Das 16. Kapitel
Als Kuro eintrifft, sie ihn endlich wiedererkennt und ihr Mann mit den Kindern in die Stadt fährt, naht der Augenblick der Aufklärung. Tsukuru und die Leser erfahren, wie sehr Shiro durch die Vergewaltigung traumatisiert war und wie Kuro sich nahe der Selbstaufgabe um die Freundin kümmerte. Kuro oder besser Eri ‑sie möchte nicht mehr bei ihrem Spitznamen genannt werden- erzählt aber auch, daß sie immer von der Unschuld Tsukurus, in den sie damals noch dazu sehr verliebt gewesen sei, überzeugt war.
Seltsamerweise ist sie erstaunt, daß er jetzt nach 16 Jahren eine Erklärung verlangt und –zu Recht- belustigt darüber, daß seine neue Freundin dies angeordnet hat. Tsukurus Angst vor dem Zusammentreffen versteht sie nicht, sie seien doch Freunde. Erst als er ihr seine existentielle Not, die die Abkehr der Freunde in ihm verursacht hatte, mit der Kafkaanleihe eines eiskalten Meers ausmalt, versteht Eri. Es zerreißt ihr das Herz, damals wie heute, mehrere Male hintereinander. Ihre Kommentare, „Eine Ursache zieht immer mehrere Wirkungen nach sich“ oder „Manche Träume sind realer und plastischer als die Wirklichkeit“ werden von Tsukuru hingenommen. Wahrscheinlich gesteht er einer japanischen Finnin den Hang zu Sinnsprüchen zu. Eri will in Finnland bleiben, da sie in Japan alles an Shiros/Yuzus tragisches Schicksal erinnern würde. Sie möchte ihre „Knochen sogar in dieser Erde begraben“ lassen. Und den Rest? Egal, Hauptsache sie wird nicht mehr an die Freundin erinnert, darum hat sie auch ihre älteste Tochter nach ihr benannt.
Wieso Yuzu Tsukuru beschuldigt hatte, weiß auch Eri nicht. Sie vermutet, daß ihr Verliebtsein schuld gewesen sei, aber sie kenne sich „mit diesen psychoanalytischen Dingen nicht aus“.
Die einzige Erklärung für alles Unglück, was Yuzu zustieß und auch Tsukurs Unglück auslöste, lautet nach Eri, „ein böser Geist hat von ihr Besitz ergriffen“. Der rauchte vielleicht Mentholzigaretten und hat sich aus einem hübschen Stoffbeutelchen einen Würgegürtel geschneidert? Die Leser wissen es nicht. Ihnen bleibt nur, wie die beiden Japaner in Finnland „Les mal du pays“ zu lauschen und „sich aneinander (zu) schmiegen, um den langen Schatten des bösen Geistes zu vertreiben“. Mehr nicht.
Musik: Liszt, diesmal mit Alfred Brendel am Klavier.
Weisheit: „Eine Ursache zieht immer mehrere Wirkungen nach sich.“