Michel Houellebecq karikiert in „Unterwerfung“ Missstände in Gesellschaft und Religion
„Nicht nur der Sex hatte für Huysmans niemals die Bedeutung, die er ihm unterstellte, sondern dasselbe galt mit Sicherheit auch für den Tod, die existentiellen Ängste spielten für ihn keine Rolle. Was ihn an der berühmten Kreuzigung von Grünewald so sehr bewegt hatte, war nicht die Darstellung des Todeskampfes Christi gewesen, sondern die seiner körperlichen Qualen, womit Huysmans auch in diesem Punkt allen anderen Menschen glich, denen ihr eigener Tod im Allgemeinen mehr oder minder gleichgültig ist; ihre einzige wirkliche Sorge besteht darin, der körperlichen Qual so weit wie möglich zu entkommen. (…)
Das einzige echte Thema von Huysmans war das bürgerliche Glück, ein für Junggesellen auf schmerzhafte Weise unerreichbares bürgerliches Glück, …“
Diese Erkenntnis erlangt François, der 44jährige Ich-Erzähler, gegen Ende des Romans „Unterwerfung“. Sein Autor, Michel Houellebecq, kritisiert in dieser aktuellen Satire kollektive wie individuelle Zustände, die er entlang der Entwicklung seines Helden erzählt.
François, ein agnostischer Misanthrop, hat sich seit seiner Dissertation über Joris-Karl Huysmans vollkommen seinem Forschungsgegenstand verschrieben. Der französische Dandy und Literat dient „Die Konvertiten“ weiterlesen