Alpha-Preis 2013

Literatur und Glücksspiel

Die ge­gen­sei­ti­ge Wahr­neh­mung li­te­ra­ri­scher Neu­erschei­nun­gen scheint in­ner­halb der deutsch­spra­chi­gen Nach­bar­län­der noch im­mer dis­kre­pant zu sein. Dies stell­te jüngst die ös­ter­rei­chi­sche Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin Da­nie­la Stri­gl, die in die­sem Jahr den Al­fred-Kerr-Preis für Li­te­ra­tur­kri­tik er­hielt, in ei­nem In­ter­view her­aus. Auch im Bei­trag des ös­ter­rei­chi­schen Li­te­ra­tur­ge­flüs­ters zum Deut­schen Buch­preis kling die­ses an.

Der­art sen­si­bi­li­siert weck­te die Be­kannt­ga­be der Short­list des ös­ter­rei­chi­schen Buch­prei­ses Al­pha be­son­de­res In­ter­es­se bei mir. Es han­delt sich um neun Ti­tel von neun Au­toren, die mir zum Teil durch ih­re Le­sun­gen im Bach­mann­wett­be­werb be­kannt sind, dar­un­ter Isa­bel­la Fei­mer, Ju­lya Ra­bi­no­wich und Cor­du­la Simon.

So wie in Kla­gen­furt vor­wie­gend Au­toren in den An­fän­gen ih­rer li­te­ra­ri­schen Lauf­bahn an­tre­ten, för­dert auch der Al­pha-Preis jun­ge Ta­len­te . Die Au­toren sol­len Ös­ter­rei­cher sein oder ih­ren Ro­man the­ma­tisch in Ös­ter­reich an­sie­deln. Zu den wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen zählt nicht mehr als drei Wer­ke ver­öf­fent­licht zu ha­ben. Ge­spon­sert wird der be­reits zum vier­ten Mal aus­ge­setz­te Preis von den Ca­si­nos Aus­tria. Das Un­ter­neh­men ko­ope­riert mit den Bü­che­rei­en Wien, die aus ei­ner Viel­zahl ein­ge­sand­ter Wer­ke die Short­list auf­stel­len. Die ab­schlie­ßen­de Be­gut­ach­tung liegt in Hän­den ei­ner drei­köp­fi­gen Kri­ti­ker­ju­ry, zu der Fal­ter-Kul­tur­re­dak­teur Klaus Nüch­tern, die Jour­na­lis­tin Ga­brie­le Ma­de­ja und der Schrift­stel­ler Jo­sef Has­lin­ger zäh­len. Sie er­mit­teln drei Fi­na­lis­ten, die am Tag der Preis­ver­ga­be, den 11. No­vem­ber, aus ih­ren Ro­ma­nen le­sen und die Be­kannt­ga­be des Ge­win­ners er­war­ten dürfen.

Zu den Kan­di­da­ten zäh­len Bar­ba­ra Aschen­wald, die in Om­ka die Amne­sie ei­ner jun­gen Frau und die Su­che nach den ei­ge­nen Er­in­ne­run­gen be­schreibt. Ha­rald Da­rer, der in Wer mit Hun­den schläft die Men­ta­li­tät der Ös­ter­rei­cher aufs Korn nimmt. Isa­bel­la Fei­mers Der af­gha­ni­sche Koch er­zählt von ei­nem Paar mit un­ter­schied­li­chen Kul­tur- und Exis­ten­z­er­fah­run­gen. In ih­rem Rei­se­band Die Welt ist mei­ne In­ne­rei ver­eint die Fo­to­künst­le­rin und Au­torin Va­le­rie Frit­sch ih­re bei­den Me­tiers. Die bei uns sehr be­kann­te und in Mainz le­ben­de Ukrai­ne­rin Mar­ja­na Ga­po­nen­ko the­ma­ti­siert in Wer ist Mar­tha die In­di­vi­dua­li­tät von Ge­schich­te. Schick­sal und Kon­flikt ei­nes tür­ki­schen Mi­gran­ten schil­dert der in Ös­ter­reich ge­bo­re­ne Ha­san Ali Ider in Dji­had für li­la. Auch nicht ty­pisch al­pen­län­disch klingt der Na­me des Kan­di­da­ten Py­otr Ma­gnus Ne­dov, den das Le­ben von der So­wjet­uni­on über Mol­da­wi­en, Ru­mä­ni­en und Wien nach Köln führ­te. Sein De­büt Zu­cker­le­ben gleicht ei­nem Road­mo­vie durch die po­li­ti­schen Wir­ren der jüngs­ten Ge­schich­te. Ju­lya Ra­bi­no­wich tritt mit ih­rem Ro­man Die Erd­fres­se­rin an, aus dem wir beim vor­letz­ten Bach­mann­be­werb hö­ren konn­ten. Ei­ne Re­zen­si­on fin­det sich bei Le­se­wel­le. Auch die jun­ge Schrift­stel­le­rin Cor­du­la Si­mon ist durch ih­ren Auf­tritt bei den dies­jäh­ri­gen Ta­gen der deutsch­spra­chi­gen Li­te­ra­tur noch in fri­scher Er­in­ne­rung. In Kla­gen­furt las sie aus ih­rem zwei­ten Ro­man Ost­rov Mo­gi­la, mit ih­rem Erst­ling Der po­tem­kin­sche Hund steht auf der Short­list des Alpha-Preises.

Al­le Ti­tel klin­gen sehr in­ter­es­sant und ich wer­de min­des­tens ei­nes der Bü­cher hier im Herbst vorstellen.

 

Die Lis­te im Überblick:

Bar­ba­ra Aschen­wald, Om­ka, Hoffmann&Campe
Ha­rald Da­rer, Wer mit Hun­den schläft, Pi­cus
Isa­bel­la Fei­mer, Der af­gha­ni­sche Koch, Sep­ti­me
Va­le­rie Frit­sch, Die Welt ist mei­ne In­ne­rei, Sep­ti­me
Mar­ja­na Ga­po­nen­ko, Wer ist Mar­tha?, Suhr­kamp
Ha­san Ali Ider, Dji­had für Li­la, PRO­ver­bis
Py­otr Ma­gnus Ne­dov, Zu­cker­le­ben, Du­Mont
Ju­lya Ra­bi­no­wich, Die Erd­fres­se­rin, Zsolnay&Deuticke
Cor­du­la Si­mon, Der Po­tem­kin­sche Hund, Pi­cus

5 Gedanken zu „Alpha-Preis 2013“

  1. Lie­be Atalante,
    das ist ja ein wei­te­rer in­ter­es­san­ter Li­te­ra­tur­preis, der es uns tat­säch­lich ja nicht lang­wei­lig wer­den lässt, wenn wir denn noch den ei­nen oder an­de­ren Ti­tel die­ser Lis­te le­sen wol­len. Den Spon­sor, aus­ge­rech­net Ca­si­nos, fin­de ich sehr ge­lun­gen: Spiel­hal­len, die ihr Image aus­ge­rech­net mit ei­nem Li­te­ra­tur­preis (zo­cken und le­sen, geht das zu­sam­men?) auf­pep­pen wol­len. Das ist so klas­se, dass es fast von den Ro­ma­nen ab­lenkt. Ich bin ge­spannt, wel­chen Ro­man Du Dir aus­su­chen wirst und wel­che wei­te­ren Ro­ma­ne in den Blogs im Lau­fe der nächs­ten Wo­chen noch be­spro­chen werden.
    Vie­le Grü­ße, Claudia

    1. Lie­be Clau­dia, ich fin­de es über­aus lo­bens­wert, daß die Ca­si­nos Aus­tria mit die­sem Preis die Kul­tur spon­sern. Dar­an soll­ten sich die gro­ßen deut­schen Un­ter­neh­men ein Vor­bild neh­men, die lie­ber Fuß­ball und der­glei­chen för­dern als das Lesen.

      Wenn ich ei­nes Ta­ges um Glück und Geld spie­len möch­te, dann wer­de ich nicht nach Las Ve­gas, son­dern nach Ös­ter­reich fah­ren. Das könn­te so­gar ir­gend­wann ge­sche­hen, denn Li­te­ra­tur und Glücks­spiel sind gar nicht so weit von­ein­an­der ent­fernt, man den­ke an Dostojewski. 😉

  2. Nun ja, das wür­de ich et­was kri­ti­scher se­hen, aber si­cher ist Kul­tur­spon­se­ring gut, weil die zum Teil noch jün­ge­ren Au­toren, das Geld und die Eh­re ja brau­chen, die ge­la­de­nen Gäs­te be­kom­men dann ihr fei­nes Es­sen und das Buch, das sie viel­leicht dann gar nicht wirk­lich le­sen und die an­de­ren gar nicht hin­ein­dür­fen, wenn die Bü­cher aber durch die­sen Blog­ein­trag hin­aus nach Deutsch­land kom­men, fin­de ich das sehr fein!

  3. Hal­lo Eva, na­tür­lich be­trei­ben die Ca­si­nos Aus­tria die­ses Prei­se­vent vor­ran­gig aus Mar­ke­ting­über­le­gun­gen her­aus. Trotz­dem fin­de ich es bes­ser als die xte Sport­ver­an­stal­tung. Ob die ge­la­de­nen Gäs­te jetzt die rich­ti­gen sind und ihr Gast­ge­schenk wür­di­gen, oder nicht. Es gibt ja noch die ge­för­der­ten Au­toren, der Ge­win­ner er­hält im­mer­hin 10000 Eu­ro und, nicht zu ver­ges­sen, Zaun­gäs­te wie wir. 😉

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