Bachmannpreis – Dritter Tag, Preisträger, Resümee
Es mag vielleicht müßig erscheinen am Montag nach dem Wettlesen noch einen Beitrag zu verfassen. Der Ausgang ist ja bereits bekannt. Dennoch hier mein Resümee.
Die 35. Trägerin des Bachmann-Preises heißt Maja Haderlap und hatte auch mich mit ihrer Text „Im Kessel“ überzeugt. Der vollständige Roman „Engel des Vergessens“ erscheint im Wallstein-Verlag.
Weitere Preise erhielten Steffen Popp, Leif Randt und Thomas Klupp. Meine zweite Favoritin, Nina Bußmann, wurde mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. Gunther Geltinger, dessen Text mir sehr gefallen hat, ging an diesem Wochenende in Klagenfurt leider leer aus. Der erste Lesungstermin scheint der undankbarste zu sein.
Am Samstag, dem dritten Tag des Wettbewerbs hatte Thomas Klupp mit seiner Satire auf den Unibetrieb und die Forschungsgegenstände der Kulturwissenschaften den größten Publikumserfolg des Festivals. Er übertraf mit „9to5 Hardcore“ noch Steinbeis in der Zuschauergunst, was eindeutig an der gekonnten Beherrschung der Satire lag. Bis auf Jandl und Feßmann erzielte Klupp auch bei der Jury den beabsichtigten Effekt.
Ebenfalls ironisch durchwirkt war der von Leif Randt gelesene Auszug aus dem Roman „Schimmernder Dunst über CobyCounty“. Er zeichnet darin eine weichgespülte Wellness-Upperclass, die in einer melancholisch-fatalistischen Atmosphäre zu schweben scheint. Strigl zog den Vergleich zur Truman-Show und traf damit auch meinen Eindruck. Zwischen diesen beiden Autoren, die den Anfangs- und Schlusspunkt des letzten Tages bildeten, standen zwei Texte, die wenig Zustimmung fanden.
Anne Richter thematisiert in ihrem Text „Geschwister“ den Tod in der Familie und dessen Auswirkung auf die verdrängten Defizite familiärer Beziehungen. Keller gelang es nicht, ihre Kollegen von den innovativen Qualitäten der Geschichte zu überzeugen. Diese fanden ihn zwar gut gemacht, aber brav.
Michel Božiković irritierte mich bereits durch seinen Introfilm, der vor allem die sportlich-kämpferischen Facetten des Autors herausstellte. Dennoch passte er zu seinem Text „Wespe“. Erzählt wird die Geschichte eines Kriegsteilnehmers, der sich zunächst durch Selbstmord dann durch Flucht den Kriegshandlungen entziehen will. In dem rasanten Text, der mit ebenso großer Rasanz vorgetragen wurde, gefällt mir der innere Dialog mit der Wespe sehr gut. Der restliche Auszug aus seinem Roman „Drift“ gestaltete sich als Kriegsabenteuer, was mich weniger interessiert.
Das war der diesjährige Bachmann-Wettbewerb, die Preise sind vergeben, ein Teil der Autoren und ihrer Verlage zufrieden, andere empört.
Ob die Jury im nächsten Jahr neu zusammengesetzt wird?
Gerne würde ich die folgenden Kritiker wieder hören und sehen. Daniela Strigl mit ihren treffenden Kommentaren, Alain Claude Sulzer, der die Kunst der charmanten Kritik beherrscht, Paul Jandl, weil er Distanz zum Gefälligen wahrt und Hubert Winkels, den diskussionsfreudigsten unter den Juroren.