In „Capricho. Ein Sommer in meinem Garten“ findet Beat Sterchi beim Prokrastinieren einen Schatz
„Gerade als ich ein weiteres Stück des Ackers in Angriff nehmen wollte, stand der alte Marcos auf dem Weg oben auf der Mauer neben dem Bewässerungskanal. Er nahm den Strohhut vom Kopf, kratzte sich mit der gleichen Hand in seinem dicken, weißen Haar und kicherte.
Nur so weiter!, sagte er. Unverhohlen musterte er meine Arbeit. Dann sagte er, er habe mir Saatkartoffeln besorgt. Er habe den Korb an den Eingang meines Hauses gestellt.
Warum hast du sie nicht gleich mitgebracht?, fragte ich.
Hombre, sagte er. No es luna! Der Mond stehet nicht richtig! Ich müsse den Vollmond abwarten. Erst am Samstag könne ich die Kartoffeln setzen.“
Was gibt es Schöneres als im Garten zu sein? Dort ist Luft und Leben und die Arbeit fordert den Körper. Der Geist bleibt frei, nicht übermäßig beansprucht vom Schnippeln und Schneiden, vom Hacken und Jäten. Dinge, die getan werden müssen und zugleich Flucht vor der Welt und den Aufgaben erlauben. Dicht am Boden findet der Geist Inspirationen und denkt, was ihm gerade in den Sinn kommt.
Auch ich wäre jetzt gerne in meinem Garten. Er ruft. Es ist Frühling. Bunte Blüten entdecken, wild Wucherndes entfernen und die Rosen ein paar Köpfe kürzer machen. All das muss warten, denn „Vom Hacken und Schreiben“ weiterlesen