Deutscher Buchpreis 2014 — Die Longlist

Neues und Altbewährtes

Vorschlag_Böv_11Der Deut­sche Buch­preis be­ruht auf Kon­stan­ten. Aus deutsch­spra­chi­gen Ro­ma­nen, die zwi­schen Ok­to­ber des Vor­jah­res und Sep­tem­ber er­schei­nen, wählt ei­ne stets neue Ju­ry 20 Ti­tel für ei­ne Long­list. Die­se wird Mit­te Au­gust be­kannt ge­ge­ben und im Sep­tem­ber auf sechs Short­list­kan­di­da­ten ein­ge­dampft. Al­le Au­toren die­ser Wer­ke er­hal­ten zwar zum Auf­takt der Frank­fur­ter Buch­mes­se im Kai­ser­saal des Rö­mer ein Preis­geld, doch fie­bert je­der der höchs­ten Aus­zeich­nung ent­ge­gen. Für man­chen Schrift­stel­ler ist dies nichts Neues.

Auch auf der heu­te ver­öf­fent­lich­ten Lis­te fin­den sich elf al­te Buch­preis­ha­sen, die be­reits für die ver­gan­ge­nen Prei­se no­mi­niert wa­ren, Lu­kas Bär­fuss, Ul­ri­ke Draes­ner, Es­ther Kin­sky, An­ge­li­ka Klüs­sen­dorf, Tho­mas Mel­le, Saša Sta­nišić, Hein­rich Stein­fest und Mar­le­ne Stre­eru­witz. Für Fer­idun Za­i­mo­g­lu, Tho­mas Hett­che und Mi­cha­el Köhl­mei­er er­folgt der Buch­preis-Stress so­gar zum drit­ten Mal. Dass da­bei der Eu­stress über­wie­ge, wünscht man vor al­lem den neun Neu­zu­gän­gen, An­to­nio Fi­an, Franz Fried­rich, Mar­tin Lech­ner, Ger­trud Leu­ten­eg­ger, Charles Le­win­sky, Mat­thi­as Nawrat, Chris­toph Po­schen­rie­der, Lutz Sei­ler und Mi­cha­el Ziegelwagner.

Die­ser fri­sche Wind ist der auch in die­sem Jahr frisch ge­kür­ten Ju­ry zu ver­dan­ken. Jens Bis­ky, Kat­rin Hill­gru­ber, Fri­th­jof Klepp, Su­san­ne Link, Man­fred Papst, Wieb­ke Porombka und An­ne­ma­rie Stol­ten­berg de­bat­tie­ren in ihr um den Preis. Mö­gen die bes­se­ren Ar­gu­men­te gewinnen.

Ei­nen Vor­ge­schmack auf die no­mi­nier­ten Ti­tel bie­tet der Schnell­durch­lauf, dem die nach Ver­la­gen sor­tier­te Lis­te folgt.

Lu­kas Bär­fuss schreibt über den Sui­zid sei­nes Bru­ders. Ul­ri­ke Draes­ner be­han­delt in ih­rem Fa­mi­li­en­ro­man die Aus­wir­kun­gen von Krieg und Flucht. An­to­nio Fi­an legt ei­ne ra­ben­schwar­ze Ge­sell­schafts­sa­ti­re vor, wäh­rend Franz Fried­richs Ro­man ge­nau­so skur­ril wie sein Ti­tel an­mu­tet. Nicht we­ni­ger Skur­ri­les spürt Tho­mas Hett­che in der Gar­ten­kunst zu Be­ginn des 19. Jahr­hun­derts auf. Es­ther Kin­sky lässt sich von Be­ob­ach­tun­gen in der Land­schaft Lon­dons zu in­ne­ren Re­fle­xio­nen in­spi­rie­ren. An­ge­li­ka Klüs­sen­dorf legt ei­ne Fort­set­zung ih­res Vor­gän­ger­ro­mans vor. Mi­cha­el Köhl­mei­er, der uns schon in zwei ge­wal­ti­gen Ro­ma­nen durch die Ge­schich­te des 20. Jahr­hun­derts führ­te, lässt nun Chur­chill und Chap­lin am Strand spa­zie­ren. Ei­nen Ent­wick­lungs­ro­man zwi­schen Kri­mi und Aben­teu­er legt Mar­tin Lech­ner vor. Wäh­rend Ger­trud Leu­ten­eg­ger ein his­to­ri­sches Er­eig­nis für ei­ne Me­lan­cho­lie des Be­geg­nens und Ver­lie­rens nutzt, in­stru­men­ta­li­siert Charles Le­win­sky das Jahr 1944 für sei­ne aber­wit­zi­ge Es­ka­pa­de. Als Lie­be im Pre­ka­ri­at lie­ße sich Tho­mas Mel­les Ro­man be­zeich­nen. Mat­thi­as Nawrat wid­met sich ei­ner fa­mi­liä­ren Re­cy­cling­fir­ma der ab­son­der­li­chen Art. Auch Chris­toph Po­schen­rie­der geht in der Zeit zu­rück, sein Ro­man han­delt von der Schwie­rig­keit ho­mo­se­xu­el­len Le­bens im Jahr 1914. Was die Rit­ter ei­ner Knei­pen­ta­fel auf Hid­den­see mit ei­ner Flucht aus der DDR zu tun ha­ben, er­zählt Lutz Sei­ler. Saša Sta­nišić hat mit sei­ner Ge­schich­te über Schau­der und Schön­heit der Ucker­mark be­reits den Leip­zi­ger Buch­preis ge­won­nen. Der Ro­man über ei­nen Wal und ei­nen wun­der­sam ge­wan­del­ten Ma­na­ger von Hein­rich Stein­fest scheint der dies­jäh­ri­ge Tri­but ans Po­pu­lä­re. Dass für den Deut­schen Buch­preis aus­ge­rech­net Mar­le­ne Stre­eru­witz’ Buch über eben die­ses Li­te­ra­tur­event no­mi­niert wur­de, ist nicht oh­ne Pi­kan­te­rie. Die zwei­te Sa­ti­re auf der Lis­te stammt, wie soll­te es an­ders sein, na­tür­lich auch von ei­nem Ös­ter­rei­cher. Es ist Mi­cha­el Zie­gel­wan­ger, der die „voll­um­fäng­li­che Da­seins­un­si­cher­heit“ ei­ner jun­gen Frau mit ei­ner mon­ar­chis­ti­schen Ge­heim­lo­ge kon­fron­tiert. Fer­idun Za­i­mo­g­lu hin­ge­gen schreibt na­tür­lich über die Lie­be, die er dies­mal auf zwei Des­il­lu­sio­nier­te tref­fen lässt. Mö­ge der bes­te Ro­man gewinnen.

 

Li­te­ra­tur­ver­lag Dro­schl, Graz:

An­to­nio Fi­an: Das Po­ly­kra­tes-Syn­drom (Fe­bru­ar 2014)

Dio­ge­nes Ver­lag, Zürich:

Chris­toph Po­schen­rie­der: Das Sand­korn (Fe­bru­ar 2014)

S. Fi­scher Ver­lag, Frankfurt:

Franz Fried­rich: Die Mei­sen von Uusi­maa sin­gen nicht mehr (Au­gust 2014)

Mar­le­ne Stre­eru­witz: Nach­kom­men. (Ju­ni 2014)

Han­ser Li­te­ra­tur Ver­lag, München:

Mi­cha­el Köhl­mei­er: Zwei Her­ren am Strand (Au­gust 2014)

Kie­pen­heu­er & Witsch, Köln:

Tho­mas Hett­che: Pfau­en­in­sel (Sep­tem­ber 2014)

An­ge­li­ka Klüs­sen­dorf: April (Fe­bru­ar 2014)

Fer­idun Za­i­mo­g­lu: Isa­bel (Fe­bru­ar 2014)

Luch­ter­hand, München:

Ul­ri­ke Draes­ner: Sie­ben Sprün­ge vom Rand der Welt (März 2014)

Saša Sta­nišić: Vor dem Fest (März 2014)

Matthes & Seitz, Berlin:

Es­ther Kin­sky: Am Fluß (Au­gust 2014)

Na­gel & Kim­che, Zürich:

Charles Le­win­sky: Kas­tel­au ( Au­gust 2014)

Pi­per Ver­lag, München:

Hein­rich Stein­fest: Der Al­les­for­scher (März 2014)

Re­si­denz Ver­lag, St. Pölten:

Mar­tin Lech­ner: Klei­ne Kas­sa (Re­si­denz, Fe­bru­ar 2014)

Ro­wohlt Ver­lag, Berlin:

Mat­thi­as Nawrat: Un­ter­neh­mer (März 2014)

Rowohlt.Berlin, Ber­lin:

Tho­mas Mel­le: 3000 Eu­ro (Au­gust 2014)

Mi­cha­el Zie­gel­wag­ner: Der auf­blas­ba­re Kai­ser (März 2014)

Suhr­kamp Ver­lag, Berlin:

Ger­trud Leu­ten­eg­ger: Pa­ni­scher Früh­ling (März 2014)

Lutz Sei­ler: Kru­so (Sep­tem­ber 2014)

Wall­stein Ver­lag, Göttingen:

Lu­kas Bär­fuss: Koa­la (März 2014)

 

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen bie­tet die Sei­te des Deut­schen Buch­prei­ses.

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