GRObgeHACKtEs — das Debüt des Slampoeten Grohacke, alias Karsten Hohage
Poetry Slams?
Sind das nicht diese Events, bei denen reimende Jünglinge von der Bühne herab die Aufmerksamkeit des Publikums und bestenfalls dessen Gunst erringen wollen?
Ganz in der Tradition von Barden oder Buchstabierwettbewerben?
Unweigerlich assoziiert man Wesen mit dem künstlerischen Sendungsbewusstsein eines Troubadix und der Chuzpe eines Bart Simpson. So ausgestattet drängen sie auf die Bühne um ihre Zuhörer aus dem literaturfernen Milieu (Porombka 2001) zu befreien.
Aber Slam Poetry als Buch? Warum nicht? Wer fern von badischen Kulturmetropolen und von Kleinkunstbühnen im Speckgürtel von Großunternehmen lebt, der freut sich über die gedruckte Form.
Mit Kurzprosa, Kabarett, Lyrik bietet GRObgeHACKtEs ein vielfältiges Angebot an Texten, die sich in Kapiteln wie „Gemischtes Hack“ oder „Falscher Hase“ finden. Auf biographische Einblicke folgen historische Rückblicke und Zukunftsvisionen. In diesen teils äußerst amüsanten Gesellschaftssatiren verfolgt man mit Genugtuung das Autodafé derer, die „mit Obdach gehandelt hatte(n), ohne es zu eignen“, sowie den Kampf eines semiemanzipierten Künstlers gegen die Tücken der vermeintlich weiblich dominierten Technik.
Die multikulturelle Spiritualität der monopolytheistischen Revolution sieht man mit Schrecken nahen, freut sich allerdings schon jetzt darauf, demnächst beim Goldenen Em einen tibetanischen Lachsack erstehen zu können.
Daneben finden sich sprachakrobatische Vorführungen mit durchgedrehter Syntax, morgensternartige Zeilen und Beziehungsbesinnliches.
Am meisten beeindrucken jedoch die Flugangsttrans- und ‑inspirationen in „Schon der Weg ist zuviel“. Nicht, daß auch ich unter dieser Phobie leiden würde. Aber die Triggerwirkung der Flugzeugnamen ist tragisch und köstlich zugleich. Diesen Marketinggag möchte der Autor bei seinem künftigen Automobilimperium verwirklichen. Hohage träumt von Modellnamen wie James Dean und Princess Di. Da waren allerdings andere schneller, zum Beispiel die Altphilologen bei VW mit ihrem Phaeton. Doch nicht nur die! Erst kürzlich überholte ich einen etwas orientierungslos wirkenden Honda Odyssey und wünschte ihm alles Gute.
Mein Fazit, GRObgeHACKtEs bietet auch der leicht versnobten Literaturliebhaberin eine grandiose Gelegenheit die literarische Welt des Poetry Slams zu genießen, wo und wann sie möchte, Slam Poetry to go.