Das 8. Kapitel
Haida verlässt Tokio und die Universität ohne dies Tsukuru anzukündigen und beendet so eigenmächtig die Freundschaft. Tsukuru muss wieder einmal eine abrupte Trennung hinnehmen.
Zuvor verbrachte er seiner Mutter zuliebe einige Tage in Nagoya. Die Vorstellung dort Shiro und Kuro zu begegnen, löst starke Schuldgefühle in ihm aus. Auch wenn es sich nur um einen immer wiederkehrenden Traum handelt, kommen die „schmutzigen, egoistischen Fantasien“ „für ihn fast einer Vergewaltigung gleich“.
Auf das Ende der Freundschaft reagiert er mit unterschiedlichen Gefühlen. Zunächst sprachlos, erfüllt ihn eine „gewisse Gelassenheit“ und Ruhe, gleichzeitig ist er traurig und bedauert es sehr.
Er wertet das Verschwinden als Sühne für seine „unreinen Vorstellungen“. Haida scheint wie einst sein Vater die Fernsucht befallen zu haben. Wenn er nicht gar, mit dieser dem Vater zugeschriebenen Geschichte sein eigene offenbaren wollte. Ich kann mit diesen Interpretationen wenig anfangen. Haida ist weg. Tsukuru bleiben Kaffeemühle und Bohnen, die Liszt-Platten und „die Erinnerung an die geheimnisvolle Tiefe seiner blauen Augen“.
Kurz darauf lernt er eine Frau kennen, mit der er seine erste sexuelle Beziehung führt. Es sind weder Liebe noch Leidenschaft, die ihn antreiben, sondern der Drang „sich selbst zu beweisen, daß er nicht homosexuell war“. Wie die Freundschaft zu Haida so endet auch diese Beziehung nach acht Monaten, wenn auch in gegenseitigem Einverständnis.
Diese Erfahrung schenkt Tsukuru vermeintliche Gewissheit über seine sexuelle Orientierung und die Erkenntnis, „er braucht eine feste Sexualpartnerin, um allzu lebhafte erotische Träume zu vermeiden und überhaupt in der Gegenwart leben zu können“.
Dieses Kapitel liefert keine Weisheit, dafür viel krude Moral.