Schweinereien in Anne B. Ragde, Das Lügenhaus – Literaturkreis 12/2010
Wenn Mütter im Sterben liegen versammeln sich in der Regel verlorene, verstossene und geliebte Kinder an ihrem Bett. Im vorliegenden Roman steht dieses in einer Klinik in Trondheim, ein ganzes Stück weit entfernt von dem Hof der Familie in Byneset. Diesen bewohnen Mutter, Vater und der alleinstehende Sohn Tor, der ein inniges Verhältnis zu den Schweinen seiner Zucht unterhält. Es ist kalt und man schweigt, so wie man es von Nordnorwegern erwartet. Bruder Margido arbeitet als Bestatter, was sich sowohl für den drastischen Romaneinstieg als auch für den Fortgang der Geschichte als äußerst praktisch erweist. Außerdem steigert es natürlich die depressive Atmosphäre, die der gemeine Leser in Nordnorwegen erwartet.
Die Schreiberin dieser Zeilen hätte das Buch nach diesem ersten Kapitel fast zur Seite gelegt. Doch nach einigen Tagen Pause und mehreren Selbstermunterungen wagte sie es noch einmal und wurde nach der Anfangskatastrophe in die heile Welt des jüngsten Sohnes geführt. Diese ist „Voyeuristisches Putzen II.“ weiterlesen