Ein Kochbuch?!
Einem Rom-Kochbuch kann ich einfach nicht widerstehen. Vorallem nicht diesem Exemplar, das nicht nur kulinarische Sehnsüchte stillen will, sondern auch jene Nostalgia, die einen in der Ferne befällt.
Verfasst wurde es von Katie Parla und Kristina Gill. Die Journalistin Parla lebt seit einigen Jahren in Rom und studiert als Kulturhistorikerin die Esskultur der Stadt. Sie berichtet darüber auf ihrem Blog katieparla.com . Kristina Gill arbeitet als Redakteurin kulinarischer Themen und als Food-Fotografin. Beide recherchierten in römischen Küchen, um den einzigartigen Geschmack der Metropole aufzuspüren.
Derartige Ankündigungen wecken in mir die Erwartung, neben Rezepten und Insidertipps auch Kulturelles in Wort und Bild vorzufinden. Ansprüche, die nicht einfach zu erfüllen sind, schließlich füllen Bücher über die Ewige Stadt nicht nur viele Regalmeter, sondern ganze Bibliotheken.
Der Aufbau überrascht angenehm. Anstatt sich an der klassischen Speisefolge zu orientieren, betten die Autorinnen diese in Kapitel wie Jüdische Küche, Quinto Quarto und
Klassiker-Variationen ein. Auch Gemüse, Brot und Pizza als wichtige Bestandteile der Cucina Romana finden ihren Platz. Den würdigen Abschluss bildet ein Cocktailkapitel, mit Mixturen für den angesagten Aperi- oder Digestivo.
Die Bilder zeigen Gerichte und Zutaten, entführen aber auch mitten in den Alltag der Stadt. Gill wählt neue Perspektiven auf Plätze und Kunstwerke, jenseits des üblichen Kanons. Die Impressionen laden zum Flanieren ein. Dazwischen stehen die Texte Parlas, die von den Besonderheiten der Römischen Esskultur berichten, wie dem Guanciale oder der Ghettoküche, und von Lokalen, wie dem Pizza-Kiosk Trapizzino. In einem historischen Abriss wird auf zwei Seiten cum grano salis jeder Epoche eine Kulinarik zugeschrieben. Ein dem Platz und Genre geschuldeter Schnelldurchgang, der flott und unterhaltsam geschrieben ist.
Die Rezepte, die jeweils ihre eigene kleine Geschichte erzählen, entdeckten die Autorinnen auf ihrer Spurensuche in römischen Küchen. Zusätzliche Tipps liefern bekannte Kenner wie der Bäcker John Regefalk oder Barkeeper Patrick Pistolesi.
Zum Glück gibt es in diesem Kochbuch keine lange Liste von speziellen Zutaten oder Geräten, die vor der Zubereitung anzuschaffen wären. Es werden Alternativen und Ausweichmethoden angeboten. Der normale Haushalt eines Gernekochs ist also gut gerüstet und kann gleich loslegen mit den Supplì, dem Picchiapò oder dem Sabbat-Klassiker Hraimi con Couscous.
Ergänzt wird das Buch durch eine ausführliche Bibliographie, ein Register und ein Rezeptverzeichnis.