Sushi Murakami — Zugverspätung

Das 19. Kapitel

FotoDas letz­te Ka­pi­tel birgt ei­ne Über­ra­schung. Nicht weil es die Fra­gen end­lich be­ant­wor­tet, son­dern weil Mu­ra­ka­mi die ja­pa­ni­sche Ge­sell­schaft ana­ly­siert. Schon im 11. Ka­pi­tel klang ei­ne leich­te Kri­tik an. Hier stellt er nun in ei­ner Bahn­hofs­sze­ne Stress und An­ony­mi­tät der Mas­sen­ge­sell­schaft ein­drück­lich dar. Wir er­le­ben ge­trie­be­ne, ge­hetz­te Men­schen. Pend­ler, die es täg­lich meh­re­re Stun­den kos­tet, ih­ren Ar­beits­platz zu er­rei­chen. Nah an­ein­an­der ge­presst wah­ren sie die Di­stanz durch ei­nen in­ne­ren Schutz­schild, den sie auch in frei­en Mo­men­ten kaum ab­le­gen kön­nen. Ein­sam­keit in der Mas­se wird so glei­cher­ma­ßen Schutz wie Scha­den. Wel­che Ge­fahr ei­ne sol­che Ge­sell­schaft birgt, zeigt sich am Bahn­hof, der Schleu­se für „ein wo­gen­des Men­schen­meer“. „Kei­nem noch so mäch­ti­gen Pro­phe­ten wür­de es ge­lin­gen, die­se wild bran­den­den Wo­gen zu teilen.“

Auch Tsu­ku­ru sieht sich als ver­lo­re­nes In­di­vi­du­um, des­sen Be­stim­mung im „Su­shi Mu­ra­ka­mi — Zug­ver­spä­tung“ weiterlesen

Sushi Murakami — Beyond

Das 11. Kapitel

Am fol­gen­den Tag be­gibt sich Tsu­ku­ru in Akas Fir­ma. Ih­re Bü­ros lie­gen in ei­nem fu­tu­ris­ti­schen Ge­bäu­de aus Stahl und Glas. Am Emp­fang be­geg­net er zu­nächst ei­ner jun­gen Frau, die wie ein Klon des Le­xus-Fräu­leins wirkt. Ein gro­ßes Ge­mäl­de ge­winnt kurz sei­ne Auf­merk­sam­keit, doch des­sen abs­trak­te Farb­kom­po­si­ti­on, ‑Ach­tung Metapher‑, ist Tsu­ku­ru rät­sel­haft. „Sei­ne Be­deu­tung war nicht ver­ständ­lich, aber es wirk­te auch nicht be­son­ders subtil.“

FotoWe­sent­lich in­ten­si­ver be­schäf­tigt er sich mit dem Äu­ße­ren der Emp­fangs­da­me. Hier und bei der kurz dar­auf in Er­schei­nung tre­ten­den Se­kre­tä­rin of­fen­bart Tsu­ku­ru sein rück­schritt­li­ches Frau­en­bild. Wäh­rend ihm die Letz­te­re, wie „ei­ne alt­ge­dien­te Ober­schwes­ter oder die Wir­tin ei­nes Lu­xus­bor­dells“ er­scheint, be­ur­teilt er die Ers­te ste­reo­typ als ei­ne Frau, de­ren Le­bens­plan aus Ro­ma­nis­tik-Stu­di­um, Ehe­schlie­ßung, Shop­ping in Pa­ris und dem Drill der Kin­der besteht.

Nach kur­zer War­te­zeit führt ihn die Se­kre­tä­rin zu Aka. „Sie ging mit gro­ßen Schrit­ten vor ihm durch den Flur. Sie klan­gen hart und prä­zi­se, wie die Schlä­ge, die ein ehr­li­cher Schmied vom frü­hen Mor­gen an auf sei­nem Am­boss her­vor­bringt.“ Ob Schrit­te über­haupt klin­gen kön­nen, dar­über lie­ße sich strei­ten. Neu­gie­rig wä­re ich „Su­shi Mu­ra­ka­mi — Bey­ond“ weiterlesen