Longlist-Leseproben

Bitte ein Buchpreisheft!

20160908_120701_resizedOh, hat­te ich doch vor zwei Wo­chen noch froh­lockt, daß es heu­er viel ein­fa­cher sei an die Long­list-Le­se­pro­ben zu kom­men als der­einst. Pus­te­ku­chen! Da­bei hat­te ich mich prä­pa­riert und mit dem Link zur La­ger­stät­te be­reits die rich­ti­ge Buch­hand­lung in ei­ner sehr nörd­li­chen Stadt Deutsch­lands ge­or­tet. Auf der Fahrt dort­hin ver­nahm ich die fro­he Kun­de, daß die Bro­schü­ren in ei­nem Ber­li­ner Buch­ge­schäft be­reit lie­gen. Al­so bin ich gleich sams­tags in die Fuß­gän­ger­zo­ne ge­stürmt, doch auf dem Holm gab es nicht nur kei­nen Gen­a­zi­no und kei­nen Kä­se­bier, son­dern auch kein ein­zi­ges Long­list­heft. Schlim­mer, man wun­der­te sich dort, ob und daß es schon ge­druckt wä­re, ver­sprach mir je­doch ei­nes bei Ab­ho­lung mei­ner Be­stel­lung. Ge­nau­es Zu­hö­ren er­gab, zu spät ge­or­dert und al­le schon reserviert.

Skep­tisch mach­te ich mich am fol­gen­den Mon­tag auf den Weg, der von der mit­rei­sen­den Misch­po­ke durch ei­nen Ab­ste­cher in die nörd­lichs­te Fi­lia­le ei­ner süd­deut­schen Buch­hand­lungs­ket­te un­ter­bro­chen wur­de. Dort wur­de gleich nach dem Heft­chen ge­fragt. Das Buch­händ­ler­duo sah sich über­rascht an, wühl­te dann in den frisch ein­ge­trof­fe­nen Pro­spek­ten und über­reich­te mei­ner Toch­ter das Be­gehr­te. Sie­he da, bei den Bay­ern lie­gen sie un­term Com­pu­ter ver­steckt an­statt ne­ben den Nominierten.

Ei­nen sol­chen Tisch gab es zwar auch auf dem Holm im­mer noch nicht, aber da­für hat mir dort ein kom­pe­ten­ter kä­se­bier­be­geis­ter­ter Herr die zwei Be­stel­lun­gen und das Heft­chen ausgehändigt.

Ei­ne wei­te­re sehr schö­ne Buch­hand­lung ha­ben wir erst kurz vor dem Nor­der­markt ent­deckt. Die rei­che Aus­wahl an durch­weg li­te­ra­ri­scher Wa­re er­freu­te uns der­art, daß wir gar nicht mehr an Buch­prei­se und Le­se­pro­ben dachten.

Wel­che Le­se­pro­ben ma­chen nun Lust auf den gan­zen Roman?

Ich ha­be hin­ten be­gon­nen, bes­ser ge­sagt mit dem dritt­letz­ten Text, ja ge­nau we­gen der Dis­kus­si­on im Li­te­ra­tur­club. Der Vor­stel­lungs­text, neu­deutsch In­tro, kün­det von ei­nem be­zau­bernd bi­zar­ren Buch. Die al­li­te­ra­ti­ons­af­fi­ne Ata­lan­te ist an­ge­tan! Es gibt fut­tern­de Vö­gel und im­mer­hin ei­ne ech­te Schreib­ma­schi­ne. Da­mit hat­te auch mei­ne Toch­ter sich vor et­li­chen Jah­ren hin­ge­setzt und be­schlos­sen Schrift­stel­le­rin zu wer­den. Sie war acht und ist da­mals wie heu­te ein Jahr jün­ger als Mi­chel­le Stein­beck, hat aber ih­re Schrift­stel­ler­kar­rie­re nicht wei­ter ver­folgt. Kann ja noch kommen.

Doch nun zu Mi­chel­le Stein­becks Ro­man, hier ist zu­nächst al­les hübsch klein. Füss­chen, Gest­ält­chen, Schminck­spie­gel­chen, Wölk­chen, Pa­pier­chen, Flie­gen­bein­chen. Schließ­lich ver­ur­sacht der Wurf ei­nes Bü­gel­eisens ein Loch im Kopf. Da es kein klei­nes Bü­gel­eisen war, lei­der kein Löchlein!

In Frau Stein­becks Buch wird Milch ge­trun­ken, dies und das Fai­ble fürs Wort ver­bin­det es mit Tho­mas von Stei­n­ae­ckers Ro­man. Nur sind es hier kei­ne Di­mi­nu­tive, son­dern Alt­wör­ter. De­rer ge­denkt der Held nach dem Un­ter­gang, bes­ser, er hängt an ih­nen und an der da­mit ver­bun­de­nen Vor­un­ter­gangs­zeit. Ein Da­mals, das nur kurz nach un­se­rer Jetzt­zeit an­ge­sie­delt ist, denn die Woh­nung wird von Ho­mies (Heim­com­pu­tern) ge­steu­ert und Kin­der krit­zeln auf Mal-Screens. Selt­sa­mer­wei­se trin­ken die glei­chen Kin­der zur glei­chen Zeit die Milch im­mer noch aus den drei­ecki­gen Öff­nun­gen von Te­tra­packs. Das gibt’s doch schon jetzt, al­so in der Vor­vor­un­ter­gangs­zeit, schon gar nicht mehr.

Das Su­jet in­ter­es­siert mich, das Be­har­ren auf den dar­ge­bo­ten Alt­wör­tern schreckt mich, ne­ben dem son­der­ba­ren Ge­brauch des Zu­sat­zes „de lu­xe“. Soll wohl ju­gend­lich wir­ken? Mich er­in­nert es an deut­sche Rap­per, die mein Sohn vor lan­ger Zeit hör­te, wo­mit wir fast wie­der beim Be­ginn wären.

Mor­gen mehr.

3 Gedanken zu „Longlist-Leseproben“

  1. Al­so ich ha­be mir die Su­che nach dem Long­lis­ten­heft­chen ja schon ab­ge­schminkt be­zie­hungs­wei­se ge­dacht, das gibts ins Ös­ter­reich halt nicht, der Haupt­ver­band hat al­ler­dings heu­er die Buch­hand­lun­gen dar­über in­for­miert und zum Be­stel­len auf­ge­for­dert und wir ha­ben ja jetzt ei­nen ei­ge­nen Buch­preis und ein ei­ge­nes über hun­dert Sei­ten di­ckes oder dün­nes Heft­chen, das in zu­min­dest ei­ni­gen Buch­hand­lun­gen zu be­kom­men an, die an­de­ren schau­en ei­nen auch be­tont freund­lich an und ver­de­cken ih­re Ah­nungs­lo­sig­keit mit „Das ha­ben wir nocht nicht!”
    Das Deut­sche ha­be ich mir ei­ni­ge Jah­re di­rekt be­stellt, dann aber da­mit auf­ge­hört, als dort nur mehr ein paar Sei­ten Le­se­pro­be und ein Au­toren­fo­to und nicht mehr ein paar Ar­ti­kel wie frü­her drin war, denn das be­kom­me ich ja auch im In­ter­net, be­zie­hungs­wei­se le­se ich die Bü­cher seit letz­ten Jahr gleich sel­ber, brau­che das Heft­chen, ob­wohl es ja hübsch aus­sieht al­so nicht, lie­be Grü­ße aus Wien
    https://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/06/die-oesterreichische-debut-und-buchpreislonglist/

    1. Ja, Eva, daß die Nach­fra­ge in deut­schen Buch­hand­lun­gen im­mer noch auf Un­kennt­nis stößt, hät­te ich nicht gedacht.

      Das ös­ter­rei­chi­sche Heft wür­de mich auch in­ter­es­sie­ren, aber die Su­che da­nach spa­re ich mir. 😉

  2. Viel­leicht schickts der Haupt­ver­band zu, es sind aber auch nur Le­se­pro­ben, Fo­tos, die Co­vers und das was man auch auf der Home­page fin­det drin, war aber leich­ter, näm­lich schon in der drit­ten Buch­hand­lung in der ich frag­te, zu be­kom­men und mit der ers­ten Buch­händ­le­rin ha­be ich ein über­ra­schen­des Ge­spräch über die Long­list geführt

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