Variationen von Schwarz — Dagmar Leupolds Roman „Unter der Hand“
„Wenn man das ganze Leben als Notfall betrachtet, ist es naturgemäß schwierig, sich zu rüsten, und letztlich gleichgültig, ob man mit einem Überseekoffer unterwegs ist oder mit einem Beutelchen voller Brotkrumen zum Ausstreuen. Es fehlt das Vertrauen in Rückwege.“
Manche Menschen haben ein dickes Fell, das sie unempfindlich gegen äußere Anmaßungen macht. Nicht so Minna, die seit ihrer zu frühen Geburt eine äußerst durchlässige Hülle besitzt. So dünn, daß selbst ein Lufthauch ihr unter die Haut fährt.
Doch ihre Sensibilität ist nicht verantwortlich für den plötzlichen Tod der knapp über 50jährigen, von dem der Leser bereits im Prolog erfährt. Hingebettet wie Schneewittchen findet ihr Wohnungsnachbar sie entschlafen auf dem Bett, zusammengerollt wie ein Fötus. Er erinnert sich an eine unerschrockene, witzige, kluge und „Tue Gutes und schreibe darüber“ weiterlesen