­zen sam­melt. In den Fran­cke­schen Stif­tun­gen in Hal­le lässt sich ei­ne im Ori­gi­nal­zu­stand wie­der­her­ge­stell­te Kunst- und Na­tu­ra­li­en­kam­mern des 18. Jahr­hun­derts re­al und vir­tu­ell be­sich­ti­gen. Wer wei­ter in Wun­der­kam­mern stau­nen möch­te, dem emp­feh­le ich die in­ter­es­san­te Sei­te von Si­mo­ne und Pe­ter Huber.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert