Die Jagd beginnt
Zum siebten Mal wird in diesem Jahr der Deutsche Buchpreis verliehen. Er gilt dem Roman, dem man den größten Publikumserfolg wünscht. Durchaus als Marketingmaßnahme erdacht soll dieser Preis den literarischen deutschen Buchmarkt beleben. Den Lesern wird so jenseits der Bestsellertürmchen ein Indikator geboten, der ihnen den Weg zum Guten Buch weist. Seit August 2005 erstellt eine wechselnde, aber immer siebenköpfige Jury zunächst eine Longlist, die einen Monat später auf eine Shortlist von sechs Titeln eingedampft wird. Der Gewinner wird pünktlich zur Frankfurter Buchmesse verkündet.
Die zwanzig im August nominierten Titel werden in einem Lesebuch den potentiellen Käufern und Lesern vorgestellt. Dieses Heft sollte der Buchhandel seiner werten Kundschaft offerieren. Doch in den Anfangsjahren gestaltete sich die Suche nach diesen Leseproben zu einer wahren Jagd. Seltsam, denn dieser Preis ist doch ganz zum Zwecke des Literaturkonsums erdacht. In vielen Buchhandlungen fanden sich jedoch weder neben der Kasse eines dieser Heftchen noch auf einem Sondertisch die Nominierten. Dafür stieß man, nicht nur im ersten, sondern auch im zweiten, dritten, vierten, fünften und sechsten Jahr regelmäßig auf verständnislose Gesichter. Der Preis mitsamt seinem Heft war nicht nur in kleinen Provinzbuchhandlungen unbekannt. Nein, auch in den sich selbst als Literaturhandlungen betitelnden Läden in Karlsruhe und Heidelberg war außer erstaunten Blicken nicht viel zu ergattern. Die Literaturjägerin fand dennoch ihr Wild und das ausgerechnet im Musenhain. Die Thaliafilialen in Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg hatten nicht nur das begehrte Objekt, sondern unerwarteterweise auch Ahnung von der Sache. Unglaublich, aber wahr.
Im letztem Jahr standen die Leseproben als freies Download auf Libreka zur Verfügung. Trotzdem werde ich wieder im Jagdfieber sein. Wer weiß, vielleicht komme ich diesmal auch ganz ohne Pferdestärken zu meinem Schuss in der kleinen, aber feinen Dorfbuchhandlung.
Und hier die diesjährigen Nominierungen:
• Volker Harry Altwasser, Letzte Fischer (Matthes und Seitz Berlin, September 2011)
• Jan Brandt, Gegen die Welt (DuMont, August 2011)
• Michael Buselmeier, Wunsiedel(Das Wunderhorn, März 2011)
• Alex Capus, Léon und Louise (Hanser, Februar 2011)
• Wilhelm Genazino, Wenn wir Tiere wären (Hanser, Juli 2011)
• Navid Kermani, Dein Name (Hanser, August 2011)
• Esther Kinsky, Banatsko (Matthes und Seitz Berlin, Januar 2011)
• Angelika Klüssendorf, Das Mädchen (Kiepenheuer & Witsch, August 2011)
• Doris Knecht, Gruber geht (Rowohlt.Berlin, März 2011)
• Peter Kurzeck, Vorabend(Stroemfeld, März 2011)
• Ludwig Laher, Verfahren (Haymon, Februar 2011)
• Sibylle Lewitscharoff, Blumenberg (Suhrkamp, September 2011)
• Thomas Melle, Sickster (Rowohlt.Berlin, September 2011)
• Klaus Modick, Sunset (Eichborn, Februar 2011)
• Astrid Rosenfeld, Adams Erbe (Diogenes, Februar 2011)
• Eugen Ruge, In Zeiten des abnehmenden Lichts (Rowohlt, September 2011)
• Judith Schalansky, Der Hals der Giraffe (Suhrkamp, September 2011)
• Jens Steiner, Hasenleben (Dörlemann, Februar 2011)
• Marlene Streeruwitz, Die Schmerzmacherin (S. Fischer, September 2011)
• Antje Rávic Strubel, Sturz der Tage in die Nacht (S. Fischer, August 2011)