Alpha, Beta und die anderen
Auf den Alpha-Preis bin ich im letzten Jahr aufmerksam geworden. Alpha? Nein, nix Sekte und Science, wobei sich das ja eh per definitionem ausschließt, sondern Glücksspiel und Literatur. Das passt! Ist es nicht oft eine Frage des Glücks, wer auf welchen Literaturpreislisten landet und ist nicht letztendlich alles eine Frage des Geldes?
So erscheint es fast folgerichtig, daß die Casinos Austria heuer zum fünften Mal das literarische Glücksspiel um den Alpha-Preis ausschreiben. Ersonnen von Vorstandsdirektor Mag. Dietmar Hoscher (ein weiterer Grund im nächsten Leben die Geburt in Österreich anzustreben, dort trägt man den Magister als Titel) fördert der Preis Nachwuchstalente (sic!). Einzige Bedingungen, sie müssen echte Österreicher oder Wahlösterreicher sein, notfalls reicht auch ein österreichischer Verlag und sie dürfen nicht mehr als drei (sic!) literarische Veröffentlichungen aufweisen.
Ist dies erfüllt, können sie ihr Buch einreichen. Aus der Flut an Literatur trifft die Jury der Büchereien Wien, der Mag. Thomas Geldner, Hauptbüchereileiter Christian Jahl, Rudolf Kraus und Mag. Claudia Sykora-Bittner angehören, eine Vorauswahl von zehn Titeln. Aus dieser Shortlist selektieren Anfang Oktober die drei Kritiker der Alpha-Fachjury, Klaus Nüchtern, Feuilletonredakteur des „Falter“, die Literaturjournalistin Gabriele Madeja und erstmals in diesem Jahr der Schriftsteller Paulus Hochgatterer drei Finalisten. Der Gewinner wird auf der Alpha-Literaturgala verkündet und erhält den mit 10 000 Euro dotierten Preis. Seine beiden Konkurrenten gehen lediglich mit einen Zehntel nach Hause. Alle Finalisten lesen sowohl auf der Gala wie auch auf der Buch Wien am 15. November Auszüge aus ihrem nominierten Werk.
Auf der heute bekanntgegebenen Shortlist aus 55 Einreichungen finden sich mir bisher eher unbekannten Autoren, was ich jedoch soweit es meine Zeit zulässt, gerne ändern werde. Zwei weitere Schriftsteller sind mir schon beim Bachmann-Wettbewerb aufgefallen, Daniel Wisser (2011) und Roman Marchel (2014). Auch Germán Kratochwill ist zwar in der deutschsprachigen Literaturlandschaft ein relativ neues, doch längst kein unbekanntes Gesicht. Er stand 2012 mit Scherbengericht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Am meisten allerdings wundere ich mich über die Nominierung von Eva Menasses Quasikristalle. Nicht, weil ich ihren Roman für nicht preiswürdig erachte, sondern weil sie in meinen Augen aus den Schuhen eines Nachwuchstalentes längst heraus gewachsen ist. Nun ja, Quasikristalle ist ihr zweiter Roman. Für ihren Debütroman Vienna erhielt sie zahlreiche Preise und auch ihre Erzählungsbände wurden in den Feuilletons viel beachtet.
Literaturpreis Alpha 2014 – Shortlist
Bauer, Theodora: Das Fell der Tante Meri / Wien: Picus Verlag 2014
Dolgan, Christoph: Ballastexistenz / Graz: Literaturverlag Droschl GmbH 2013
Drumbl, Andrea: Narziss und Narzisse / Wien: Edition Atelier 2014
Kinstner, Margarita: Mittelstadtrauschen / Wien: Deuticke 2013
Kratochwil, Germán: Scherbengericht / Wien: Picus Verlag 2012
Laznia, Elke: Kindheitswald / Salzburg: Müry Salzmann Verlag 2014
Marchel, Roman: Wir waren da / St. Pölten: Residenz Verlag 2013
Menasse, Eva: Quasikristalle / Köln: Kiepenheuer & Witsch 2013
Uhrmann, Erwin: Ich bin die Zukunft / Innsbruck: Limbus Verlag 2014
Wisser, Daniel: Ein weißer Elefant / Wien: Klever Verlag 2013
Diesmal sind es zehn Titel, ja die Eva Menasse sticht da bei Jungautoren ein wenig heraus und wird vielleicht, weil sie die Prominenteste ist, gewinnen, ich kenne auch nicht alle Titel, obwohl ich mich ja in der österreichischen Literatur ganz gut auskenne. „Mittelstadtrauschen” liegt bei mir am Stoß und müßte ich noch lesen, beim Marchel hat mir sein Bachmanntext besser als das Buch mit den Erzählungen gefallen. Das Buch der Theodora Bauer hätte ich sehr gern, denn das ist eine junge Nachwuchsautorin, die ich manchmal bei Lesungen sehe, spannend, spannend, dieser Preis und fein, daß hier so eifrig darüber berichtet wird.
Stimmt, diesmal sind es zehn, danke für die Korrektur, Eva, da fehlte mir wohl noch der Kaffee heute morgen. 😉
Denkst Du wirklich, daß Eva Menasse gewinnen wird, weil sie die bekannteste Autorin der Liste ist? Das wäre eigentlich gegen die Intention des Alpha-Preises, der ausdrüklich den Schriftstellernachwuchs fördern will. Ich bin gespannt.
In die nächste Runde ist sie jedenfalls gekommen. Daniel Wisser, der demnächst im Literaturhaus lies und Erwin Uhrmann haben mich erstaunt, da hätte ich eher an Margarita Kinstner und German Kratochwil gedacht. Jetzt bin ich gespannt und muß das Kinsterer-Buch endlich lesen
Danke, Eva, daß Du mich an die Alphatierchen im fernen Austria erinnerst. Ach ja, nichts gegen Menasses Quasikristalle, aber …
Erwin Uhrmanns Roman klingt, als ob er das Rätsel um das plötzliche Auftauchen des Manns in Marlen Haushofers „Die Wand” beantworten würde.
Habe ich noch nicht gelesen, den Autor und seine damalige Neuerscheinung nur auf der Buch-Wien vor zwei Jahren kennengelernt.
Theodora Bauers ist, glaube ich , sehr interessant, aber die ist noch sehr jung und noch nicht so bekannt, was auf die beiden anderen „Finalisten” vielleicht auch zutrifft.
Also eigentlich könnte nur die Menasse gewinnen, aber lassen wir uns überraschen, weil manches ja dann immer ganz anders ist!
Ich habe recht behalten, obwohl ich mir inzwischen nicht mehr so sicher war, als ich mich auf Priessnitz- Preisverleihung mit dem Wisser-Verleger Ralph Klever unterhalten habe, der mir sagte, sie hätten sehr viele Bücher von Daniel Wisser bestellt und der Textausschnitt, ich habe schon in der Literatur in MUSA eine Lesung daraus gehört, war auch der beste.
Nachher siegte wieder, wie im Vorjahr, die Quote und die vielen begabten Jungautoren, die auf der Long- bzw. Shortlist standen, sind leer ausgegangen.
Theodora Bauer hat inzwischen den „Manuskripte-Preis” erhalten.
Jetzt also die „Quasikristalle” lesen, was sicher ein interessantes Buch ist, aber eine Vorjahrserscheinung, wonach eigentlich kein Hahn mehr kräht und den anderen Nominierten von der Prominenz des Namens weit überlegen, was wie ich hoffe, sich im nächsten Jahr ändern wird, alles Liebe!
Les jeux sont faits.
Mit dieser mutigen Entscheidung hat der Alpha-Preis in diesem Jahr ein wahres Nachwuchstalent entdeckt.
Danke für die Nachricht, liebe Eva. Ich hoffe, daß Büffet war gut. 😉
Ja, doch sehr
Das kann man auch in Deinem originellen Bericht nachlesen.