Alpha-Preis 2014 – Die Shortlist

Alpha, Beta und die anderen

Auf den Al­pha-Preis bin ich im letz­ten Jahr auf­merk­sam ge­wor­den. Al­pha? Nein, nix Sek­te und Sci­ence, wo­bei sich das ja eh per de­fi­ni­tio­nem aus­schließt, son­dern Glücks­spiel und Li­te­ra­tur. Das passt! Ist es nicht oft ei­ne Fra­ge des Glücks, wer auf wel­chen Li­te­ra­tur­preis­lis­ten lan­det und ist nicht letzt­end­lich al­les ei­ne Fra­ge des Geldes?

So er­scheint es fast fol­ge­rich­tig, daß die Ca­si­nos Aus­tria heu­er zum fünf­ten Mal das li­te­ra­ri­sche Glücks­spiel um den Al­pha-Preis aus­schrei­ben. Er­son­nen von Vor­stands­di­rek­tor Mag. Diet­mar Ho­scher (ein wei­te­rer Grund im nächs­ten Le­ben die Ge­burt in Ös­ter­reich an­zu­stre­ben, dort trägt man den Ma­gis­ter als Ti­tel) för­dert der Preis Nach­wuchs­ta­len­te (sic!). Ein­zi­ge Be­din­gun­gen, sie müs­sen ech­te Ös­ter­rei­cher oder Wahl­ös­ter­rei­cher sein, not­falls reicht auch ein ös­ter­rei­chi­scher Ver­lag und sie dür­fen nicht mehr als drei (sic!) li­te­ra­ri­sche Ver­öf­fent­li­chun­gen aufweisen.

Ist dies er­füllt, kön­nen sie ihr Buch ein­rei­chen. Aus der Flut an Li­te­ra­tur trifft die Ju­ry der Bü­che­rei­en Wien, der Mag. Tho­mas Geld­ner, Haupt­bü­che­rei­lei­ter Chris­ti­an Jahl, Ru­dolf Kraus und Mag. Clau­dia Sy­ko­ra-Bitt­ner an­ge­hö­ren, ei­ne Vor­auswahl von zehn Ti­teln. Aus die­ser Short­list se­lek­tie­ren An­fang Ok­to­ber die drei Kri­ti­ker der Al­pha-Fach­ju­ry, Klaus Nüch­tern, Feuil­le­ton­re­dak­teur des „Fal­ter“, die Li­te­ra­tur­jour­na­lis­tin Ga­brie­le Ma­de­ja und erst­mals in die­sem Jahr der Schrift­stel­ler Pau­lus Hoch­gat­te­rer drei Fi­na­lis­ten. Der Ge­win­ner wird auf der Al­pha-Li­te­ra­tur­ga­la ver­kün­det und er­hält den mit 10 000 Eu­ro do­tier­ten Preis. Sei­ne bei­den Kon­kur­ren­ten ge­hen le­dig­lich mit ei­nen Zehn­tel nach Hau­se. Al­le Fi­na­lis­ten le­sen so­wohl auf der Ga­la wie auch auf der Buch Wien am 15. No­vem­ber Aus­zü­ge aus ih­rem no­mi­nier­ten Werk.

Auf der heu­te be­kannt­ge­ge­be­nen Short­list aus 55 Ein­rei­chun­gen fin­den sich mir bis­her eher un­be­kann­ten Au­toren, was ich je­doch so­weit es mei­ne Zeit zu­lässt, ger­ne än­dern wer­de. Zwei wei­te­re Schrift­stel­ler sind mir schon beim Bach­mann-Wett­be­werb auf­ge­fal­len, Da­ni­el Wis­ser (2011) und Ro­man Mar­chel (2014). Auch Ger­mán Kra­toch­will ist zwar in der deutsch­spra­chi­gen Li­te­ra­tur­land­schaft ein re­la­tiv neu­es, doch längst kein un­be­kann­tes Ge­sicht. Er stand 2012 mit Scher­ben­ge­richt auf der Long­list des Deut­schen Buch­prei­ses. Am meis­ten al­ler­dings wun­de­re ich mich über die No­mi­nie­rung von Eva Men­as­ses Quas­i­k­ris­tal­le. Nicht, weil ich ih­ren Ro­man für nicht preis­wür­dig er­ach­te, son­dern weil sie in mei­nen Au­gen aus den Schu­hen ei­nes Nach­wuchs­ta­len­tes längst her­aus ge­wach­sen ist. Nun ja, Quas­i­k­ris­tal­le ist ihr zwei­ter Ro­man. Für ih­ren De­büt­ro­man Vi­en­na er­hielt sie zahl­rei­che Prei­se und auch ih­re Er­zäh­lungs­bän­de wur­den in den Feuil­le­tons viel beachtet.

 

Li­te­ra­tur­preis Al­pha 2014 – Shortlist

Bau­er, Theodo­ra: Das Fell der Tan­te Me­ri / Wien: Pi­cus Ver­lag 2014

Dol­gan, Chris­toph: Bal­last­exis­tenz / Graz: Li­te­ra­tur­ver­lag Dro­schl GmbH 2013

Drumbl, An­drea: Nar­ziss und Nar­zis­se / Wien: Edi­ti­on Ate­lier 2014

Kinst­ner, Mar­ga­ri­ta: Mit­tel­stadt­rau­schen / Wien: Deu­ti­cke 2013

Kra­toch­wil, Ger­mán: Scher­ben­ge­richt / Wien: Pi­cus Ver­lag 2012

Laz­nia, El­ke: Kind­heits­wald / Salz­burg: Müry Salz­mann Ver­lag 2014

Mar­chel, Ro­man: Wir wa­ren da / St. Pöl­ten: Re­si­denz Ver­lag 2013

Men­as­se, Eva: Quas­i­k­ris­talle / Köln: Kie­pen­heu­er & Witsch 2013

Uhr­mann, Er­win: Ich bin die Zu­kunft / Inns­bruck: Lim­bus Ver­lag 2014

Wis­ser, Da­ni­el: Ein wei­ßer Ele­fant / Wien: Kle­ver Ver­lag 2013

9 Gedanken zu „Alpha-Preis 2014 – Die Shortlist“

  1. Dies­mal sind es zehn Ti­tel, ja die Eva Men­as­se sticht da bei Jung­au­to­ren ein we­nig her­aus und wird viel­leicht, weil sie die Pro­mi­nen­tes­te ist, ge­win­nen, ich ken­ne auch nicht al­le Ti­tel, ob­wohl ich mich ja in der ös­ter­rei­chi­schen Li­te­ra­tur ganz gut aus­ken­ne. „Mit­tel­stadt­rau­schen” liegt bei mir am Stoß und müß­te ich noch le­sen, beim Mar­chel hat mir sein Bach­mann­text bes­ser als das Buch mit den Er­zäh­lun­gen ge­fal­len. Das Buch der Theodo­ra Bau­er hät­te ich sehr gern, denn das ist ei­ne jun­ge Nach­wuchs­au­torin, die ich manch­mal bei Le­sun­gen se­he, span­nend, span­nend, die­ser Preis und fein, daß hier so eif­rig dar­über be­rich­tet wird.

    1. Stimmt, dies­mal sind es zehn, dan­ke für die Kor­rek­tur, Eva, da fehl­te mir wohl noch der Kaf­fee heu­te morgen. 😉

      Denkst Du wirk­lich, daß Eva Men­as­se ge­win­nen wird, weil sie die be­kann­tes­te Au­torin der Lis­te ist? Das wä­re ei­gent­lich ge­gen die In­ten­ti­on des Al­pha-Prei­ses, der aus­drük­lich den Schrift­stel­ler­nach­wuchs för­dern will. Ich bin gespannt.

      1. In die nächs­te Run­de ist sie je­den­falls ge­kom­men. Da­ni­el Wis­ser, der dem­nächst im Li­te­ra­tur­haus lies und Er­win Uhr­mann ha­ben mich er­staunt, da hät­te ich eher an Mar­ga­ri­ta Kinst­ner und Ger­man Kra­toch­wil ge­dacht. Jetzt bin ich ge­spannt und muß das Kins­te­rer-Buch end­lich lesen

        1. Dan­ke, Eva, daß Du mich an die Al­pha­tier­chen im fer­nen Aus­tria er­in­nerst. Ach ja, nichts ge­gen Men­as­ses Quas­i­k­ris­tal­le, aber …
          Er­win Uhr­manns Ro­man klingt, als ob er das Rät­sel um das plötz­li­che Auf­tau­chen des Manns in Mar­len Haus­ho­fers „Die Wand” be­ant­wor­ten würde.

          1. Ha­be ich noch nicht ge­le­sen, den Au­tor und sei­ne da­ma­li­ge Neu­erschei­nung nur auf der Buch-Wien vor zwei Jah­ren kennengelernt.
            Theodo­ra Bau­ers ist, glau­be ich , sehr in­ter­es­sant, aber die ist noch sehr jung und noch nicht so be­kannt, was auf die bei­den an­de­ren „Fi­na­lis­ten” viel­leicht auch zutrifft.
            Al­so ei­gent­lich könn­te nur die Men­as­se ge­win­nen, aber las­sen wir uns über­ra­schen, weil man­ches ja dann im­mer ganz an­ders ist!

  2. Ich ha­be recht be­hal­ten, ob­wohl ich mir in­zwi­schen nicht mehr so si­cher war, als ich mich auf Priess­nitz- Preis­ver­lei­hung mit dem Wis­ser-Ver­le­ger Ralph Kle­ver un­ter­hal­ten ha­be, der mir sag­te, sie hät­ten sehr vie­le Bü­cher von Da­ni­el Wis­ser be­stellt und der Text­aus­schnitt, ich ha­be schon in der Li­te­ra­tur in MUSA ei­ne Le­sung dar­aus ge­hört, war auch der beste.
    Nach­her sieg­te wie­der, wie im Vor­jahr, die Quo­te und die vie­len be­gab­ten Jung­au­to­ren, die auf der Long- bzw. Short­list stan­den, sind leer ausgegangen.
    Theodo­ra Bau­er hat in­zwi­schen den „Ma­nu­skrip­te-Preis” erhalten.
    Jetzt al­so die „Quas­i­k­ris­tal­le” le­sen, was si­cher ein in­ter­es­san­tes Buch ist, aber ei­ne Vor­jahrs­er­schei­nung, wo­nach ei­gent­lich kein Hahn mehr kräht und den an­de­ren No­mi­nier­ten von der Pro­mi­nenz des Na­mens weit über­le­gen, was wie ich hof­fe, sich im nächs­ten Jahr än­dern wird, al­les Liebe!

    1. Les jeux sont faits.

      Mit die­ser mu­ti­gen Ent­schei­dung hat der Al­pha-Preis in die­sem Jahr ein wah­res Nach­wuchs­ta­lent entdeckt.

      Dan­ke für die Nach­richt, lie­be Eva. Ich hof­fe, daß Büf­fet war gut. 😉

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