Bitte ein Buchpreisheft!
Oh, hatte ich doch vor zwei Wochen noch frohlockt, daß es heuer viel einfacher sei an die Longlist-Leseproben zu kommen als dereinst. Pustekuchen! Dabei hatte ich mich präpariert und mit dem Link zur Lagerstätte bereits die richtige Buchhandlung in einer sehr nördlichen Stadt Deutschlands geortet. Auf der Fahrt dorthin vernahm ich die frohe Kunde, daß die Broschüren in einem Berliner Buchgeschäft bereit liegen. Also bin ich gleich samstags in die Fußgängerzone gestürmt, doch auf dem Holm gab es nicht nur keinen Genazino und keinen Käsebier, sondern auch kein einziges Longlistheft. Schlimmer, man wunderte sich dort, ob und daß es schon gedruckt wäre, versprach mir jedoch eines bei Abholung meiner Bestellung. Genaues Zuhören ergab, zu spät geordert und alle schon reserviert.
Skeptisch machte ich mich am folgenden Montag auf den Weg, der von der mitreisenden Mischpoke durch einen Abstecher in die nördlichste Filiale einer süddeutschen Buchhandlungskette unterbrochen wurde. Dort wurde gleich nach dem Heftchen gefragt. Das Buchhändlerduo sah sich überrascht an, wühlte dann in den frisch eingetroffenen Prospekten und überreichte meiner Tochter das Begehrte. Siehe da, bei den Bayern liegen sie unterm Computer versteckt anstatt neben den Nominierten.
Einen solchen Tisch gab es zwar auch auf dem Holm immer noch nicht, aber dafür hat mir dort ein kompetenter käsebierbegeisterter Herr die zwei Bestellungen und das Heftchen ausgehändigt.
Eine weitere sehr schöne Buchhandlung haben wir erst kurz vor dem Nordermarkt entdeckt. Die reiche Auswahl an durchweg literarischer Ware erfreute uns derart, daß wir gar nicht mehr an Buchpreise und Leseproben dachten.
Welche Leseproben machen nun Lust auf den ganzen Roman?
Ich habe hinten begonnen, besser gesagt mit dem drittletzten Text, ja genau wegen der Diskussion im Literaturclub. Der Vorstellungstext, neudeutsch Intro, kündet von einem bezaubernd bizarren Buch. Die alliterationsaffine Atalante ist angetan! Es gibt futternde Vögel und immerhin eine echte Schreibmaschine. Damit hatte auch meine Tochter sich vor etlichen Jahren hingesetzt und beschlossen Schriftstellerin zu werden. Sie war acht und ist damals wie heute ein Jahr jünger als Michelle Steinbeck, hat aber ihre Schriftstellerkarriere nicht weiter verfolgt. Kann ja noch kommen.
Doch nun zu Michelle Steinbecks Roman, hier ist zunächst alles hübsch klein. Füsschen, Gestältchen, Schminckspiegelchen, Wölkchen, Papierchen, Fliegenbeinchen. Schließlich verursacht der Wurf eines Bügeleisens ein Loch im Kopf. Da es kein kleines Bügeleisen war, leider kein Löchlein!
In Frau Steinbecks Buch wird Milch getrunken, dies und das Faible fürs Wort verbindet es mit Thomas von Steinaeckers Roman. Nur sind es hier keine Diminutive, sondern Altwörter. Derer gedenkt der Held nach dem Untergang, besser, er hängt an ihnen und an der damit verbundenen Voruntergangszeit. Ein Damals, das nur kurz nach unserer Jetztzeit angesiedelt ist, denn die Wohnung wird von Homies (Heimcomputern) gesteuert und Kinder kritzeln auf Mal-Screens. Seltsamerweise trinken die gleichen Kinder zur gleichen Zeit die Milch immer noch aus den dreieckigen Öffnungen von Tetrapacks. Das gibt’s doch schon jetzt, also in der Vorvoruntergangszeit, schon gar nicht mehr.
Das Sujet interessiert mich, das Beharren auf den dargeboten Altwörtern schreckt mich, neben dem sonderbaren Gebrauch des Zusatzes „de luxe“. Soll wohl jugendlich wirken? Mich erinnert es an deutsche Rapper, die mein Sohn vor langer Zeit hörte, womit wir fast wieder beim Beginn wären.
Morgen mehr.
Also ich habe mir die Suche nach dem Longlistenheftchen ja schon abgeschminkt beziehungsweise gedacht, das gibts ins Österreich halt nicht, der Hauptverband hat allerdings heuer die Buchhandlungen darüber informiert und zum Bestellen aufgefordert und wir haben ja jetzt einen eigenen Buchpreis und ein eigenes über hundert Seiten dickes oder dünnes Heftchen, das in zumindest einigen Buchhandlungen zu bekommen an, die anderen schauen einen auch betont freundlich an und verdecken ihre Ahnungslosigkeit mit „Das haben wir nocht nicht!”
Das Deutsche habe ich mir einige Jahre direkt bestellt, dann aber damit aufgehört, als dort nur mehr ein paar Seiten Leseprobe und ein Autorenfoto und nicht mehr ein paar Artikel wie früher drin war, denn das bekomme ich ja auch im Internet, beziehungsweise lese ich die Bücher seit letzten Jahr gleich selber, brauche das Heftchen, obwohl es ja hübsch aussieht also nicht, liebe Grüße aus Wien
https://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/06/die-oesterreichische-debut-und-buchpreislonglist/
Ja, Eva, daß die Nachfrage in deutschen Buchhandlungen immer noch auf Unkenntnis stößt, hätte ich nicht gedacht.
Das österreichische Heft würde mich auch interessieren, aber die Suche danach spare ich mir. 😉
Vielleicht schickts der Hauptverband zu, es sind aber auch nur Leseproben, Fotos, die Covers und das was man auch auf der Homepage findet drin, war aber leichter, nämlich schon in der dritten Buchhandlung in der ich fragte, zu bekommen und mit der ersten Buchhändlerin habe ich ein überraschendes Gespräch über die Longlist geführt