„Dieses Leben, das wir haben“ — Shrivers trivialer Thesenroman zum Gesundheitssystem der USA
Schon das Cover ziert ein Pathosmotiv. Vor einem roten, in den Abstufungen geronnenen Blutes changierenden Hintergrund erscheint am rechten Rand das Profil einer Frau. Ihren Blick schräg nach unten gerichtet, die Lippen leicht geöffnet, verschränkt sie die Arme angewinkelt vor dem Brustkorb. Bis auf ein dezentes Make-Up und ein dunkles Stück Stoff zwischen Händen und Körper ist sie nackt. Die Dargestellte wirkt dem Leidensgehalt der Geschichte schutzlos ausgeliefert.
Pathos ist Programm im Roman, der im Original den Titel „So Much for that“ trägt. Die Autorin Lionel Shriver bevorzugt gesellschaftlich brisante Themen. Ihr größter Erfolg bisher war „Wir müssen über Kevin reden“. Im vorliegenden, 2010 erschienenen Roman schildert sie ein Ehepaar um die Fünfzig mit erwachsener Tochter und pubertierendem Sohn, das durch eine Krebserkrankung aus der Bahn geworfen wird. Diese will Shep, der Familienvater, aus Gründen gesellschaftlicher „So viel dazu“ weiterlesen