Literaturpreis–Glücksspiel

Literaturpreis Alpha 2015

Nach­dem in die­sem Jahr ei­ne Ver­qui­ckung von Nach­läs­sig­keit und Über­druss mich von Li­te­ra­tur­prei­sen fern­hielt, soll ei­ner doch Be­ach­tung fin­den, al­lei­ne, weil ich die Kom­bi­na­ti­on von Ca­si­no und Hoch­kul­tur un­nach­ahm­lich fin­de. Ist das ei­gent­lich schon nach Las Ve­gas vor­ge­drun­gen? Viel­leicht bau­en sie ja dort ei­ne schö­ne Ko­pie des Frank­fur­ter Rö­mer und ver­an­stal­ten ein DBP-Remake?

In un­se­rem Nach­bar­land sind sie schon seit 2010 so weit. Fe­lix Aus­tria hat in den gleich­na­mi­gen Ca­si­nos nicht nur Glück beim Spiel, son­dern auch mit der Kul­tur­för­de­rung. Die ist im Fal­le des Al­pha-Prei­ses, wie bei je­dem Li­te­ra­tur­preis, auch ei­ne Fra­ge des Glücks.

Da­für ver­ant­wort­lich sind in die­sem Jahr der Schrift­stel­ler Pau­lus Hoch­gat­te­rer, die Li­te­ra­tur­jour­na­lis­tin Ga­brie­le Ma­de­ja, der Mu­si­ker und Au­tor Ernst Mol­den und last but not least Chris­ti­an Jahl, der Lei­ter der Haupt­bü­che­rei Wien.

Aus 48 Au­toren, die nicht mehr als drei li­te­ra­ri­sche Ver­öf­fent­li­chun­gen ha­ben dür­fen und Ös­ter­rei­cher oder Wahl­ös­ter­rei­cher sein müs­sen, hat­te die Ju­ry neun Kan­di­da­ten aus­ge­wählt. Seit ei­ni­gen Ta­gen ste­hen nun die Fi­na­lis­tin­nen fest, Va­le­rie Frit­sch mit „Win­ters Gar­ten“, Ge­sa Ol­kusz mit „Le­gen­den“ und Ka­rin Pesch­ka mit „Wat­schen­mann“. Am 17. No­vem­ber 2015 er­hält ei­ne von ih­nen den von Ca­si­nos Aus­tria und den Bü­che­rei­en Wien in­iti­ier­ten Al­pha-Li­te­ra­tur­preis, der mit 10.000 Eu­ro do­tiert ist.

Wenn ich an den letzt­jäh­ri­gen Preis zu­rück den­ke, ste­hen die Kar­ten wohl gut für Va­le­rie Frit­sch. Dar­auf deu­tet auch fol­gen­de Aus­sa­ge von Ca­si­nos Aus­tria: „Wie gut die Al­pha-Ju­ry mit ih­rem Vo­tum im­mer wie­der liegt, zeigt auch der Um­stand, dass ei­ni­ge der bis­he­ri­gen Preis­trä­ge­rIn­nen in der Fol­ge auch noch an­de­re Aus­zeich­nun­gen er­rin­gen und un­ter an­de­rem bei in­ter­na­tio­na­len Ver­an­stal­tun­gen ein gro­ßes Pu­bli­kum für sich ge­win­nen konnten.“

Va­le­rie Frit­sch hat dies be­reits vor­weg er­le­digt, sie wur­de mit ei­nem Aus­schnitt aus „Win­ters Gar­ten“ in Kla­gen­furt prä­miert und er­reich­te mit die­sem die Long­list des Deut­schen Buch­prei­ses, bei­des zu recht.

 

ALPHA SHORTLIST 2015

Fei­mer, Isa­bel­la: Zeit et­was Son­der­ba­res, Sep­ti­me Ver­lag 2014
Ei­ne duld­sa­me Frau der Kriegs­ge­nera­ti­on blickt auf ihr Le­ben zu­rück und träumt sich mit Ju­ri Gar­ga­rin aus dem All­tag weg ins All.

Frit­sch, Va­le­rie: Win­ters Gar­ten, Suhr­kamp Ver­lag 2015 (Re­zen­si­on hier)
Ein End­zeit­ro­man, der den Le­ser in pa­the­tisch schö­nen Bil­dern mit der Ver­gäng­lich­keit konfrontiert. 

Gu­gic, San­dra: As­tro­nau­ten, C.H.Beck Ver­lag 2015 (Re­zen­si­on bei 54books)
Sechs Sehn­süch­ti­ge im Sommer.

May­er, An­na-Eli­sa­beth: Die Hun­de von Mont­pel­lier, Schöff­ling Ver­lag 2014 (Re­zen­si­on bei fix­poet­ry)
Ein his­to­ri­scher Ro­man, der im Mont­pel­lier des 16. Jahr­hun­derts Lei­chen und Le­ben seziert.

Ol­kusz, Ge­sa: Le­gen­den, Re­si­denz Ver­lag 2014 (Re­zen­si­on bei we­re­ad­in­die)
Über Lie­be und Le­gen­de in Ber­lin und Osteuropa.

Pesch­ka, Ka­rin: Wat­schen­mann, Ot­to Mül­ler Ver­lag 2014 (Re­zen­si­on bei Li­te­ra­tur­kri­tik)
Drei Ver­lie­rer im Wie­ner Wirtschaftswunder.

Popp, Wolf­gang: Die Ver­schwun­de­nen, Edi­ti­on Ate­lier 2015  (Re­zen­si­on bei Li­te­ra­tu­ren)
Epi­so­den­ro­man vom Ver­schwin­den in Cam­bridge, Pom­pe­ji, Sri Lan­ka und vom Wiederauftauchen.

Schu­berth, Ri­chard: Chro­nik ei­ner fröh­li­chen Ver­schwö­rung, Paul Zsol­nay Ver­lag 2015 (Re­zen­si­on bei psy­cho­semit)
Wie ver­hin­dert man ei­nen Holocaustroman?

Stro­bel, Bern­hard: Ein dün­ner Fa­den: Er­zäh­lun­gen, Li­te­ra­tur­ver­lag Dro­schl 2015 (Re­zen­si­on bei Nächs­tens mehr)
Er­zäh­lun­gen vom Grau­en in der Provinz

3 Gedanken zu „Literaturpreis–Glücksspiel“

  1. Ich seh das mit dem Hei­li­gen­schein der Li­te­ra­tur­för­de­rung durch die Ca­si­nos ein we­nig dif­fe­ren­zier­ter, nicht nur weil sie mich dort ein­mal hin­aus­ge­schmis­sen habenhttps://literaturgefluester.wordpress.com/2011/11/04/sv-cocktail-krilit-alpha-literaturpreis/, aber die Ca­si­nos kön­nen ja, wie man auch in der Li­te­ra­tur mer­ken kann, Dos­to­jew­ski fällt mir da ein, aber auch vie­les an­de­re, ei­nen un­güns­ti­gen Ein­fluß auf Men­schen ha­ben und da sind die paar tau­send Eu­ros für den Li­te­ra­tur­preis und auch die, die den the­ra­peu­ti­schen Ein­rich­tun­gen ge­gen Spiel­sucht ge­wid­met sind, viel­leicht ein Ali­bi, das ich ak­zep­tie­re, aber nicht be­ju­beln will.
    Der „Al­pha” ist ein Preis, der für die jun­ge ös­ter­rei­chi­sche Li­te­ra­tur, die es nicht auf die dBplis­te schafft, si­cher sehr wich­tig ist, daß Va­le­rie Frit­sch dies­mal ge­winnt, hat mir Ka­rin Petsch­ka, ei­ne der Fi­na­lis­ten schon vor ein paar Wo­chen ge­sagt, als sie noch nicht wuß­te, daß sie bei den drei https://literaturgefluester.wordpress.com/2014/09/01/watschenmann/ ist.
    Das fin­de ich, ob­wohl mir das Buchhttps://literaturgefluester.wordpress.com/2015/09/20/winters-garten/ ja nicht so ge­fal­len hat, auch lo­gi­scher als die Vor­jahrs­ent­schei­dung https://literaturgefluester.wordpress.com/2014/11/10/der-funfte-alpha-literaturpreis/, denn Va­le­rie Frit­sch ist ja erst ganz kurz in den Li­te­ra­tur­him­mel hin­auf­ge­stie­gen und war vor zwei Jah­ren nur auf der Longlist.
    Die drei Fi­na­lis­ten­bü­cher ha­be ich zu­fäl­li­ger­wei­se al­le ge­le­sen, von da wär mei­ne Fa­vo­ri­tin Ge­sa Ol­kusc https://literaturgefluester.wordpress.com/2015/02/15/legenden/ mit, wie ich fin­de, ih­rem et­was an­de­ren Holocaust-Roman.
    Von der ers­ten Lis­te war ich bei San­dra Gu­gic und Ri­chard Schu­bert auf ei­ner Le­sung und der Schu­bert- Ro­man wür­de mich in­ter­es­sie­ren, lei­der schickt mir der Ver­lag we­gen mei­ner lan­gen Le­se­lis­te kei­ne Re­zen­si­ons­exem­pla­re, viel­leicht fin­de ich ihn mal im Bücherschrank.
    An­na Eli­sa­beth May­er, wo sie mich bei der Preis­ver­lei­hung hin­aus­ge­schmis­sen ha­ben, be­kommt am Diens­tag den „Priss­nitz-Preis” im Literaturhaus.
    Die Long­list ist al­so si­cher in­ter­es­sant, weil da die jun­gen Ös­ter­rei­cher drauf­ste­hen, die die Blogs viel­leicht nicht so durchbesprechen.
    Ei­ne Zeit­lang hät­te ich den „Al­pha” für den ös­ter­rei­chi­schen Buch­preis ge­hal­ten, aber den sol­len wir , wie ich hör­te, nächs­tes Jahr be­kom­men, bin al­so schon sehr neu­gie­rig, wie es da­mit wer­den wird?
    Al­so trin­ken wir auf Va­le­rie Frit­sch, be­zie­hungs­wei­se mel­de ich mich am acht­zehn­ten No­vem­ber wie­der, wo auch sehr in­ter­es­sant, der „An­ton Wild­gans­preis”, ein Preis den die In­dus­tri­el­len­ver­ei­ni­gung schon seit Jahr­zehn­ten ver­gibt und den auch ein­mal Tho­mas Bern­hard, ich glau­be oh­ne Preis­ver­lei­hung, da­mit er dort nicht schimpft, be­kom­men hat, ver­ge­ben wird.
    Mit der Long­list bin ich üb­ri­gens bis auf den Frank Wit­zel durch, den mir wenn al­les gut geht, ei­ne Schul­freun­din zu mei­nem Ge­burts­tags­fest am über­nächs­ten Frei­tag bringt, mei­ne Fa­vo­ri­ten wä­ren da Lap­pert bzw. Setz gewesen.

  2. Dies­mal gab es ei­ne Al­pha-Über­ra­schung, ich wer­de, da ich al­le drei Fi­nal­bü­cher schon ge­le­sen ha­be, mich ir­gend­wann in Ri­chard Schu­berths „Chro­nik ei­ner fröh­li­chen Ver­schwö­rung” auf die ich schon sehr ge­spannt bin stür­zen und mit dem Long­los­ten­le­sen bin ich jetzt auch fer­tig. https://literaturgefluester.wordpress.com/2015/11/13/die-erfindung-der-roten-armee-fraktion-durch-einen-manisch-depressiven-teenanger-im-sommer-1969/
    https://literaturgefluester.wordpress.com/2015/11/17/alpha-literaturpreis-an-karin-petschka/

    1. Mit „Wat­schen­mann” von Ka­rin Pesch­ka hat die Ju­ry hat ei­ne Ent­schei­dung ge­trof­fen, die zu­min­dest für Le­ser jen­seits des ös­ter­rei­chi­schen Be­rie­bs in­no­va­tiv er­scheint. Das fin­de ich in­ter­es­sant, ich wer­de die­sen Ti­tel ger­ne nä­her betrachten. 

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