Deutscher Buchpreis 2015

Juroren, Blogger und eine Longlist

Als der Deut­sche Buch­preis 2005 ins Le­ben ge­ru­fen wur­de, war er zu­nächst im Buch­han­del kaum be­kannt. Ei­ne Su­che nach dem Le­se­pro­ben­heft der Long­list ge­riet selbst in Uni­ver­si­täts­städ­ten zu ei­ner Jagd. In der vir­tu­el­len Welt war das In­ter­es­se grö­ßer. In den Fo­ren von Buch­ti­cket und Die Le­se­lust fand ich Gleich­ge­sinn­te, die über die Ro­ma­ne der Long­list dis­ku­tie­ren wollten.

Seit­dem hat sich man­ches ver­än­dert. Das Le­se­pro­ben­heft liegt in den Buch­hand­lun­gen be­reit, oft ne­ben den Sta­peln der no­mi­nier­ten Ro­ma­ne. Die Dis­kus­sio­nen ver­la­ger­ten sich von den Fo­ren in die Blogs, seit 2013 wird die­ser Preis so­gar of­fi­zi­ell von Li­te­ra­tur­blog­gern be­glei­tet. In die­sem Jahr dür­fen wir ge­spannt sein auf die Mei­nun­gen von Buch­re­vier,  Buzz­al­drins Bü­cher, Kaf­fee­haus­sit­zer, Klap­pen­tex­te­rin, Lust­auf­le­sen,  masuko13 und Sätze&Schätze.

Gleich ge­blie­ben sind die Usan­cen der Preis­ver­ga­be. Ver­la­ge kön­nen aus den von Ok­to­ber des Vor­jah­res bis Sep­tem­ber pu­bli­zier­ten deutsch­spra­chi­gen Ro­ma­nen ma­xi­mal zwei Ti­tel ein­rei­chen. Dar­aus wählt die sie­ben­köp­fi­ge Ju­ry zu­nächst ei­ne Lis­te mit 20 Ro­ma­nen, aus der die Short­list mit sechs Ti­teln her­vor­geht. Der Ge­win­ner wird pünkt­lich zur Er­öff­nung der Frank­fur­ter Buch­mes­se verkündet.

Die Zu­sam­men­set­zung der Ju­ry ob­liegt der Aka­de­mie Deut­scher Buch­preis und än­dert sich jähr­lich. Schon vor ein paar Jah­ren frag­te ich mich, wann das Re­ser­voir ju­ry­fä­hi­ger deut­scher Li­te­ra­tur­kri­ti­ker er­schöpft sein wer­de. Zwar gibt es Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­ler, Lek­to­ren, Über­set­zer und nicht zu­letzt Au­toren, die für die­ses Amt ge­eig­net wä­ren. Doch wer setzt sich schon ger­ne zwi­schen al­le Stüh­le? Zu­mal sich auch von Au­toren­sei­te im­mer wie­der Pro­test ge­gen die­se Ver­mark­tung der Kul­tur regt. So hat Ralf Roth­mann be­reits früh­zei­tig die Ein­rei­chung sei­nes hoch­ge­lob­ten Ro­mans Im Früh­ling ster­ben ver­hin­dert. Da­durch ist er kon­se­quen­ter als kri­ti­sche Schrift­stel­ler­kol­le­gen wie Wil­helm Gen­a­zi­no oder Mi­cha­el Zie­gel­wag­ner. Die­ser rief im letz­ten Jahr gar zu ei­nem Pick­nick­pro­test der Kan­di­da­ten auf.

Der Buch­preis wird wohl blei­ben, der schrift­stel­le­ri­schen Schaf­fens­fül­le sei’s ge­dankt. Krea­tiv ist auch die Aka­de­mie, sie wähl­te in die dies­jäh­ri­ge Ju­ry ne­ben den Li­te­ra­tur­kri­ti­kern Clau­dia Kra­mat­schek, Ul­ri­ke Sár­ká­ny, Chris­to­pher Schmitt und Bet­ti­na Schul­te, die bei­den Buch­händ­ler Ur­su­la Klo­ke und Rolf Keus­sen so­wie den Mu­si­ker Mar­kus Hinterhäuser.

Wie sie die dies­jäh­ri­ge Long­list fül­len, er­fah­ren wir am 19. Au­gust. Knapp ei­nen Mo­nat spä­ter, am 11. Sep­tem­ber, wer­den die Short­list­kan­di­da­ten be­kannt­ge­ge­ben. Von die­sen wird ein ein­zi­ger am 12 .Ok­to­ber den mit 25000 do­tier­ten Deut­schen Buch­preis er­rin­gen. Die Üb­ri­gen wer­den mit ei­nem pe­ku­niä­ren Trost­pflas­ter und ge­misch­ten Ge­füh­len nach Hau­se gehen.

Da­mit die Zeit bis zur Long­list nicht zu lan­ge wird, ha­be ich ei­ne Mi­schung aus Lek­tü­re, Vor­lie­be und Kal­kül zu­sam­men­ge­stellt, na­tür­lich oh­ne al­le Vor­ga­ben einzuhalten.

 

Ata­lan­tes Longlist:

An­na Baar, Die Far­be des Gra­nat­ap­fels, Wall­stein

Chris­ti­ne Bil­kau, Die Glück­li­chen, Luch­ter­hand

No­ra Bossong, 36,9°, Han­ser

Ralph Dut­li, Die Lie­ben­den von Man­tua, Wall­stein

Lud­wig Fels, Die Hot­ten­tot­ten­werft, Jung&Jung

Va­le­rie Frit­sch, Win­ters Gar­ten, Suhr­kamp

Ste­fan Gärt­ner, Pu­tins Wei­ber, Ro­wohlt

Da­na Gri­gorcea, Das pri­mä­re Ge­fühl der Schuld­lo­sig­keit, Dör­le­mann

Heinz Hel­le, Ei­gent­lich müss­ten wir tan­zen, Suhr­kamp

Gi­la Lus­ti­ger, Die Schuld der an­de­ren, Ber­lin Verlag

Mat­thi­as Nawrat, Die vie­len To­de un­se­res Opas Ju­rek, Ro­wohlt

Karl-Heinz Ott, Die Auf­er­ste­hung, Han­ser

An­ge­li­ka Ove­r­ath, Sie dreht sich um, Luch­ter­hand

Ire­ne Rutt­mann, Adè­le, Zsol­nay

Nor­bert Scheu­er, Die Spra­che der Vö­gel, C. H. Beck

Cle­mens J. Setz, Die Stun­de zwi­schen Frau und Gi­tar­re, Suhr­kamp

Ruth Schwei­kert, Wie wir äl­ter wer­den, S. Fischer

Phil­ipp Tin­gler, Schö­ne See­len, Kein&Aber

An­ne We­ber, Ah­nen, S. Fi­scher

Fer­idun Za­i­mo­g­lu, Sie­ben­tür­me­vier­tel, Kiepenheuer&Witsch

 

Hier geht’s zur of­fi­zi­el­len Longlist.

4 Gedanken zu „Deutscher Buchpreis 2015“

  1. Na dann viel Freu­de beim „Long­lis­ten­le­sen”, ich bin auch schon ganz ge­spannt und ver­su­che her­aus­zu­fin­den, was da wohl am 19. auf die­ser Lis­te ste­hen wird, bei den deut­schen Au­toren muß ich ge­ste­hen tue ich mir ein biß­chen schwer, da weiß ich kei­ne Na­men oder Bü­cher, ob das al­les Neu­erschei­nun­gen sind, die dann glän­zen werden?
    Bei den Ös­ter­rei­chern tue ich mir leich­ter, tip­pe auf Va­le­rie Frit­sch, Ar­no Gei­ger, Vea Kai­ser, Ruth Ce­ha etc und über­le­ge wirk­lich al­len Erns­tes mir die zwan­zig Bü­cher zu be­sor­gen und sie ab­ge­se­hen von mei­ner elend­slan­gen Le­se­lis­te mög­lichst bis Sep­tem­ber oder Ok­to­ber zu le­sen und in mei­nem Som­mer­ro­man, den ich ge­ra­de schrei­be oder kor­ri­gie­ren, ha­be ich auch Be­zug dar­auf ge­nom­men, in dem ich die Prot­ago­nis­tin ei­ne Di­plom­ar­beit dar­über schrei­ben las­se, lie­be Grü­ße aus der Sommerfrische

  2. Nun ha­ben wir es nicht gut ge­trof­fen, kein Klaus Mo­dik, kein Ar­no Gei­ger, aber da­für kann ich mit Ger­traud Klemm wan­dern ge­hen und wenn ich es jetzt nach St. Pöl­ten schaf­fe, mit „Win­ters Gar­ten” oder „Baba Dun­jas letz­te Lie­be” an­fan­gen und in­ter­es­sant, nur mehr ein paar Über­ra­schun­gen, die an­de­ren Ti­teln wur­den bei Buzz­al­drins Fa­vo­ri­ten­check schon ge­nannt und ich ha­be auf den Vla­di­mir Ver­tilb ver­ges­sen, ob­wohl mir Ott­wald John, als ich ihn vor kur­zem traf, auf ei­ne dies­be­züg­li­che Le­sung un­ter­wegs war und mir sag­te, das ist ein tol­les Buch.
    Viel Spaß beim Le­sen und viel­leicht hö­ren oder le­sen wir dem­nächst voneinander!

    1. Im­mer­hin 5 von 20, das ist doch nicht schlecht. Dut­li und Klemm wer­de ich wohl le­sen und viel­leicht auch den Ro­man von Schwit­ter al­lei­ne we­gen des skur­ri­len Co­vers. Aber ver­spre­chen will ich nichts. 😉
      Dut­li hät­te schon für „Sou­ti­nes letz­te Fahrt” den Buch­preis verdient.
      Schö­nes Wan­dern und Lesen!

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