In seinem neuen Roman Sommer in Brandenburg erinnert Urs Faes an eine unerzählte Geschichte
In der Regel nutzt ein Autor Vor- und Nachwort, um darzulegen, wie er zum Thema seines Werks fand und auf welche Weise er sich ihm genähert hat. Urs Faes verlagert dies in seinen Roman hinein. Vier kurze Einschübe, die er Nacherzählen nennt und die sich im Schriftbild von der Romanhandlung abheben, berichten von Gesprächen mit Zeitzeugen, Ortsbegehungen und Archiv-Recherchen. Es scheint richtig, daß Faes diese Form gewählt hat. Er lenkt die Aufmerksamkeit während der Romanlektüre auf Informationen, die als Verständnisbrücken zwischen Fiktion und Realität dienen. Es gab sie wirklich, damals im Sommer 1938 in Brandenburg, die Liebe zwischen zwei jüdischen Jugendlichen und die Hachschara, die sie für Palästina vorbereitete. Wie beides geschehen sein mag, davon erzählt Faes in Sommer in Brandenburg.
Das Landwerk in Ahrensdorf war eine von über 30 Hachscharastätten, die jüdische Jugendliche auf die Besiedlung Palästinas vorbereiteten. In den Zwanziger Jahren gegründet erhielt die jüdische Siedlungsbewegung während der Nationalsozialistischen Machtergreifung immer stärkeren Zulauf. Das antisemitische Vorgehen der „Pioniere für Palästina“ weiterlesen