In seinem neuen Roman Pfaueninsel hinterfragt Thomas Hettche die Exotik des Anderen
„Ich werde mir meine Siebenmeilenstiefel unterschnallen und nach Griechenland reisen. Tun Sie mir den Gefallen und rauchen in meiner Abwesenheit keinen türkischen Tabak?“
„Am liebsten“, sagte sie, „käme ich mit.“
„Aber Mademoiselle!“ protestierte Schlemihl lächelnd, „Ihr Platz ist doch hier.“
„Und weshalb?“ entgegnete sie. „Weil ich ein Monster bin? Eingesperrt auf dieser Insel für mein ganzes Leben?“
„Ein Monster?“ Schlemihl sah sie entsetzt an. „Wer sagt das?“
Marie schüttelte den Kopf. Es war ihr peinlich, das Wort ausgesprochen zu haben. Daß Schlemihl sie nun schon wieder verließ, in die Welt hinauszog, die sie niemals sehen würde, hatte sie aufgewühlt.
Was definiert den Historischen Roman? Daß seine Handlung in der Vergangenheit spielt, ferne Orte und Ereignisse in unserer Phantasie erneut zum Leben erweckt? Damit es dieser nicht zu fad wird, setzen die trivialen Vertreter dieses Genres gerne auf Sex&Crime. Mord und Totschlag meist als Folgen kriegerischer Auseinandersetzung zählen zum Tagwerk, schwierige Geburten wie schlimme Schicksale für Mutter und Kind gehen auf das Konto barbarischer Zustände. Derartiges webt auch Thomas Hettche in sein aktuelles Werk Pfaueninsel, allerdings erfüllt er nicht nur literarisch höhere Ansprüche. „Auf eine Zigarre mit Schlemihl“ weiterlesen