Deutscher Buchpreis 2013 — Shortlist

Shortlistschock

Dies sind die sechs Kan­di­da­ten, die die Vor­ausschei­dung zum Deut­schen Buch­preis 2013 über­stan­den ha­ben. Ih­re Po­si­ti­on auf der Short­list si­chert ih­nen ein Preis­geld von 2500 Eu­ro und die Aus­sicht auf mehr, Ruhm und Eh­re in­klu­si­ve. Aber si­chert es ih­nen auch Er­folg im Buch­han­del? Ich ha­be den Ein­druck, die Ju­ry will in die­sem Jahr ganz be­wusst ge­gen die­ses Ar­gu­ment an­steu­ern und wähl­te kei­nen Kan­di­da­ten, der wie Tell­kamps Turm für leuch­ten­de Buch­händ­ler­au­gen sorgt. Das ver­mö­gen viel­leicht eher mei­ne aus­ge­schie­de­nen Fa­vo­ri­ten, die Ro­ma­ne von Ralph Dut­li, Tho­mas Gla­vi­nic und Nor­bert Gst­rein.

Er­gän­zend zur Short­list fol­gen mei­ne Ant­wor­ten auf die Fra­gen an die Buch­preis­blog­ge­rin­nen aus dem Pro­jekt „5 le­sen 20“.

- Wel­cher Ro­man der Short­list ist Ihr Fa­vo­rit und warum?

Die Son­nen­po­si­ti­on“ von Ma­ri­on Po­sch­mann. Das ist der ein­zi­ge Ro­man, den ich von der Short­list ge­le­sen ha­be und be­ur­tei­len kann. Vor den poe­ti­schen Pas­sa­gen ste­he ich zwar manch­mal rat­los, Po­sch­manns Um­set­zung des his­to­ri­schen The­mas fin­de ich je­doch sehr anregend.

- Wel­chen Ro­man (aus der Long­list) ver­mis­sen Sie auf der Shortlist?

Sou­ti­nes letz­te Fahrt“ von Ralph Dut­li. Ich war mir si­cher, daß der Au­tor mit die­sem Werk, das Fak­ten und Fik­ti­on so kunst­voll ver­eint, den Preis gewinnt.

- Wel­chen Short­list-Au­toren wür­den Sie am liebs­ten ken­nen ler­nen wol­len und war­um?    Was wür­den Sie die­sen fra­gen wollen?

Ma­ri­on Po­sch­mann. Mich in­ter­es­siert, wie sie für ih­ren Ro­man re­cher­chiert hat, ob sie auf per­sön­li­che Er­fah­run­gen zu­rück greift und ob sie tat­säch­lich in dem Ma­ße, wie ich es in mei­ner In­ter­pre­ta­ti­on ver­mu­tet ha­be, auf das „Trau­ma der Kriegs­en­kel“ abzielt.

- Wel­chen Short­list-Ro­man schen­ken Sie Ih­rer Schwie­ger­mut­ter zu Weihnachten?

Über die­se Fra­ge muss ich doch ein we­nig la­chen. Nicht, weil ich mich schwer tun wür­de mei­ner Schwie­ger­mut­ter ei­nes die­ser sechs Wer­ke zu schen­ken, son­dern über die In­ten­ti­on, die hin­ter die­ser Fra­ge steckt.

Nun gut, mei­ner Schwie­ger­mut­ter, de­ren Le­se­vor­lie­ben ich sehr gut ken­ne, wür­de ich „Die Son­nen­po­si­ti­on“ emp­feh­len, nicht we­gen der ba­ro­cken Blu­men­mo­ti­ve auf dem Schutz­um­schlag, son­dern we­gen des Themas.

Zu Lek­tü­re­tipps für al­le an­de­ren Schwie­ger­müt­ter, von de­nen man­che ger­ne Ro­sa­mun­de Pilcher, an­de­re Rein­hard Jirgl und wie­der an­de­re Da­shiell Ham­mett le­sen, füh­le ich mich außerstande.

- Wel­chen Ro­man wird die Ju­ry Ih­rer Mei­nung nach auswählen?

Jirgl, da­mit der Deut­sche Buch­preis end­lich mal Büch­ner-Preis-Ni­veau erhält. 😉

 

10 Gedanken zu „Deutscher Buchpreis 2013 — Shortlist“

  1. Lie­be Atalante,
    auch du siehst al­so Jirgl ganz vor­ne. Ob sich un­se­re Be­fürch­tun­gen wohl er­fül­len? Ich fän­de es scha­de, denn wo­zu zwei ver­schie­de­ne Prei­se ha­ben (von al­len an­de­ren ganz zu schwei­gen), wenn sie das­sel­be Ziel ver­fol­gen? Es wä­re doch viel schö­ner, wenn sie ver­schie­de­ne An­sprü­che hät­te und ver­schie­de­ne Ziel­grup­pen an­spre­chen wür­den. Nun ja, las­sen wir uns überraschen.
    Mich zu dei­nem kla­ren Fa­vo­ri­ten zu äu­ßern fällt mir schwer. Mir fällt kein rich­ti­ges Ge­gen­ar­gu­ment ein, und doch kann ich mich nicht so recht für Po­sch­manns Ro­man er­wär­men, ob­wohl mich das The­ma ei­gent­lich sehr reizt. An­de­rer­seits sagst du ja selbst, dass dei­ne Ent­schei­dung für Po­sch­mann auch da­mit zu­sam­men­hängt, dass es der ein­zi­ge Ti­tel ist, den du ge­le­sen hast. Ich war da viel dreis­ter und ha­be mich von mei­nen ober­fläch­li­chen Ein­drü­cken auf­grund von Le­se­pro­ben und Re­zen­sio­nen lei­ten las­sen. Gut, Jirgl und Mey­er konn­te ich aus­schlie­ßen, weil ich sie selbst ge­le­sen ha­be, Bon­né ist nur so ei­ne Ver­mu­tung — viel­leicht stel­le ich nächs­te Wo­che fest, dass es ganz und gar nicht mein Fall ist. Dann wä­re ich ratlos…

    Es bleibt spannend!
    Herzlich,
    caterina

    1. Lie­be Ca­te­ri­na, bei so wich­ti­gen Um­fra­gen ver­traue ich lie­ber auf mein ei­ge­nes Ur­teil. 😉 Von Bon­né ha­be ich „Wie wir ver­schwin­den” ge­le­sen, aber eben nicht den ak­tu­el­len Ro­man. Du denkst, für Buch­han­del und Schwie­ger­müt­ter wä­re Bon­né bes­ser? Wir wer­den es sehen.

      1. Mein Ge­fühl sagt mir: Ja, Bon­né ist leich­ter zu­gäng­lich. Oh­ne ihn noch Po­sch­mann ge­le­sen zu ha­ben, wie ge­sagt. Aber mir wur­de ja die Pis­to­le auf die Brust ge­setzt und ich muss­te mich zu mei­nem Fa­vo­ri­ten äu­ßern — das tue na­tür­lich auch ich nicht ger­ne, wenn ich die Tex­te in Wirk­lich­keit gar nicht ge­le­sen habe ;).

  2. Mey­er oder Mo­ra wür­de ich tip­pen und bei Jirgl auch auch an die in­tel­lek­tu­el­le Ali­bi­funk­ti­on”, den­ken, von der ich ir­gend­wo hör­te, viel­leicht wirds aber die Zei­ner, da­mit wir wie­der et­was zum Stau­nen ha­ben. An­sons­ten wür­de ich von kei­nem Schock spre­chen, aber sehr er­staunt war ich schon, da ich ei­gent­lich ganz si­cher war, Timm, Kehl­mann und Gla­vi­nic wer­den dar­auf stehen.
    Aber Ju­ri­en sind im­mer für Über­ra­schun­gen gut und so soll es ja sein, denn man kann ja le­sen, was man will und bei mei­ner Schwie­ger­mut­ter soll­te ich wohl auch bes­ser mit der Ro­se­mun­de Pilcher, als mit dem Jirgl auf­tau­chen und so wird es bei den meis­ten sein.

    1. Lie­be Eva, was wür­dest Du als po­ten­ti­el­le Schwie­ger­mut­ter da­von hal­ten, wenn Dir so ein li­te­ra­ri­scher Dünn­pfiff über­reicht wür­de. Mir er­öff­ne­te das ein Hand­lungs­spek­trum von Kopf­ab­bei­ßen bis zu Alt­pa­pier­ton­ne. Okay, Kopf­ab­bei­ßen be­hal­te ich mir für ei­nen Coel­ho vor. 😉

      1. Ganz ehr­lich, es wä­re mir gleich, ich ha­be, glau­be ich, auch ein Ro­sa­mun­de Pilcher Buch in mei­nen Re­ga­len, al­ler­dings noch nicht ge­le­sen, den Coel­ho aber schon ein paar Mal und der Ja­kobs­weg war so­gar ganz in­ter­es­sant und Bü­cher wer­fe ich nicht weg, da hab ich zu viel Re­spekt, wie auch vor den Men­schen und das Kopf­abrei­ßen ist so­wie­so ver­bo­ten und nur im Kri­mi erlaubt

  3. Lie­be Eva, ge­nug ge­wühlt in der Schwie­ger­mut­ter­schub­la­de. 😉 Möch­test Du denn die po­ten­ti­el­len Ge­win­ner Mey­er oder Mo­ra auch le­sen? Hast Du ein gro­ßes In­ter­es­se daran?

    Du als Wie­ne­rin kannst mir si­cher auch Tipps für ös­ter­rei­chi­sche Li­te­ra­tur­sen­dun­gen ge­ben. In mei­ner klei­nen Über­sicht, konn­te ich bis­her nur deut­sche und schwei­zer For­ma­te verzeichnen.

    1. Ich bin wahr­schein­lich, wie man auf mei­ner Le­se­lis­te sieht, ein Le­se­son­der­fall bzw. ei­ne quer durch den Kraut­gar­ten­le­se­rin und wür­de na­tür­lich ger­ne Mo­ra oder Mey­er le­sen, wenn ich sie im Bü­cher­schrank oder in den Ab­ver­kauf­s­kis­ten fin­de. Auch den Jirgl, ob­wohl ich bei Ar­no Schmidts „KAFF Ma­re Cri­si­um” ent­setz­lich ge­schei­tert bin, weil ich mich kein Jahr da­mit auf­hal­ten woll­te. Von Mey­er ha­be ich auch schon „Die Nacht, die Lich­ter” ge­le­sen und be­züg­lich ös­ter­rei­chi­sche Li­te­ra­tur­sen­dun­gen: Ich bin kei­ne Fern­se­he­rin, aber Mon­tag­abend gibt es, glau­be ich, ei­ne Li­te­ra­tur­schie­ne und im Ra­dio, Ö1 Sonn­tag um vier, die Bü­cher­sen­dung „Ex Li­bris”, die manch­mal für mei­nen Ge­schmack zu di­ri­gis­tisch ist und zu we­ni­ge Bü­cher be­spricht, die „Ton­spu­ren” und die „neu­en Tex­te” am Mon­tag­abend und am Frei­tag um drei­vier­tel zwölf gibts im­mer in den „Bei­spie­len” die neu­en Bucherscheinungen.
      Dann gibts noch den Ju­gend­sen­der FM4, den ich aber gar nicht hö­re, seit dem mei­ne Toch­ter aus­ge­zo­gen ist, der hat aber ei­nen Li­te­ra­tur­preis, wo sehr oft die neu­en Ta­len­te ge­fun­den wer­den, die spä­ter in Kla­gen­furt lesen.
      Ich weiß nicht, ob mei­ne Aus­kunft hilf­reich war, ich bin, glau­be ich, kei­ne gro­ße Li­te­ra­tur-Ra­dio­hö­re­rin, ob­wohl Ö1 auch jetzt im Hin­ter­grund läuft, viel­leicht beim ORF nachfragen

  4. Lie­be Atalante

    Po­sch­mann und Jirgl ken­ne ich vom Na­men her, ha­be aber noch nie et­was von ih­nen ge­le­sen. Die an­de­ren Au­toren sind mir, ein­mal mehr, völ­lig un­be­kannt. Da bin ich doch jetzt schon ge­spannt, wer auf der Short­list beim dies­jäh­ri­gen Schwei­zer Buch­preis auf­ge­führt sein wird. Ich wer­de si­cher we­ni­ger rat­los sein.

    LG bue­cher­ma­niac

    1. Lie­be Bue­cher­ma­niac, mir ist auf­ge­fal­len, daß es zwi­schen den deutsch­pra­chi­gen Li­te­ra­tur­län­dern trotz gro­ßer Ge­mein­sam­kei­ten auch vie­le Un­ter­schie­de in den Wahr­neh­mun­gen gibt. In der Schweiz und in Ös­ter­reich sind zum Teil völ­lig an­de­re Bü­cher im Ge­spräch. Man se­he sich nur die Lis­te zum Al­pha-Preis an.
      Auf den Schwei­zer Buch­preis bin ich ge­spannt, wirst Du dar­über berichten?

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