In „Die Schlange im Wolfspelz“ legt Michael Maar die sprachlichen Lebensadern der Literatur frei
„Wenn wir uns lesend treiben lassen (…) dann immer in der Hoffnung, man komme, exempla docent, dem Geheimnis des Stils und der großen Literatur nur durch Beispiele nah.“
Der gleichsam belesene wie wortgewandte Michael Maar versucht in seinem neuen Buch dem „Geheimnis großer Literatur“ mehr als auf die Spur zu kommen. Als Proustkenner leuchtet er mir schon lange den Weg und auch als Romancier ist er nicht unbekannt, um nicht zuerst auf seine Verwandtschaft mit einem gewissen gepunkteten Wesen zu verweisen. Mit „Die Schlange im Wolfspelz“ legt Maar nun eine vergnüglich zu lesende Betrachtung der deutschen Literatur vor. So wie Vergil Dante durch die Wälder und Windungen der Unterwelt bis fast ans Licht führt – die letzte Etappe übernimmt bekanntlich Beatrice –, führt Maar seine Leser zunächst in sein Sprach- und Stilverständnis ein und später durch seine Bibliothek. Manche bisher unbekannten Titel wird man nach der Lektüre lesen wollen, dank der Vorbereitung auch ohne jede Beatrice.
Im ersten Teil der Stilkunde fragt Maar nicht, was gut geschrieben ist. Was gefällt, könne nur ein Geschmacksurteil sein und das hatte schon bei Kant keinen Bestand: „Denn jeder ästhetisch von etwas Überzeugte sinnt an, sein subjektives Geschmacksurteil als allgemeingültig zu akzeptieren.“ Jeder, der mit anderen über Literatur diskutiert „Exempla docent“ weiterlesen