Frühe Störung — Hans-Ulrich Treichels ironische Analyse einer ambivalenten Beziehung
„Ich hätte mich in unendliche Gedankenspiele verstricken können, musste aber irgendwann einsehen, dass das Kernproblem dieses ganzen inneren Hin und Her meine Mutter war. Die Ferne, nach der ich mich sehnte, war vor allem die Mutterferne. Und die Ferne, vor der ich mich fürchtete, war dieselbe Mutterferne.“
Die Mutterbindung ist bei Neugeborenen essentiell, sie garantiert das Überleben. Der Mensch, von Natur aus kein Nestflüchtling, löst sich erst allmählich daraus um mit beginnender Adoleszenz ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Doch Beziehungen sind störanfällig, besonders die zwischen Mutter und Sohn. Sie leiden nicht selten an zu viel Innigkeit und zu wenig Distanz.
Ob Mammone oder Muttersöhnchen, jeder kennt solche Fälle. In seinem neuen Roman „Frühe Störung“ erteilt Hans-Ulrich Treichel einem solchen das Wort. Franz Walter, Akademiker mit dem prekären Beruf des Reiseschriftstellers, wohnt längst nicht „Muttimania“ weiterlesen