Bewährtes, Überraschendes und ein Bestseller
Immerhin sieben Titel meiner Tipps tauchen auf der heute Morgen veröffentlichten offiziellen Longlist auf: „Drehtür” von Katja Lange-Müller, die bereits 2007 mit „Böse Schafe” auf der Shortlist stand. Außerdem die Österreicherin Eva Schmidt mit „Ein langes Jahr”, der Dante-Roman der Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff, Arnold Stadtlers „Rauschzeit” ‑auch dieser Autor ist ein häufiger dpb-Kandidat‑, Peter Stamms kunstvolle Meta-Eskapade „Weit über das Land”, und Anna Weidenholzer mit dem bizarren Titel „Weshalb die Herren Seesterne tragen”. Leider wurde die von mir favorisierte Anna Katharina Hahn nicht nominiert.
Während beim S. Fischer Verlag die sechs Listentitel von Händler, Kaiser-Mühlecker, Stadtler, Stamm und Steinaecker sicher die Korken zum Knallen bringen, wird man sich auch bei kleineren Verlagen freuen, darunter Jung und Jung, Lenos und Matthes&Seitz.
Die Nominierungen jenseits der Toptitel der Topverlage finde ich interessant und erwarte gespannt das Leseheft mit Proben von Akos Doma, André Kubiczek, Michelle Steinbeck und Philipp Winkler.
Überrascht bin ich über die Nominierung von Joachim Meyerhoffs drittem Teil seiner Familienbiographie. Die unterhaltsam erzählte skurrile Anekdotensammlung liest sich ohne Zweifel locker und leicht. Aber ein Bestseller auf der Buchpreisliste? Das gab es bisher selten. Ich erinnere mich an die Longlist im zweiten Jahr mit Glattauers „Gut gegen Nordwind” und an „Adams Erbe” von Astrid Rosenfeld. Da scheint mir Joachim Meyerhoff eine bessere Wahl und er hat in seiner Funktion als Publikumsautor die Liste vielleicht vor Benedict Wells Pathosprosa bewahrt.
In der nächsten Woche erscheint das offizielle Heft mit Leseproben. Welche Buchhandlungen dies kostenfrei abgeben, verrät folgender Link www.buchhandlung-finden.de . Zudem gibt es Hörproben bei iTunes und Spotify sowie unter folgender App www.detektor.fm/deutscher-buchpreis .
Akos Doma: Der Weg der Wünsche (Rowohlt Berlin, Aug 2016), 336 S. Verlagsinfo
Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag, Sept. 2016), 432 S., Leseprobe
Ernst-Wilhelm Händler: München (S. Fischer, Aug. 2016), 352 S., Leseprobe
Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, Aug. 2016), 306 S., Leseprobe
Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, Sept. 2016), 224 S., Leseprobe
André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016), 384 S., Leseprobe
Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes (Kiepenheuer & Witsch, Feb. 2016), 320 S., Leseprobe
Katja Lange-Müller: Drehtür (Kiepenheuer & Witsch, Aug. 2016), 224 S., Leseprobe
Dagmar Leupold: Die Witwen (Jung und Jung, Sept. 2016), 234 S., Leseprobe
Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder (Suhrkamp, Sept. 2016), 350 S., Leseprobe
Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, Aug. 2016), 352 S., Leseprobe
Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke(Kiepenheuer & Witsch, Nov. 2015), 352 S., Leseprobe
Hans Platzgumer: Am Rand (Paul Zsolnay, Feb. 2016), 208 S., Leseprobe
Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Feb. 2016), 212 S., Leseprobe
Arnold Stadler: Rauschzeit (S. Fischer, Aug. 2016), 552 S., Leseprobe
Peter Stamm: Weit über das Land (S. Fischer, Feb. 2016), 224 S., Leseprobe
Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (Lenos, März 2016), 153 S., Verlagsinfo
Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses (S. Fischer, März 2016), 416 S., Leseprobe
Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen(Matthes & Seitz Berlin, Aug. 2016), 192 S., Leseprobe
Philipp Winkler: Hool (Aufbau, Sept. 2016), 310 S., Leseprobe
Ja das hat mich auch überrascht, paßt für mich aber, auf das Lesen von Anna Weidenholzers neuem Buch freue ich mich schon und auch auf das aus dem Aufbau-Verlag bin ich neugierig und was den Mayerhof betrifft, der nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht und den ich auch nicht für sehr literarisch halte, so war der, glaube ich, ja schon vor zwei oder drei Jahren einmal auf der Liste, liebe Grüße aus Wien und schönes Lesen!
Danke, Eva, das wünsche ich Dir auch.
Ich warte auch erstmal ab, ob ich ein Leseprobenheft finde.
— Akos Doma hat u.a. Sándor Márai und Péter Nádas übersetzt, von dem habe ich noch nie gehört.
— Reinhard Kaiser-Mühlecker scheint so ein „Viel Lob, wenig Leser” Autor zu sein, der hat eine ellenlange Liste mit Literaturpreisen aus den letzten Jahren
— Katja Langen-Müller Ich hab vor über 10 Jahren „Bahnhof Berlin” gelesen und erinnere mich an nichts. Wahrscheinlich ein Kauf vom Remittendentisch
— André Kubiczek „Junge Talente” fand ich klasse, aber nach „Die Guten und die Bösen” (2003) hatte danach keine Lust auf mehr. Alle Figuren haben doofe Namen in dem Buch, sogar der Kanarienvogel.
— Dagmar Leupold: Ich bin seit Jahren Fan, auch wenn ich mit „Unter der Hand” nicht viel anfangen konnte
Zunächst werde ich mich mal den interessanten Titeln meiner Liste widmen. Thomas Langes Hesse-Roman und der neue Genazino liegen schon bereit.
Von der offiziellen Liste finde ich Lange-Müller, deren „Du stirbst nicht” mir gut gefiel, interessant. Mit Kaiser-Mühlecker geht es mir ähnlich wie Dir, Anja, schon sehr viel Lob gehört ‑Daniela schwärmte regelmäßig auf der Leselust von ihm- aber noch keine Zeile gelesen. Das werde ich ändern. Weidenholzer ist alleine durch den Titel sehr verführerisch und einen Dante-Roman lese ich sowieso. Näheres werden die Leseproben zeigen.