Die Suche nach Nähe in Markus Orths’ Roman „Das Zimmermädchen
“ — Literaturkreis 1/2011
Wer kennt dies nicht? Vor dem Verlassen des Hotelzimmers noch schnell das Nachthemd wieder in den Koffer stopfen, damit wenigstens dieses intime Kleidungsstück nicht von den Händen einer Fremden berührt wird? Dass diese Frau, denn immer noch handelt es sich in den seltensten Fällen um einen Mann, daß also diese für Reinigung und Ordnung des angemieteten Zimmers zuständige Person auch andere Intimitäten, nämlich den ganz persönlichen Schmutz beseitigt und die zerwühlten Bettlaken glattzieht, nimmt man hin. Noch mehr, es freut einen, wenn diese im Preis inbegriffene Putzaktion besonders sorgfältig durchgeführt wurde.
Unübertreffbar in dieser Disziplin gibt sich Orths Zimmermädchen im Hotel Eden seinen Aufgaben hin. Sie putzt zuerst das Bad, dann saugt sie die Böden, wischt mit einem feuchten Tuch den kaum sichtbaren Staub, wechselt die Bettwäsche nach Turnus und die Handtücher nach Bedarf.
Doch Lynn genügt dies nicht. „Wo andere Zimmermädchen nichts mehr sehen, fängt es bei Lynn erst an.“ Messer und Daumennägel kratzen den Schmutz aus Ritzen und von Armaturen, sie reinigt sogar den Spalt zwischen Spiegel und Kacheln. Sie putzt unsichtbare Flecken und würde am liebsten „Voyeuristisches Putzen I.“ weiterlesen