David Wagner erzählt in „Der vergessliche Riese“ die Geschichte einer intensiven Vater-Sohn-Begegnung
„Seine Stimme ist die von früher, sie hat sich kaum verändert. Sie klingt noch immer so, als sage er nur kluge Sachen. Früher, im seltsamen Früher, wo liegt dieses geheimnisvolle Land, wusste er alles. Er war der Riese, auf den ich klettern konnte, er war der Größte.“
Wie Peter Wolff so erzählt auch David Wagner in seinem neuen Buch „Der vergessliche Riese“ von der Demenz eines Elternteils. Auch er setzt auf Dialoge, mit denen er die neue Welt seines Vaters für den Leser erlebbar macht. Der Schriftsteller verzichtet weitgehend auf eigene Reflexionen, anders als sein Kollege Arno Geiger, der vor acht Jahren mit „Der alte König in seinem Exil“ ein beeindruckendes Buch über seinen am Vergessen leidenden Vater verfasste. Doch Wagners vollkommen andere Form, in der nur knappe Handlungssequenzen die Dialoge unterbrechen, eignet sich gut, um die demenziellen Symptome zu erfassen, die trotz aller Trauer durch ihre Absurdität auch Humor auslösen können.
Inwieweit Wagners Vater-Geschichten fiktionalisiert sind, beantwortete er in einem Interview auf dem Blauen Buchmesse-Sofa eindeutig uneindeutig. Die Gespräche mögen nicht „Vom Sohn zum Freund“ weiterlesen