In ihrem Debüt „Italienisch für Liebhaber” erzählt Hilary Belle Walker vom Leben einer amerikanischen Buchhändlerin in Italien
Was bringt mich dazu ein Buch lesen zu wollen, dessen Cover einen Ausschnitt aus einem Film mit Doris Day entnommen zu sein scheint, das den Titel „Italienisch für Liebhaber“ trägt, und zudem von einer in Mailand lebenden Amerikanerin verfasst wurde? Es muss wohl tatsächlich so sein, daß ich mich von allem Italienischem gerne verführen lasse, wenigstens was Literarisches und Kulinarisches angeht.
Das Buch schmeckt zunächst wie eine Pizza. Ein schneller Happen, der etwas von allem hat, was man in Italien gerne vorfinden möchte. Doch es entwickelt sich ganz anders. Hilary Walker schreibt ihrer Protagonistin, die wie die Parallelität von Lebensdaten und Umständen verraten stark autobiographisch angelegt ist, nicht den Weg einer italienischen Sozialisation auf den attraktiven Leib. Sie serviert uns wesentliche Stationen in einer Vita alla Milanese, stückweise angerichtet, die zum Glück nicht mit einer durchgängigen Chronologie langweilen. Man betritt das Leben dieser jungen, im teuren Mailand fast mittellosen Buchhändlerin, die sich und ihren Hund mit Tortellini und Tennisbällen ganz gut über die Runden bringt. In den verschiedenen Geschichten gesellen sich weitere Hauptpersonen zu diesen beiden, mal ist es ein blaues Fahrrad, mal ein junger Erfolgsautor, mal eine unwiderstehliche Stadtvilla. Unsere Heldin schwankt zwischen Doris-Day-Naivität und Single-Selbstbewusstsein und schildert all’ die Fallstricke und Fettnäpfchen, die die Mailänder Distinguiertheit für ihren amerikanischen Überschwang bereit hält.
Walker gelingt es das manchmal slapstikartige Verhalten entsprechend mit Ironie zu unterlegen. Ihre Geschichten werde so zu einem amüsanten, leichten, aber nicht oberflächlichen Lesegenuss, der allerdings auch traurige Momente bereit hält. Einen Kritikpunkt gibt es dennoch. Die Geschichten, vor allem die ersten, wirken wie verschiedene zu unterschiedlichen Zeitpunkten verfasste Impressionen. Dementsprechend findet sich auf der Rückseite des Covers auch die Bezeichnung Episodenroman. Das Original erschien 2009 in Italien unter dem Titel „Case altrui“. Der Kunstmann-Verlag hat es in der Übersetzung von Antje Höfer unter dem anscheinend nichts sagenden, aber wie oben geschildert seine Wirkung nicht verfehlenden Titel „Italienisch für Anfänger“ herausgebracht.
Ich empfehle das Buch jedem Italienliebhaber. Es ist nicht nur unterhaltsam und lindert die Nostalgie, sondern es lehrt auch, wie man am nächsten Semaforo mit einem treublickenden Patatone ins Gespräch kommen kann.