Vierpfotige Freunde
Die nächsten vier Romane sind haustierlastig. Allerdings macht die in vielerlei Hinsicht als Nummer eins zu betrachtende Stadler’sche Rauschzeit eine Ausnahme.
Denn richtige Tiere treten in der Textprobe nicht in Erscheinung, aber ein Professor Pfotenhauer und verwirrenderweise eine doppelte Portion Mausi. Die eine Mausi ist um die 40, weibliche Hauptfigur und Gefährtin von Alain, dem Ich-Erzähler. Das erste Kapitel gilt ihr, auch wenn sie nicht selbst zu Wort kommt. Diese Mausi hatte eine Tante Mausi. Das verwirrt ein wenig. Beide sind und waren Liebes und Glücks zugewandt, im Leben wie in der Oper.
Alain hingegen fühlt mit Jean Paul „Ich war immer zu spät glücklich, nie zur rechten Zeit“. Wenn er nicht gerade von Mausi getrennt ist, wie im Moment, er fuhr nach Köln, sie blieb in Berlin, haben sie ein komfortables Miteinanderleben, gesichert durch eine Binnentür, die ihre Wohnungen verbindet.
Ein Lebensmodell, von dem ich gerne mehr lesen würde, trotz der 552 Seiten.
Ums Glück geht’s auch in Anna Weidenholzers Werk. Genauer um die Erfassung desselben. Dazu befragt Karl eine Wirtin. Ein Fragekatalog, der das Bruttonationalglück in Bhutan erfassen kann, taugt auch in Oberösterreich. Ich weiß natürlich nicht, ob die Wirtschaft tatsächlich in Oberösterreich verortet ist, falls dort, also in Oberösterreich, Katzen Annemarie heißen, wäre es sicher. Es ist alles etwas unklar. Wer befragt wen? Und wer oder was ist Annemarie oder ‑liese, auf die Karl, als sie von der Bank runter auf dem Boden ist, seinen Fuß legt? Hund oder gar Schildkröte? Aber wie käme die von einer Bank runter und erst recht dort hinauf?
Einen kuriosen Tiernamen erwartet den Leser auch bei Eva Schmidt. Zu Beginn dieses als Schicksalsteppichs mit Bodenseeblick umschriebenen Romans finden sich frühmorgendliche Bodenseebeobachtungen. Menschen kommen, gehen oder bleiben.
Alles ein bisschen betulich. Ach ja, der Hund wir skandinavisch krachend Kerk gerufen, heißt aber Albuquerque, was mich an Reisepläne erinnert, die mir ein bekloppter Präsident verderben wird. Am Ende der Leseprobe taucht ein Herr Agostini auf. Vielleicht fahre ich doch wieder nach Italien.
Zuletzt die Probe von Philipp Winklers Hool , das mir unlängst ein Hundertjähriger empfohlen hatte. Auch hier gibt’s Hunde, aber mehr noch Fußball und Hooligans. Das interessiert mich überhaupt nicht. Doch der Text gefällt mir. Noch nie habe ich über schrecklichen Schmuck Anmutigeres gelesen.
Vielleicht ein paar links https://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/07/weshalb-die-herren-seesterne-tragen/
https://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/03/ein-langes-jahr/
Den Stadler muß ich noch lesen, auf „Hool” warte ich noch, klingt aber sehr spannend, hoffentlich kommt es zu mir.